Vom Exorzismus und magischen Relikten

Dieser Tag hätte schwer in die Hose gehen können. Jedenfalls schaute ich ihm seit Montag voller Unbehagen entgegen. Und ich stelle fest, die Welt ist noch immer voller Zauberei und magischen Gegenständen. Man muss nur genauer hinschauen :D

Folgende Verse berichten vom Kampf der Novizin Lucyda gegen einen bösartigen Dämon. Die Worte sind zwar kaum zu verstehen, aber glücklicherweise enthielt der zerfledderte Band auch eine Übersetzung des Originaltextes.

1. Es war einmal ein hoher, einsamer Berg. Auf dessen Gipfel befand sich die heilige Höhle des großen Herrschers Bosax, der die Höhle gelegentlich aufsuchte, um von hier aus seine wundersamen Taten zu vollbringen. Im 5. Stock des Südasien-Instituts hat Prof. S. sein Büro.
2. Bosax hatte einen schön anzusehenden, machtvollen Quader, den er für seine unergründlichen Taten benutzte. Ein Apparat voller Magie und arkanen Techniken. Einen iMac mit OS X 7.5 Lion.
3. Er teilte mir mit, dass diesem besagten Quader ein Dämon innewohne. Ich möge mich darum kümmern. Den Dämon bändigen oder vertreiben. Der Dämon sei von der Art, dass er die Handlungen von Bosax blockierte und sabotierte. Nur durch die Nennung seines Namens kann dieser Dämon gebändigt werden. Und dieser Name war in Vergessenheit geraten. Das Admin-Passwort war nicht bekannt. Ohne das Passwort können viele Einstellungen und Updates nicht vorgenommen werden.
4. In einem ersten Versuch betrat ich vorsichtig die heilige Höhle und näherte mich dem mächtigen Quader. Ich hoffte, dass Bosax den Namen des Dämons vielleicht nur nicht richtig ausgesprochen hatte. Leider hörte der Dämon auch nicht auf mich. Verzweifelt versuchte ich, den Namen einfach zu raten. Aber ihr wisst ja alle, wie viele Namen die Götter auf dieser Welt verteilt haben, und so musste ich nach kurzer Zeit aufgeben. Der Dämon lachte mich aus. Ich hatte Angst vor einer zweiten Begegnung. Ich probierte die üblichen Adminpasswörter der Abteilung durch, keines davon wurde akzeptiert. Also versuchte ich noch ein paar naheliegende Schüsse ins Blaue, zB. Vor- und Nachname des Professors plus 123. Klingt blöd, aber auf so eine Weise konnte ich mir an anderen Rechnern schon Zugriff verschaffen. Hier leider nicht.
5. Verzweiflung erfasste mich. Ich konsultierte die alten Schriften, welche mir mehrere Möglichkeiten offenbarten, wie dem Dämon beizukommen sei. Ich googelte.
6. Die einfachste und ungefährlichste Möglichkeit wäre die Verwendung eines kreisrunden, silbrig schimmernden Relikts. Dieses würde den Dämon ablenken und ich könnte ihm dann einen neuen Namen aufzwingen, so dass er für immerdar an mich gebunden wäre. Eine Boot-CD musste her, mit der man das Passwort zurücksetzen könnte.
7. Leider besaß ich kein solches Relikt und diese sind in unseren Tagen auch selten geworden. Wohl besaß ich ältere Relikte dieser Art, aber diese hatten ihre Macht vor langer Zeit schon verloren. In meinem wohlsortierten Hiwi-Zimmer befanden sich viele Boot-CDs aus den frühen 2000er Jahren, die mit der modernen Technik des Jahres 2011 nicht funktionieren würden.
8. Entmutigt verließ ich den hoffnungslosen Ort für einige Tage, um anderswo zu meditieren und vielleicht durch göttlichen Beistand weitere Möglichkeiten zu erkennen. Ich hatte Feierabend und schob die Problemlösung auf einen anderen Tag: heute.
