Ian Banks – Die Sphären

Dieses Buch erhielt von Lucyda einen Stern

„Die Sphären“ bringt einige interessante Konzepte auf den Tisch. So leben ganze Zivilisationen / Kulturen innerhalb eines großen Planeten auf verschiedenen „Schalen“ – Der Planet ist aufgebaut wie eine russische Puppe und besteht aus verschiedenen Schalen bzw. Ebenen. Wir betrachten nun die Reise eines jungen Prinzen einer dieser Schalen, der seine Heimat verlässt.

Iain Banks - Die SphärenErstauflage: August 2006
Seitenanzahl: 797 inkl. Anhang
Review online seit 16.02.2009

Inhalt. Jahrtausende in der Zukunft existieren viele Zivilisationen in einem fortgeschrittenen hochtechnisierten, teilweise göttlichen Zustand nebeneinander. Nichts scheint unmöglich. Eine inzwischen verschwundene Zivilisation errichtete vor Äonen aus Gründen, die niemand bekannt sind, tausende von Schalenwelten – riesige künstliche Planeten mit vielen Ebenen übereinander, jede einzelne so groß wie eine Welt und mit Himmel, künstlichen Sternen und Vegetation. Verbunden und gleichzeitig getragen sind die verschiedenen Ebenen durch riesige Türme, die vom Kern bis zur Oberfläche der Schalenwelt reichen.

Auf einer dieser Welten, Sursamen, Ebene 8, lebt eine menschliche Zivilisation auf technischem Stand der Dampfmaschine. Ein junger Prinz, Thronerbe dieser Ebene, muss beobachten, wie sein Vater – der König – grausam von seinen eigenen Untergebenen ermordet wird. Der Prinz flieht mit einem Diener an die Oberfläche des Planeten, um die Hilfe seiner Schwester zu suchen, die Jahre zuvor in die Obhut einer hochtechnisierten Zivilisation genommen wurde und hier einen wichtigen Posten als Agentin bekleidet.

Gleichzeitig ist der Bruder des jungen Prinzen Zeuge, als ein Artefakt aus tiefster Vergangenheit in einer längst versunkenen Stadt Sursamens auftaucht und plötzlich auf zerstörerische Weise aktiv wird.

Kritik. Ich bekam dieses Buch von meinem Vater zu Weihnachten und war begeistert, als ich den Klappentext las. Hier lesen wir dies: „Menschen besiedeln diese Welten, nicht ahnend, dass sie damit ihren eigenen Untergang heraufbeschwören. Denn die Habitate sind eine gigantische Falle für die menschliche Zivilisation…“. Leider hat die tatsächliche Story, wie ich sie oben beschrieben habe, bestenfalls ein kleines Quentchen mit dem Klappentext gemein. Was auf dem Buchrücken steht, hat quasi nichts mit dem Inhalt des Buchs zu tun. Das ist schon mal ein großer Enttäuschungspunkt. Aufgrund des Klappentextes hätte ich dieses Buch gekauft, hätte ich gewusst, was tatsächlich der Inhalt ist – eher nicht.

In Erwartung der gigantischen Falle für die menschliche Zivilisation beginnen wir also zu lesen, müssen uns jedoch erst hunderte Seiten mit einer barbarischen Zivilsation und deren feudalistischen Problemen herumschlagen, welche im Gesamtkontext der großen Zivilisationen absolut nichtig sind. Für mich war das eher enttäuschend, da ich erwartet hatte, einen waschechten Sci-Fi-Roman in den Händen zu halten. Man begegnet zwar auf der Reise des Prinzen ausserhalb der Schalenwelt und aus der Sicht seiner Schwester faszinierenden hochentwickelten Zivilisationen und Bräuchen, doch dies eher am Rande.

Erst im späten Verlauf der 600er-Seiten dieses 800-Seiten-Wälzers gibt es erste Hinweise auf die gigantische Falle für die menschliche Zivilisation, die keinesfalls eine gigantische Falle für die menschliche Zivilisation ist – jedenfalls nicht in diesem übertriebenen Wortsinn. Aber ich möchte nicht zuviel verraten. Nachdem die Story hunderte Seiten dahinplätscherte, kommt sie am Schluss zu einem blitzschnellen und so überhasteten Ende, dass es gar nicht überrascht oder schockiert, obwohl es inhaltlich definitiv das Potential dazu hätte. Leider erfährt man auch wenig bis nichts über das „warum“ und „was überhaupt?“ am Ende.

Die Charaktere sind dazu wenig ausgereift, man kann sich nur schwer identifizieren, man kann nicht in sie hineinblicken, daher fühlt man auch nur wenig mit ihnen mit.

Genug des Negativen. Wäre der Blick des Buchs nicht zu sehr auf die unterentwickelte Zivilisation der Schalenwelt gelenkt, sondern würde auch ein wenig mehr der übermächtigen Zivilisationen zeigen, hätte das Buch sicherlich mehr Potential. Es sind definitiv faszinierende Ansätze vorhanden, wie zB. den Schalenwelten selbst, oder tausende Kilometer große Nestwelten einer Wasserspezies oder futuristische Technikspielereien. Leider kommt dies nur am Rande vor. Ich habe gehört, dass der Autor weitere Bücher geschrieben hat, die in diesem Universum angesiedelt sind (die „Kultur-Reihe“) und die teilweise sehr hochgelobt sind. Leider sehe ich bei „Die Sphären“ wenig Grund, nachhaltig zu loben.

Wertung. 1 Stern plus
Nur ein Stern für unpassenden und irreführenden Klappentext, eine langatmige Story, die im Prinzip eher wenig in ein solches Universum passt und das überhastete Ende sowie die eher leblosen Charaktere. Ein paar interessante Ansätze ziehen die Wertung wieder ein wenig hoch, daher das +.

Die Sphären – Zitate

Hier ein Aspekt, den ich durchaus interessant fand. Davon sollte es mehr geben :D

„Jerle Batra war mit männlichem Geschlecht geboren und hatte, wie in der Kultur üblich, für eine Weile das Geschlecht gewechselt und ein Kind zur Welt gebracht. Später hatte er sich aus persönlichen Gründen für einige Zeit in die Ruhe beziehungsweise Einlagerung zurückgezogen und etwa tausend Jahre in einem Zustand verbracht, der dem Tod so nahe kam, wie es möglich war, ohne ganz auf die andere Seite zu wechseln.
Nach dem Erwachen fühlte er noch immer den Schmerz, ein Mensch in menschlicher Gestalt zu sein, und daraufhin ließ er Gehirn und Zentralnervensystem nacheinander auf verschiedene Gestalten übertragen. Seinen derzeitigen Körper bewohnte er seit rund einem Jahrhundert. Er war ein Aciculat und hatte die Gestalt eines Busches [..].“

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