Vegan seit mehr als einem Jahr: So läufts

Schololade macht glücklich, das ist bekannt – und diese spezielle Schokolade ganz besonders, jedenfalls mich: vegane Schokoeier. Seit Anfang 2023 lebe ich vegan, vor etwa einem Jahr habe ich darüber geschrieben. Zeit für ein Zwischenfazit: Wie ist es ergangen und welche Schwierigkeiten gibt es? Wie fühle ich mich damit? Und auch die Schokoeier sollen am Ende zur Sprache kommen.

Vegan in Italien? Schwierig

Kürzlich waren wir nach langer Zeit mal wieder in Italien, in Florenz. In Italien ist man zurecht stolz auf die hervorragende Küche – und die ist eben nicht vegan. Das war mir klar, als wir hingefahren sind. Dass Vegan aber auch in einer Touristenstadt wie Florenz so wenig verbreitet ist, hätte ich nicht erwartet. Ich musste auf Vegetarisch umsteigen, weil ich tatsächlich in der einen Woche dort nicht eine Vegan-Kennzeichnung irgendwo gesehen habe. 

Und auch Vegetarisch ist nicht immer einfach: Florenz ist eine Fleisch-Stadt. Eine der Florentiner Spezialitäten ist das Steak “Bistecca alla fiorentina”. In gefühlt jedem zweiten Ristorante-Fenster hängt ein Stück Rind herum. Früher hätte ich mir nichts dabei gedacht oder mich über den Leckerbissen gefreut, aber seit ich bei Fleisch nicht mehr das Essen sehe, sondern das Tier, kommt mir das sehr gruselig vor. Jedenfalls habe ich, wenn ich nicht selbst eine vegetarische Speise auf der Karte ausmachen konnte, nach Gerichten “senza carne”, also “ohne Fleisch”, gefragt. In einem Restaurant hat die Bedienung dann den Kopf geschüttelt, alle Hauptgerichte waren mit Fleisch oder Fisch. Ich blieb dann bei den Käse-Gnocchi.

Balkontisch mit kompostierbarem Geschirr, zwei Gläsern Wein und Antipasti-Packungen
Einmal haben wir uns stilecht mit Antipasti aus dem Supermarkt beholfen: Ich wollte einen Abend lang keinen Käse

Ohne Fleisch heißt in Italien oft eben Käse-Overkill: Überbacken oder mit Käsesoße. Über Käsemangel kann ich mich also im Urlaub nicht beklagen. Nicht, dass Käse besser wäre als Fleisch, letztlich kommt es fürs Tier aufs gleiche raus. Immerhin: In unserer Unterkunft gab es auch Hafermilch als Alternative fürs Müsli und für den Kaffee, auf die hab ich mich dann gern gestürzt :D

Und so kam es, dass ich noch nie so froh war, nach dem Urlaub wieder zurück in Deutschland zu sein. Wir kamen mit dem Zug über Salzburg morgens in München an. Am Münchener Hauptbahnhof reihte sich ein Verkaufsstand mit veganen belegten Brötchen an den anderen und ich bekam auch einen Cappuccino mit Hafermilch. Mensch, hab ich mich gefreut, wieder ohne schlechtes Gewissen zu essen :D Ich bin stolz auf dich, München! Am Hauptbahnhof in Florenz hatte ich für die Fahrt noch vergeblich nach veganen Snacks gesucht und auch im City-Supermarkt nebenan gab es nur Käsebaguettes.

Weihnachten und Ostern

Diese beiden Feiertage hießen für mich mein Leben lang immer: Schokolade in allen Formen. Auch mit 40 Jahren bestand ich noch auf einen Adventskalender, Schokoeier und Schokonikoläuse mussten dazugehören, damit ich glücklich war. Seit wir vegan leben, fällt das weg. Die Weihnachts- und Oster-Schoki-Landschaft ist vergleichbar mit Italien: vegane Alternativen muss man mit der Lupe suchen (jedenfalls im Supermarkt). Das macht das Leben ein kleines bisschen trauriger.

Umso größer meine Freude, wenn ich dann doch was finde – wie hier die veganen gefüllten Schokoeier von Lindt und die veganen massiven Schokohäschen von Rewe. In solchen Momenten bin ich voller Liebe gegenüber den Unternehmen, die auch pflanzliche Alternativen anbieten. Schauen wir dagegen zu Milka, deren Schokolade ich früher gerne mochte. In den FAQ steht:

"WARUM GIBT ES KEINE VEGANE SCHOKOLADE VON MILKA?

Alpenmilch ist seit 120 Jahren zentraler Bestandteil der Marke Milka und spielt eine wichtige Rolle bei der Herstellung der zartschmelzenden Schokolade, die unsere Konsumenten kennen und lieben. Wir wissen, dass Konsumenten pflanzliche Alternativen zur Verfügung stehen und wir respektieren es voll und ganz, dass sich einige Menschen für vegane Produkte entscheiden. Bei Milka möchten wir weiterhin Konsumenten von unserer zartschmelzenden Schokolade begeistern, und Alpenmilch wird auch in Zukunft ein sehr wichtiger Bestandteil für uns sein."
„… Bei Milka möchten wir weiterhin Konsumenten von unserer zartschmelzenden Schokolade begeistern, und Alpenmilch wird auch in Zukunft ein sehr wichtiger Bestandteil für uns sein.“

Also im Grunde: “Es ist uns völlig egal, wir machen es schon immer so, wir sch* auf euch – und auf die Tiere”. Denn:

"IST DIE MILCH IN MILKA PRODUKTEN BIOMILCH, HEUMILCH ODER ZERTIFIZIERT?