9. Am heutigen Tage, der für den großen Exorzismus angedacht war gewahrte ich auf meinem schweren Weg hin zum einsamen Berge zwei Männer am Wegesrand. Der eine sah mich freundlich an und reichte mir ein dünnes Buch. Die heilige Schrift eines Gottes, der mir fremd ist. Ein Zeichen? Obgleich ich keine Magie und somit keine Hilfe in der Schrift spüren konnte, bedankte ich mich dennoch. Bei einem Kampf wie diesem sollte man niemals Hilfe ablehnen. bibelAuf dem Weg von der Haltestelle zum SAI standen 2 Gideons (Leute, die Bibeln verteilen) und verteilten Bibeln. oO Ich nahm eine an. Umsonst was bekommen, da bin ich dabei. Außerdem hat der Mann so lieb gelächelt.
10. Die Methode mit dem Relikt erschien mir am Verheißungsvollsten, daher konzentrierte ich mich nun auf die Suche nach einem Relikt möglichst jungen Alters, das noch von viel Macht erfüllt war. Ich fragte einen anderen Novizen. Dieser hatte bei sich tatsächlich ein Relikt aus jüngerer Zeit verborgen und überließ es mir kampflos. Mein Herz fasste Hoffnung. Ein Kollege hatte eine Bood-CD mit OS X 10.6 aus dem Jahr 2009 herumliegen. Wir sind wirklich auf dem neuesten Stand.
11. Ich wollte mich nicht wieder an den Dämon wagen, ohne die Kraft des Reliktes selbst auszuprobieren. Mit Hilfe einer Attrappe konnte ich meine Beschwörung erproben und vervollkommenen. Zuversichtlich sah ich einer erneuten Begegnung mit dem Dämon entgegen. An meinem eigenen Mac im Büro probierte ich die Methode aus. Mein Mac fügte sich klaglos der Macht der Boot-CD.
12. Dennoch – meine bisherigen Begegnungen mit Dämonen, die solche geheimnisvollen Quader heimsuchen, konnten nicht alle Zweifel am Erfolg der Dämonenaustreibung mit Hilfe eines magischen Reliktes vertreiben. Computer sind launisch und bösartig. Was hier geht, muss dort nicht unbedingt gehen.
13. Aus diesem Grunde wanderte ich weiter umher und betrat einen Zirkel von Exorzisten, um hier um Rat zu fragen, für den Fall, dass das Relikt versagte. Ich googelte.
14. Vermummte Gestalten wisperten mir Gerüchte über einen anderen Beschwörungszauber zu, mit dessen Hilfe der Dämon sich besiegen ließe. Dieser sei jedoch gefährlich. Dabei werde ein zweiter Dämon beschworen, der den ersten ablenken könne, während ich diesen banne. Ich hörte Berichte davon, dass anderen Exorzisten der Quader beim Versuch der Beschwörung zerstört worden war. Oder er nicht mehr verwendbar war. Oder zumindest, dass der Zauber nutzlos war. Daher bekam ich es mit der Angst zu tun, lernte aber dennoch Buchstabe für Buchstabe des gefährlichen Spruches auswendig. Beim Bootvorgang könne man per Konsolenbefehl im Rootverzeichnis eine Datei löschen, so dass ein zweiter Admin-Account angelegt wird. Über diesen könne man dann das Passwort des ersten Accounts zurücksetzen und neu vergeben und anschließend den zweiten Account wieder löschen. Erfahrungsberichte wie „seit 2 Tagen rechnet er, aber es passiert nichts“, „ich komme gar nicht mehr drauf“, aber auch „funktionierte perfekt, danke!“ ließen mich vor dieser Methode zurückschrecken. Niemand wurschtelt gern im Root-Verzeichnis des Chefs herum. Was, wenn was schiefgeht? Das wollte ich ungern erleben.
