Ende Juli findet eine Mondfinsternis statt! Gute Gelegenheit, sich mit ein paar Fragen dazu zu beschäftigen, finde ich. Warum wird der Mond bei einer Mondfinsternis eigentlich rot? Und warum dauert die Mondfinsternis nächste Woche so lange? Hier gibt’s ein neues Video und die Antworten dazu :D
Du hast es bestimmt auch schon gelesen, oder? Am 27. Juli 2018 findet die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts statt. Bisher haben aber nur die wenigsten Nachrichten erklärt, warum diese Mondfinsternis so besonders lang ist und warum der Mond dann so rötlich leuchtet. In diesem Beitrag erkläre ich dir per Film und Bild, was eine Mondfinsternis ist, warum die Medien dabei von einem „Blutmond“ sprechen und was an dieser MoFi im Juli 2018 nun genau so besonders ist. Ach ja, und außerdem ist am gleichen Tag Mars-Opposition! .D
Der Mond in den Medien… Zuviel Sensation
Bist du vielleicht auch genervt und verwirrt von übertriebenen Headlines wie „Supermond!“, „Spannendstes Naturschauspiel unserer Zeit!“ oder „Phänomenales Spektakel am Nachthimmel!“? Diese Artikel sind geprägt von Effektheischerei und völliger Unkenntnis dessen, was überhaupt passiert. Man schreibt von anderen schlechten Artikeln ab und dreht noch ein wenig an den Superlativen herum, und dann kommt einfach nur noch Müll dabei heraus.
Zu oft wurden solche übertriebenen Artikel geschrieben, um für völlig unspektakuläre Ereignisse viele Klicks zu bekommen. Genau darüber habe ich mich schon früher mal aufgeregt:
- Der „Frostmond – das einmalige, jährlich stattfindende Naturereignis“ -> es ist einfach der letzte Vollmond im Jahr
- Der „Schwarze Mond, das unheimliche Phänomen zu Halloween“ -> 2x Neumond im Oktober statt nur einmal
Es ist zum Weinen und Lachen gleichzeitig und so ein Mist ärgert mich. Vor allem auch, weil solche Meldungen den Leser abstumpfen lassen. Wir sind ja nicht blöd, wir erkennen doch, wenn uns irgendwas völlig langweiliges als DAS MEGAEREIGNIS verkauft werden soll. Und wenn wirklich mal was Interessantes ist, schaut keiner mehr hin, weil jeder es wieder für völlig übertrieben hält. Schade!
Beispiel – der Tagesspiegel bringt heute diese Headline:
„Totale Mondfinsternis in Berlin – Am 27. Juli um 20.58 Uhr verdunkelt sich der Himmel“
Nur in Berlin? – Darunter folgt dann ein Bild des Mondes aus Frankfurt. Und ist es nicht irgendwie normal, dass sich gegen 9 Uhr abends der Himmel verdunkelt?
Naja, dann kommen wir mal zum Thema des heutigen Beitrags: Die Mondfinsternis nächste Woche!
Die Mondfinsternis am 27. Juli 2018
Neumond (Mond ist dunkel) und Vollmond (Mond ist hell), wie in den verlinkten Beiträgen oben, haben wir jeden Monat. Eine Mondfinsternis ist schon deswegen wesentlich interessanter, weil es sie nur 2-3x im Jahr gibt. Und dann können wir sie auch nicht immer sehen, weil wir uns gerade auf der Tagseite des Planeten befinden. Oder sie findet irgendwann zwischen 3 und 5 Uhr morgens statt, wenn der Mensch sich seinen dringend benötigten Schlaf gönnt. Praktisch können wir also eher alle paar Jahre mal in den Genuss einer Mondfinsternis kommen.
Wie eine Mondfinsternis zustande kommt, erkläre ich im Video ganz kurz – mit 3D-Animationen :D Auch die darunterstehenden Infos könnt ihr euch dort anschauen.
1:26 … wie eine Mondfinsternis entsteht
2:26 … Wie sie aus unterschiedlichen Perspektiven aussieht (Animationsvideo)
3:47 … warum der Mond rot wird
6:33 … und warum Mondfinsternisse unterschiedlich lange dauern
Am 27. Juli passt es nun aber besser. Der Mond geht gegen 20 Uhr auf und ist dann im Halbschatten der Erde schon dabei, dunkler zu werden. Um 20:24 wird es dann langsam ernst und statt einer leichten Verdunklung legt sich nun der Kernschatten der Erde auf den Mond. Bei uns ist es dann noch hell, also werden wir vielleicht noch nicht so viel sehen. Erst nach einer Stunde, um 21:30, ist der Mond aber komplett im Schatten abgetaucht und der berühmte rötliche „Blutmond“ ist zu sehen. Am dunkelsten ist der Mond wieder knapp eine Stunde später und um 23:13 verlässt er den Kernschatten wieder, so dass er langsam wieder heller wird.