Unsere Alpenmilch ist keine Biomilch und nicht von einer bestimmten Organisation zertifiziert."

Milka achtet nicht auf Bio-Haltung bei ihren Kühen, deren Bedingungen immerhin geringfügig besser wären als Nicht-Bio-Haltung. Und zur “Alpen”milch:

"WOHER KOMMT DIE MILCH FÜR EURE MILKA SCHOKOLADE?

Wir arbeiten eng mit lokalen Milchlieferanten zusammen, um Alpenmilch von Familienbetrieben zu beziehen. Die gesamte Milch für Milka stammt von rund 800 Betrieben mit durchschnittlich 60 Kühen im Umkreis von 100 km in den Alpen und im Alpenvorland."

Die Milch kommt also aus dem Alpenraum, das macht sie zu “Alpenmilch”. Da es sich nicht um Bio-Haltung handelt, sehen die Milchkühe die Sonne aber höchstwahrscheinlich nur einmal in ihrem Leben: Auf dem Weg zum Schlachthof. Der Begriff “Alpenmilch” ist zudem nicht reguliert und sagt nichts über die Haltung aus – die Milka ja bereits als Nicht-Bio benannt hat. Hier gibt es mehr Infos dazu. Danke also für nichts, Milka.

Ein echtes Danke aber an Lindt, Rügenwalder, Block House (“Best Steaks since 1968”) und allen anderen Unternehmen, die aufgeschlossen gegenüber Neuem sind und nicht stur auf ihrem traditionellen Geschäftsmodell beharren <3

Drei vegane Schokoeier von Lindt und vegane Schokohasen von Rewe
Drei vegane Schokoeier von Lindt und vegane Schokohasen von Rewe

Mein Fazit nach über einem Jahr Vegan

Im Alltag ist es überhaupt kein Problem, rein pflanzlich zu essen. Es gibt so viele vegane Alternativen, die auch gut schmecken und mittlerweile auch günstiger werden. Auf Google Maps oder mit der App Happy Cow kann man fürs Essen auswärts auch tolle Entdeckungen machen. Vegane Restaurants, die es mittlerweile – zumindest in Hamburg – gibt, sind auch richtig gut. Auch veganen Döner (“Vöner”) gibt es schon recht oft. Wir haben mit dem Gül Gemüse Döner Lieblings-Dönerspot in Stade gefunden. Der vegane Döner schmeckt genauso gut, kostet gleich viel wie der Fleischdöner und es gibt hinterher noch einen Tee aufs Haus, wenn du direkt dort isst.

Am Hamburger Hbf zieht es mich dagegen immer wieder zu Vincent Vegan. Dagegen können andere Fast-Food-Burger einpacken. Und so sieht das aus:

Kein Werbefoto! Bild vom „Cheesy One“, bevor ich ihn wegfutterte

Belastende Gedankenlosigkeit

Oft genug fällt es aber auch schwer, vegan zu essen: Im Urlaub, auf dem Weihnachtsmarkt, in Städten mit regionalen Spezialitäten wie Fischburgern. Dann fühlt es sich mehr wie Verzicht an: Die meisten Menschen essen, was ihnen schmeckt – ohne sich Gedanken über die Herkunft des Essens und die Konsequenzen zu machen. Ich “verbiete” mir diese Gedankenlosigkeit und verzichte. Aber ethisch ist der Verzicht meiner Meinung nach richtig und auch alternativlos.

Trotzdem finde ich diese Gedankenlosigkeit anderer Menschen oft belastend. Kürzlich hörten wir in der Tauchgondel Sellin auf Rügen einen kurzen Vortrag über die Ostsee und das Leben im Meer. Der Führer sagte: “Ist die Ostsee überfischt? Ja! Alle Meere sind überfischt. Wissen Sie, wie viel Ostseefisch Sie hier essen? Zwei Prozent! Zwei! Der Rest kommt meist aus dem Nordatlantik.” Überfischung heißt, dass mehr Fisch gefangen wird, als auf natürlichem Weg nachkommt. Er sagte es nicht, aber das bedeutet: Fisch essen ist nicht gut für die Meere und die Vielfalt im Wasser.

Bild aus der Tauchglocke nach außen. Vor dem Fenster grünes Wasser mit aufsteigenden Blasen
Unter Wasser in der Tauchgondel in Sellin, Rügen

Direkt nach dem Vortrag sahen wir eine Familie, die im Vortrag dabei war, am Fischstand Fischbrötchen bestellen. Ich finde das Ausmaß der Verdrängung und des “Ist mir egal” erschreckend – heute. Bis vor nicht allzu langer Zeit hätte ich selbst noch verdrängt und mich beruhigt: Ach, ein Fischbrötchen macht doch keinen Unterschied. Nein – aber alle zusammengenommen schon.

Insgesamt geht es mir aber gut mit dem veganen Essen. Ich finde es richtig. Und es ist heutzutage nicht mehr schwer, sich vegan zu ernähren :D

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