15. Nun fühlte ich mich bereit für den Kampf gegen den Dämon. Eine helfende Elfe überreichte mir feierlich den Schlüssel zur heiligen Höhle, die ich mit schlotternden Knien betrat. Glücklicherweise spürte ich nicht die Präsenz des Bosax. Unter dessen scharfen Augen den Kampf zu beginnen hätte mich noch unsicherer gemacht. Von der liebenswürdigen Sekretärin bekam ich den Schlüssel zum Büro des Chefs, der zum Glück nicht da war. Wenn was schiefgeht, wollte ich immerhin die Option haben, auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung zu verschwinden, bevor das Problem bemerkt werden würde.
16. Ich aktivierte den Quader. Während er aus dem Schlaf erwachte, vollführte ich einige Gesten, die die Kräfte des magischen Reliktes aufwecken sollten. Der Quader bemerkte die Präsenz des Reliktes – doch der Dämon war zu stark. Er schrie mir unverständliche Worte entgegen und voller Angst schaltete ich den Quader wieder ab. Der Zauber war gescheitert. Der Computer erkannte die Boot-CD, doch er nahm sie nicht an, da der Prozessor nicht mit der Software zusammenarbeiten konnte. Ich erhielt das Mac-Pendant zu einem Bluescreen: oben links in der Ecke stand „PANIC-SHUTDOWN“ und ansonsten ein schwarzer Bildschirm mit jede Menge weissen Zeichenreihen. Das ist genau das, was man NICHT sehen will, wenn man sich am Computer des Chefs zu schaffen macht.
17. Zum Glück hatte ich mir den Beschwörungsspruch gemerkt, der sicherlich voller schwarzer Magie steckt. Es blieb mir nichts anderes übrig, als dieses Wagnis einzugehen. Vorsichtig aktivierte ich den Quader wieder und brachte ihn dazu, mir aufmerksam zuzuhören. Ich begann vorsichtig die Formeln zu murmeln. Es blieb also nur die Möglichkeit, im Root-Verzeichnis herumzuwurschteln. Den im Terminal direkt während des Bootvorgangs einzugebenden Code hatte ich mir notiert.
18.

 

mount -uw /
rm /var/db.AppleSetupDone
shutdown -h now

19. Der Dämon rührte sich nicht. Nachdem ich meinen Spruch zu Ende formuliert hatte, versank der Quader wieder in tiefen Schlaf. Ihn jetzt aufzuwecken würde zeigen, ob der zweite Dämon beschworen war. Und ob er mir gehorchte. Nichts schlimmes passierte. Ordnungsgemäß schaltete der Computer sich aus.
20. Ein weiteres Mal aktivierte ich den Quader. Nach kurzer Zeit meldete sich der zweite Dämon. Er war noch jung und kannte sich im Gefüge der Welt nicht aus, und er war neugierig. Also hielten wir Zwiesprache. Am Ende fragte er mich, wie er heisse. Ich gab ihm einen Namen und band den Dämon damit an meinen Willen. Nun war er bereit. Nach dem Boot kam ich problemlos in den zweiten Adminaccount. Er wollte zwar, dass ich Lizenzvereinbarungen akzeptiere und korrekte Angaben zum Benutzer mache, aber ungeduldig übersprang ich alle Schritte und kam schließlich auf dem Desktop an.
21. Mein eigener Dämon konnte nun den ersten Dämon packen und festhalten, während ich ihm mit einem glühenden Eisen einen neuen Namen einbrannte. Er wehrte sich und ich musste den Namen zweimal schreiben, aber danach gab der Dämon auf. Dadurch, dass ich nun seinen Namen kannte, hatte ich volle Macht über seinen Willen. Von diesem zweiten Adminaccount aus konnte ich glücklicherweise das Passwort des Original-Accounts zurücksetzen und ein neues Passwort vergeben. Man kann sich meine Ängste nicht vorstellen, während ich vor dem Computer saß und nicht wusste, ob nicht doch was dazwischen kommt. Bei Computern weiss man nie.
22. Am Ende blieb nur noch, den ersten Dämon dazu zu verwenden, meinen eigenen beschworenen Dämon wieder zu vernichten. Er hatte mir gut gedient und seinen Zweck erfüllt. Ich löschte den neuen Adminaccount.
