Richard Bachman – Der Fluch

Dieses Buch erhielt von Lucyda 3 Sterne

Aus Unachtsamkeit kann viel Leid entstehen. Das muss Billy in diesem Buch feststellen, als er eine alte Zigeunerin überfährt. Trotz seiner Schuld wird er freigesprochen – doch der Vater der Toten findet eine andere Möglichkeit, „Gerechtigkeit“ zu üben.

Richard Bachman - Der Fluch

Erstausgabe: 1984
347 Seiten
Info: 1996 als „Thinner – Der Fluch“ verfilmt

Richard Bachman ist ein Pseudonym von Stephen King. Unter dem Namen veröffentlichte er einige seiner früheren Geschichten, um – so lesen wir auf Wikipedia – den Markt nicht mit King-Büchern zu überschwemmen. Möglicherweise hat er nicht auf sein Können und seinen Erfolg als Autor vertraut und wollte schauen, ob sich seine Geschichten auch unter unbekanntem Namen verkaufen..

Der Fluch – Handlung

Billy Halleck ist erfolgreicher Anwalt mit glücklicher Vorzeigefamilie: Er führt eine harmonische Ehe mit seiner Frau Heidi, die er schon sehr früh geheiratet hat. Die beiden haben eine Tochter im Teenager-Alter. Das einzige, was Billy zu schaffen macht, ist sein Übergewicht und damit verbunden seine Sorge vor einem frühen Herzinfarkt.

Dann kommt die Sekunde, die alles ändert: Billy überfährt eine alte Zigeunerin, die auf die Straße gelaufen kam. Sie ist sofort tot. Wir erfahren das Dilemma, das dahinter steckt: Billy ist mitschuldig, denn zum Zeitpunkt des Unfalls wurde er von seiner Frau befriedigt und er reagierte langsamer als normal.

Weil es sich aber „nur“ um eine fahrende Zigeunerin handelt, gibt sich niemand viel Mühe, den Unfall aufzuklären. Der Polizeichef nimmt die Unfallumstände nicht richtig auf und der Richter, der Billy schließlich freispricht, ist ein alter Freund.

Der Vater der Toten, ein uralter „Magyarenhäuptling“, erwartet daraufhin Billy auf den Treppen des Gerichtssaals, berührt ihn flüchtig an der Wange und flüstert ihm nur ein Wort ins Ohr: „Dünner„. Von nun an nimmt Billy stetig ab, obwohl er weiterhin futtert wie ein Scheunendrescher. Seine Freude darüber wandelt sich aber bald in Sorge und dann in Todesangst, als er nur noch aus Haut und Knochen besteht und zudem herausfindet, dass der Polizeichef und der Richter ebenfalls an unerklärlichen Erkrankungen leiden.

Billy ist nun überzeugt, dass das Oberhaupt der Zigeuner, die mittlerweile weitergezogen sind, ihn verflucht hat.

Der Fluch – Rezension

Die Geschichte startet auf den ersten Seiten sehr holperig. King/Bachman wirft den Leser ins eiskalte Wasser, wir erfahren erst in einer Folge von Rückblenden, was überhaupt passiert ist. Aber damit kommt man gut klar – von Anfang an wissen wir, dass Billy tief in der Klemme sitzt und sind gespannt darauf, wie – und ob – er da wieder rauskommen will.

Billys wechselnde Gemütszustände – Schuldgefühle, Angst, Hass, Wut, Trauer, Resignation und das Gefühl, zu Unrecht bestraft zu werden – kommen deutlich zum Tragen und sind auch ziemlich gut nachzuvollziehen. Besonders hart fand ich, dass er trotz seiner glücklichen Ehe auch seine Frau stellenweise zu hassen beginnt – denn sie ist letztendlich ja auch mitschuldig an dem tragischen Unfall. Aber nur er muss mit den Konsequenzen leben.

Und weil jeder in einem unaufmerksamen Moment großen Mist bauen kann, der natürlich niemals gewollt war, kann sich auch jeder Leser von „Der Fluch“ angesprochen fühlen. Und wir alle müssen froh sein, dass bei unseren (hoffentlich) kleinen Schludereien kein altes Zigeuneroberhaupt mit einem breiten Repertoire an Flüchen daneben steht :D

Interessant ist auch, dass „Der Fluch“ keine wirklichen Sympathieträger hat. Die Gefühls- und Gedankenwelt von Billy ist zwar nachvollziehbar, aber so richtig Mitleid habe zumindest ich nicht. Schließlich ist er insofern schuldig, dass er trotz seiner Beteiligung am Unfall einerseits seine Beziehungen hat spielen lassen, um sich freizusprechen, und andererseits gern von der Abneigung aller „weißen Männer der Stadt“ (so nennen die Zigeuner verächtlich die sesshaften Bürger) gegenüber den Zigeunern profitiert, um seine Schuld zu verstecken.

Die Zigeuner dagegen, die hier zugleich Opfer und Täter sind, leben in ihrer eigenen Sphäre. Auch sie scheuen nicht vor Gewalt zurück, um sich zu schützen. Das ist natürlich verständlich, wenn man von den „weißen Männern“ immer nur Ablehnung und Misstrauen erfährt. Hier scheinen wirklich zwei Welten aufeinander zu prallen. Mir war bislang auch gar nicht klar, dass es in den USA offenbar solche fahrenden „Zigeuner“ gibt, die sogar ihre eigene Sprache haben.

Der Fluch – Wertung

Bewertung: 3 von 5 Sternen
Die Geschichte zählt zu Kings früheren Werken und ufert daher glücklicherweise auch noch nicht so sehr aus wie spätere Bücher. So ist „Der Fluch“ ein Buch, eine ungewöhnliche Geschichte bietet und diese nicht unnötig breit tritt. Kann man wirklich gut zwischendurch mal lesen! Allerdings ist die Story auch nichts, was einem nachhaltig im Gedächtnis bleibt.
Bewertungskategorie InnovationBewertungskategorie Lesespaß

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