in Thriller mit verschiedenen Handlungssträngen, die aufeinander zulaufen. Wir lesen, wie aus einem normalen, treusorgenden Ehemann ein psychopathischer Mörder wird, der eine Gefahr für jeden in seiner Umgebung wird.
Erstauflage: 2000
Seitenanzahl: 887
Review online seit 16.02.2009
Inhalt. Die Geschichte geht vielversprechend los, es werden gleich zwei Handlungsstränge vorgestellt, die parallel stattfinden und sich immer abwechseln. Es geht einmal um einen jungen Mann, der spontan seine geliebte Frau ermordet und sich dann langsam immer mehr zu einem gefährlichen, der Welt entrückten Killer entwickelt.
Der zweite Strang erzählt von einer hochschwangeren Frau, deren Mann am Tag der Geburt des Kindes ums Leben kommt. Der kleine Sohn bekommt den Namen Bartholomew. Ein dritter Strang kommt ins Spiel, hier stirbt eine 16jährige bei der Geburt ihres durch eine Vergewaltigung gezeugten Kindes. Die Schwester der jungen Mutter nimmt sich des Kindes an und lebt fortan in Angst vor dem Vater des Kindes, der es töten würde, wenn er von seiner Existenz wüsste.
Seit dem Mord an seiner Frau hat der Mörder Angstträume, in denen ihm von einem Bartholomew Gefahr droht und dementsprechend verwendet er große Teile seiner Energie darauf, diesen Bartholomew zu finden.
Diese drei Stränge kommen im Lauf des Buches zusammen und vereinigen sich zu einem einzigen Handlungsstrang.
Kritik. „Dean Koontz – Der Meister unserer finstersten Träume“, das steht auf dem Rücken dieses Buchs, das ich vorletzte Woche auf dem Kramtisch einer Buchhandlung in Hagen gefunden hatte. Ca 890 Seiten dick, wegen eines Produktionsfehlers nur 2,99 € und ein Koontz, da kann man ja nicht nein sagen. Hatte schon öfters was von dem Autor gehört, aber noch nie gelesen.
Das Buch liest sich von Anfang an äußerst gut und fesselnd, der Autor zeigt Humor und weiß es, den Leser mitzureißen. Nach den ersten Seiten hatte ich große Erwartungen in den Rest, die jedoch mit der Zeit ein wenig auf die Probe gestellt wurden. Der Stil des Autors bleibt bis fast zum Ende durchgehend gleich gut, die Entwicklung der Geschichte selbst sagte mir aber nicht richtig zu. Es kommen immer mehr übersinnliche Phänomene ins Spiel – Kinder mit besonderen Fähigkeiten und dem Wissen über unzählige Parallelwelten zum Beispiel. Weiterhin geht es gegen Ende des Buchs meiner Meinung nach unglaublich harmonisch zu. Die Hauptcharaktere haben sich gefunden und bilden sofort eine eingeschworene Gemeinschaft, die für wohltätige Zwecke arbeitet – ohne die Entwicklung der einzelnen Charaktere zu berücksichtigen. Das ist meiner Meinung nach ein wenig unglaubwürdig und geht sehr in Richtung heile-Welt-Kitsch.
Auch der dreijährige Sohn, mit dem die Mutter Gespräche wie mit einem Erwachsenen führt, kommen nicht ganz rüber. Zu guter Letzt entledigt sich die Gemeinschaft ihres Verfolgers auf eine derart unliebsame Art, dass ich mich fragte, ob der Autor keine Zeit mehr hatte. 700 Seiten wird da in liebevoller Kleinstarbeit ein glaubwürdiger Killer modelliert und dann verschwindet er von einer Zeile auf die andere aus der Geschichte, aus dem Gedächtnis und ohne weitere Erwähnung aus dem Buch. Schade. Das Buch ist damit noch nicht zu Ende; auf wenigen Seiten vergehen noch ca 30 Jahre, in denen man einen Blick auf die Entwicklung der einstigen Hauptcharaktere erhält. Meiner Meinung nach musste auch das nicht sein.
Aber nichtdestotrotz ist das Buch bis zum erwähnten Endteil trotz sich andeutender kleiner Schwächen ein sehr unterhaltsamer und gut geschriebener Zeitvertreib.
Wertung.
Ich schwanke zwischen 3 Sternen (wegen der nachlassenden Story und dem daher unschönen Nachgeschmack) und 4 Sternen (wegen des attraktiven Stils, der weithin spannenden Geschichte und dem psychotischen Protagonisten) und empfehle das Buch letztendlich mit 3 Sternen und einem inoffiziellen +.
Der Geblendete – Zitate
Der Mörder lernt in einer Bar eine junge hübsche Frau kennen.
„Er fragte sich, wie es sein würde, mit ihr zu schlafen und sie umzubringen. Er hatte erst ein einziges Mal ohne guten Grund getötet. Und da hatte es einen dieser unangenehmen Bartholomews getroffen. [..] Einen Mann. Damals war keine Erotik im Spiel gewesen. Es würde eine Premiere sein.
Er war kein wahnsinniger Triebtäter, kein Mensch, der zum Mörder wurde, weil er seine perversen Gelüste nicht unter Kontrolle hatte. Eine einzige Erfahrung, bei der Sex und Tod Hand in Hand gingen – ein Luxus, den er sich kein zweites Mal leisten würde -, bedeutete nicht, dass er sich ernsthafte Gedanken über sich machen oder sein Selbstbild revidieren musste.
Eine Wiederholung würde auf einen gefährlichen psychischen Defekt hinweisen. Ein drittes Mal wäre unverzeihlich. Als einmaliges Erlebnis war es ein sinnvolles Experiment. Eine Lernerfahrung.
Jeder echte Abenteurer würde ihn verstehen.“