23. Erleichtert verließ ich die heilige Höhle und verschloss sorgfältig das Portal. Ich hoffe, dass während dem Kampf mit dem Dämon nicht die filigranen Strukturen des Quaders gestört wurden.. Am liebsten würde ich ihn nie wieder sehen. Die Geschichte endet hier. Dies bedarf keiner Übersetzung.
1. Es war einmal ein hoher, einsamer Berg. Auf dessen Gipfel befand sich die heilige Höhle des großen Herrschers Bosax, der die Höhle gelegentlich aufsuchte, um von hier aus seine wundersamen Taten zu vollbringen. Im 5. Stock des Südasien-Instituts hat Prof. S. sein Büro.
2. Bosax hatte einen schön anzusehenden, machtvollen Quader, den er für seine unergründlichen Taten benutzte. Ein Apparat voller Magie und arkanen Techniken. Einen iMac mit OS X 7.5 Lion.
3. Er teilte mir mit, dass diesem besagten Quader ein Dämon innewohne. Ich möge mich darum kümmern. Den Dämon bändigen oder vertreiben. Der Dämon sei von der Art, dass er die Handlungen von Bosax blockierte und sabotierte. Nur durch die Nennung seines Namens kann dieser Dämon gebändigt werden. Und dieser Name war in Vergessenheit geraten. Das Admin-Passwort war nicht bekannt. Ohne das Passwort können viele Einstellungen und Updates nicht vorgenommen werden.
4. In einem ersten Versuch betrat ich vorsichtig die heilige Höhle und näherte mich dem mächtigen Quader. Ich hoffte, dass Bosax den Namen des Dämons vielleicht nur nicht richtig ausgesprochen hatte. Leider hörte der Dämon auch nicht auf mich. Verzweifelt versuchte ich, den Namen einfach zu raten. Aber ihr wisst ja alle, wie viele Namen die Götter auf dieser Welt verteilt haben, und so musste ich nach kurzer Zeit aufgeben. Der Dämon lachte mich aus. Ich hatte Angst vor einer zweiten Begegnung. Ich probierte die üblichen Adminpasswörter der Abteilung durch, keines davon wurde akzeptiert. Also versuchte ich noch ein paar naheliegende Schüsse ins Blaue, zB. Vor- und Nachname des Professors plus 123. Klingt blöd, aber auf so eine Weise konnte ich mir an anderen Rechnern schon Zugriff verschaffen. Hier leider nicht.
5. Verzweiflung erfasste mich. Ich konsultierte die alten Schriften, welche mir mehrere Möglichkeiten offenbarten, wie dem Dämon beizukommen sei. Ich googelte.
6. Die einfachste und ungefährlichste Möglichkeit wäre die Verwendung eines kreisrunden, silbrig schimmernden Relikts. Dieses würde den Dämon ablenken und ich könnte ihm dann einen neuen Namen aufzwingen, so dass er für immerdar an mich gebunden wäre. Eine Boot-CD musste her, mit der man das Passwort zurücksetzen könnte.
7. Leider besaß ich kein solches Relikt und diese sind in unseren Tagen auch selten geworden. Wohl besaß ich ältere Relikte dieser Art, aber diese hatten ihre Macht vor langer Zeit schon verloren. In meinem wohlsortierten Hiwi-Zimmer befanden sich viele Boot-CDs aus den frühen 2000er Jahren, die mit der modernen Technik des Jahres 2011 nicht funktionieren würden.
8. Entmutigt verließ ich den hoffnungslosen Ort für einige Tage, um anderswo zu meditieren und vielleicht durch göttlichen Beistand weitere Möglichkeiten zu erkennen. Ich hatte Feierabend und schob die Problemlösung auf einen anderen Tag: heute.