Weitere Infos zum Ablauf der Mondfinsternis findest du hier. Fun FactHeute, am 20. Juli vor 49 Jahren setzte um 21:17 Uhr deutscher Zeit (Sommerzeit gab es erst wieder 10 Jahre später) die Mondlandefähre von Apollo 11 auf dem Mond auf. Als Louis Armstrong die Leiter herunterkletterte und als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, war es nach unserer Zeit schon der 21. Juli, aber im Kontrollzentrum von Houston noch nicht. – Und somit ist heute fast rundes Erster-Mensch-betritt-den-Mond-Jubiläum!
Warum dauert die Mondfinsternis diesmal so lange?
Die Erde ist eine Kugel (annähernd) – das wissen die meisten von uns :D Sie wirft demnach einen runden Schatten. Je nachdem, wie ein anderes Objekt – nehmen wir aus aktuellem Anlass doch einfach den Mond – nun diesen Schattenkreis schneidet, ist es länger oder weniger lang vollständig davon bedeckt.
Schrammt unser Trabant nur gerade so ganz oben oder unten durch, dann ist er schneller wieder aus dem Schatten draußen. Je zentraler der Mond den Schatten quert, desto länger die Verdunklung. Ist also eigentlich ganz einfach :D
Bei der Mondfinsternis am 27.07.2018 braucht der Mond 103 Minuten durch den Kernschatten. Das ist die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts – joah. Aber schaut man sich an, welche anderen langen Mondfinsternisse es seit 1900 und bis 2100 gab und geben wird, dann geht es hier wirklich nur um Minuten. Im Jahre 2000 dauerte eine MoFi sogar ganze 106 Minuten, 2011 konnten wir „nur“ 100 Minuten schauen.
Also klar, Rekordwerte sind immer toll. Aber bitte lass dich nicht von irgendwelchen Sensationsmeldungen darüber beirren. Eine totale Mondfinsternis ist ein besonderes Ereignis, egal, ob sie nur 90 oder 100 Minuten dauert!
Warum wird der Mond bei einer totalen Mondfinsternis rot?
Das ist schon schwieriger – aber du wirst es durch einfache Beobachtungen nachvollziehen können :D Die Erde ist ja glücklicherweise von einer zig Kilometer dicken Atmosphäre umgeben. Licht, das von der Sonne kommt, passiert auch die Atmosphäre. Die Atmosphäre ist kein Vakuum, sondern angefüllt mit kleinen Teilchen, die ständig in Bewegung sind.
Es geht also alles andere als ruhig zu – und selbst in klaren Nächten siehst du die Sterne funkeln. Nicht, weil die so instabil wären und halt funkeln, sondern weil das Licht durch die Atmosphäre abgelenkt wird. Sie streut und filtert das Licht, und wenn es nicht auf der Erdoberfläche auftrifft, sondern an den Polen einfach die Atmosphäre passiert und wieder verlässt, ist nur noch der rötliche Anteil des Lichtspektrums übrig.
Auch das kannst du übrigens selbst nachprüfen: Mittags ist die Sonne klein und gleißend weiß. Abends und morgens bringt sie uns aber zum Schwärmen: Sie wirkt viel größer – und vor allem nicht weiß, sondern orange bis rot. Das liegt einfach daran, dass die Sonnenstrahlen mittags fast rechtwinklig auf die Erdoberfläche auftreffen und damit einen viel kürzeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen müssen als abends, wenn sie schräg einfallen. Dadurch wirkt die Sonne rötlicher, größer und leicht verzerrt. Wahnsinnig faszinierend, oder?
Es passieren also zwei Dinge, die eine totale Mondfinsternis nicht komplett duster erscheinen lässt, sondern dafür rötlich:
- gestreutes Licht der Erdatmosphäre bewirkt, dass der Schatten den Mond nicht komplett verdunkelt
- dieses Licht ist nicht einfach gelblich wie normal, sondern orange bis rot
Mars-Opposition
Und wenn dir während der Mondfinsternis nächste Woche ein besonders heller, rötlich strahlender Lichtpunkt ein wenig unterhalb des Mondes auffällt, dann ist das nicht „Ooohhhh, so ein heller Stern!“, sondern der Mars, unser Nachbarplanet. Zufällig steht der genau am Abend der MoFi in Opposition, d.h. am nächsten Punkt der Erde.
Die Planeten bewegen sich alle in mehr oder weniger kreisförmigen Bahnen um die Sonne herum. „Opposition“ ist dabei der Moment, in dem ein Planet einen anderen „überholt“ – sprich: du kannst mehr oder weniger eine gerade Linie ziehen zwischen den beiden Planeten und der Sonne. Bei Mars und Erde passiert das ca. alle zwei Jahre.
Aber es fallen nicht nur Mondfinsternis Mars-Opposition zufällig auf den gleichen Tag! Denn diesmal kommt der Mars der Erde besonders nahe. Weil die Planeten eben nicht exakt kreisförmige Bahnen haben, sondern eher elliptische, und die auch noch leicht zueinander geneigt, fällt die Opposition mal enger und mal weniger eng aus. Am 27. Juli sind es nur rund 58 Millionen Kilometer, die uns von unserem Nachbarn trennen, während die Entfernung bei anderen Oppositionen auch mal rund 100 Millionen Kilometer betragen kann.
Das bedeutet: Der Mars erscheint so groß und hell wie schon seit etwa 15 Jahren nicht mehr!
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