Tor Åge Bringsværd – Die wilden Götter

Dieses Buch erhielt von Lucyda 3 Sterne

Die wilden Götter behandelt die nordische Götter-Mythologie und basiert auf der Edda. Wir erfahren, wie die Welt entstand, wieso Odin zu dem wurde, der er ist und welche Streiche Loki ständig den anderen Asen spielt. Hier bekommen wir auf wenigen Seiten einen gut lesbaren Überblick über die Zusammenhänge der germanischen Götterwelten.

Tor Age Bringsvaerd - Die wilden GötterUntertitel: Sagenhaftes aus dem hohen Norden
Erstauflage: 1996
Seitenanzahl: 254 + 20 Seiten Hintergrund/Essay + 25 Seiten Namenregister und Quellenangaben
Erstmals gelesen: ~2009, dann wieder April 2013

Inhalt. Dieses Buch gibt die Mythen über die nordische Götterwelt wieder, rund um Odin, dern Göttervater, Thor, Loki, Freia, Tyr und den anderen Asen in der Götterburg Asgard. Es beginnt bei der Entstehung der Welt bzw. der Welten, thematisiert die Urfeindschaft zwischen Göttern und Riesen und charakterisiert die einzelnen Asen. Odin, der immer mehr wissen will, über die Welt grübelt und sich Sorgen um die Zukunft macht (und deswegen die Walküren aussendet, die die tapfersten Krieger nach Walhall bringen sollen und somit für Odin ein mächtiges Heer stellen). Loki, der immer wieder teilweise sehr hinterlistige Streiche spielt, sich aber jedes Mal wieder rausreden kann und sich wundert, dass die Asen misstrauisch ihm gegenüber sind. Thor, der mit seinem mächtigen Hammer Mjölner eine wichtige Rückversicherung für die Asen ist, der aber auch aufbrausend ist und schneller handelt als er denkt.

Viele Sagen des Nordens werden thematisiert: der verkleidet unter den Menschen wandelnde Odin und wie er sein Auge verlor. Die Herkunft von Thors Hammer, die von Heimdal bewachte Regenbogenbrücke Bifröst, die verjüngenden Äpfel der vergesslichen Göttin Iduna und auch, woher Findlinge in der Landschaft kommen oder Schäreninseln im hohen Norden. Das Buch endet – wie sollte es anders sein – mit Ragnarok, dem Untergang der Götter und mit Ausblick auf die neue Welt danach.

Kritik. Das Buch ist in diesem Sinne kein wirkliches Buch mit Romanhandlung, sondern mehr eine Art Mythensammlung über die nordischen Götter. Es basiert auf zwei Handschriften, die 1662 aus Island kommend in Kopenhagen eintreffen: die ältere Edda (Liederedda) und die jüngere Edda. Im Namenregister am Ende werden Quellenbelege eingebracht. Da ich die Edda selbst nicht gelesen habe, und meine Sicht durch verschiedene Rezeptionen v.a. des Nibelungenliedes sehr verwischt ist (was ist denn nun das „Original“, was haben sich moderne Autoren ausgedacht und was wurde wirklich vor Jahrhunderten überliefert?“), hilft dieses Buch, einen Überblick über die nordische Götterwelt zu bekommen. Es ist also im Großen und Ganzen eine Kurzfassung oder Zusammenfassung der Edda, eine Art Rückführung aller modernen Interpretationen (nicht zuletzt Wagners „Ring der Nibelungen“) auf „das Original“. Der Autor studierte Religionswissenschaften und Ethnologie, er weiss also, über was er redet.

Das Buch ist nicht so episch geschrieben wie zB. Tolkiens Silmarillion  oder auch die Bibel („Und es ward finster auf der Tiefe“), sondern eher schlicht und pragmatisch: die Götter spucken in einen Napf und daraus entsteht dann Kvasir, der weiseste aller Menschen. Aber das ist auch okay, immerhin haben wir hier unheimlich viele Geschichten auf nur 254 Seiten. Eine „Ausformulierung“ im Stil eines Silmarillion ist bei dieser Form des Buches tatsächlich nicht nötig.
Während dem Lesen (das war nun Runde 2 für mich) fielen mir immer wieder Parallelen zu Tolkien auf, dem alten Plagiator :D Oder Passagen aus Songtiteln von Amon Amarth oder Manowar geben auf einmal wirklich Sinn.

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2 Comments

  1. Masamune

    Eine untertriebene Wertung…
    Dieses Buch ist, wenn man nicht zufällig eine Edda zur Hand hat, die beste Informationssammlung an nordischer Mythologie die es gibt.
    Das Problem ist ja das die Edda, wie schon erwähnt, in so vielen Fassungen und urtürmlichen Sprachen existiert wie es IP-Adressen gibt… das wurde bei dem Buch umgangen.
    Alles wurde so einfach geschrieben wie möglich. Und das ist auch gut so, sonst würde sich jeder nur Wikipedia bedienen müssen… und das will doch hoffentlich niemand freiwillig.

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