9. Am heutigen Tage, der für den großen Exorzismus angedacht war gewahrte ich auf meinem schweren Weg hin zum einsamen Berge zwei Männer am Wegesrand. Der eine sah mich freundlich an und reichte mir ein dünnes Buch. Die heilige Schrift eines Gottes, der mir fremd ist. Ein Zeichen? Obgleich ich keine Magie und somit keine Hilfe in der Schrift spüren konnte, bedankte ich mich dennoch. Bei einem Kampf wie diesem sollte man niemals Hilfe ablehnen. bibelAuf dem Weg von der Haltestelle zum SAI standen 2 Gideons (Leute, die Bibeln verteilen) und verteilten Bibeln. oO Ich nahm eine an. Umsonst was bekommen, da bin ich dabei. Außerdem hat der Mann so lieb gelächelt.
10. Die Methode mit dem Relikt erschien mir am Verheißungsvollsten, daher konzentrierte ich mich nun auf die Suche nach einem Relikt möglichst jungen Alters, das noch von viel Macht erfüllt war. Ich fragte einen anderen Novizen. Dieser hatte bei sich tatsächlich ein Relikt aus jüngerer Zeit verborgen und überließ es mir kampflos. Mein Herz fasste Hoffnung. Ein Kollege hatte eine Bood-CD mit OS X 10.6 aus dem Jahr 2009 herumliegen. Wir sind wirklich auf dem neuesten Stand.
11. Ich wollte mich nicht wieder an den Dämon wagen, ohne die Kraft des Reliktes selbst auszuprobieren. Mit Hilfe einer Attrappe konnte ich meine Beschwörung erproben und vervollkommenen. Zuversichtlich sah ich einer erneuten Begegnung mit dem Dämon entgegen. An meinem eigenen Mac im Büro probierte ich die Methode aus. Mein Mac fügte sich klaglos der Macht der Boot-CD.
12. Dennoch – meine bisherigen Begegnungen mit Dämonen, die solche geheimnisvollen Quader heimsuchen, konnten nicht alle Zweifel am Erfolg der Dämonenaustreibung mit Hilfe eines magischen Reliktes vertreiben. Computer sind launisch und bösartig. Was hier geht, muss dort nicht unbedingt gehen.
13. Aus diesem Grunde wanderte ich weiter umher und betrat einen Zirkel von Exorzisten, um hier um Rat zu fragen, für den Fall, dass das Relikt versagte. Ich googelte.
14. Vermummte Gestalten wisperten mir Gerüchte über einen anderen Beschwörungszauber zu, mit dessen Hilfe der Dämon sich besiegen ließe. Dieser sei jedoch gefährlich. Dabei werde ein zweiter Dämon beschworen, der den ersten ablenken könne, während ich diesen banne. Ich hörte Berichte davon, dass anderen Exorzisten der Quader beim Versuch der Beschwörung zerstört worden war. Oder er nicht mehr verwendbar war. Oder zumindest, dass der Zauber nutzlos war. Daher bekam ich es mit der Angst zu tun, lernte aber dennoch Buchstabe für Buchstabe des gefährlichen Spruches auswendig. Beim Bootvorgang könne man per Konsolenbefehl im Rootverzeichnis eine Datei löschen, so dass ein zweiter Admin-Account angelegt wird. Über diesen könne man dann das Passwort des ersten Accounts zurücksetzen und neu vergeben und anschließend den zweiten Account wieder löschen. Erfahrungsberichte wie „seit 2 Tagen rechnet er, aber es passiert nichts“, „ich komme gar nicht mehr drauf“, aber auch „funktionierte perfekt, danke!“ ließen mich vor dieser Methode zurückschrecken. Niemand wurschtelt gern im Root-Verzeichnis des Chefs herum. Was, wenn was schiefgeht? Das wollte ich ungern erleben.
15. Nun fühlte ich mich bereit für den Kampf gegen den Dämon. Eine helfende Elfe überreichte mir feierlich den Schlüssel zur heiligen Höhle, die ich mit schlotternden Knien betrat. Glücklicherweise spürte ich nicht die Präsenz des Bosax. Unter dessen scharfen Augen den Kampf zu beginnen hätte mich noch unsicherer gemacht. Von der liebenswürdigen Sekretärin bekam ich den Schlüssel zum Büro des Chefs, der zum Glück nicht da war. Wenn was schiefgeht, wollte ich immerhin die Option haben, auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung zu verschwinden, bevor das Problem bemerkt werden würde.
16. Ich aktivierte den Quader. Während er aus dem Schlaf erwachte, vollführte ich einige Gesten, die die Kräfte des magischen Reliktes aufwecken sollten. Der Quader bemerkte die Präsenz des Reliktes – doch der Dämon war zu stark. Er schrie mir unverständliche Worte entgegen und voller Angst schaltete ich den Quader wieder ab. Der Zauber war gescheitert. Der Computer erkannte die Boot-CD, doch er nahm sie nicht an, da der Prozessor nicht mit der Software zusammenarbeiten konnte. Ich erhielt das Mac-Pendant zu einem Bluescreen: oben links in der Ecke stand „PANIC-SHUTDOWN“ und ansonsten ein schwarzer Bildschirm mit jede Menge weissen Zeichenreihen. Das ist genau das, was man NICHT sehen will, wenn man sich am Computer des Chefs zu schaffen macht.
17. Zum Glück hatte ich mir den Beschwörungsspruch gemerkt, der sicherlich voller schwarzer Magie steckt. Es blieb mir nichts anderes übrig, als dieses Wagnis einzugehen. Vorsichtig aktivierte ich den Quader wieder und brachte ihn dazu, mir aufmerksam zuzuhören. Ich begann vorsichtig die Formeln zu murmeln. Es blieb also nur die Möglichkeit, im Root-Verzeichnis herumzuwurschteln. Den im Terminal direkt während des Bootvorgangs einzugebenden Code hatte ich mir notiert.
18.

 

mount -uw /
rm /var/db.AppleSetupDone
shutdown -h now

19. Der Dämon rührte sich nicht. Nachdem ich meinen Spruch zu Ende formuliert hatte, versank der Quader wieder in tiefen Schlaf. Ihn jetzt aufzuwecken würde zeigen, ob der zweite Dämon beschworen war. Und ob er mir gehorchte. Nichts schlimmes passierte. Ordnungsgemäß schaltete der Computer sich aus.
20. Ein weiteres Mal aktivierte ich den Quader. Nach kurzer Zeit meldete sich der zweite Dämon. Er war noch jung und kannte sich im Gefüge der Welt nicht aus, und er war neugierig. Also hielten wir Zwiesprache. Am Ende fragte er mich, wie er heisse. Ich gab ihm einen Namen und band den Dämon damit an meinen Willen. Nun war er bereit. Nach dem Boot kam ich problemlos in den zweiten Adminaccount. Er wollte zwar, dass ich Lizenzvereinbarungen akzeptiere und korrekte Angaben zum Benutzer mache, aber ungeduldig übersprang ich alle Schritte und kam schließlich auf dem Desktop an.
21. Mein eigener Dämon konnte nun den ersten Dämon packen und festhalten, während ich ihm mit einem glühenden Eisen einen neuen Namen einbrannte. Er wehrte sich und ich musste den Namen zweimal schreiben, aber danach gab der Dämon auf. Dadurch, dass ich nun seinen Namen kannte, hatte ich volle Macht über seinen Willen. Von diesem zweiten Adminaccount aus konnte ich glücklicherweise das Passwort des Original-Accounts zurücksetzen und ein neues Passwort vergeben. Man kann sich meine Ängste nicht vorstellen, während ich vor dem Computer saß und nicht wusste, ob nicht doch was dazwischen kommt. Bei Computern weiss man nie.
22. Am Ende blieb nur noch, den ersten Dämon dazu zu verwenden, meinen eigenen beschworenen Dämon wieder zu vernichten. Er hatte mir gut gedient und seinen Zweck erfüllt. Ich löschte den neuen Adminaccount.
23. Erleichtert verließ ich die heilige Höhle und verschloss sorgfältig das Portal. Ich hoffe, dass während dem Kampf mit dem Dämon nicht die filigranen Strukturen des Quaders gestört wurden.. Am liebsten würde ich ihn nie wieder sehen. Die Geschichte endet hier. Dies bedarf keiner Übersetzung.
Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert