Nachdem ich in letzter Zeit so fleißig an meiner Bachelorarbeit geschrieben hab, ist völlig unbemerkt mein Abo-Account für Final Fantasy 14 ausgelaufen. Als ich dann wieder Zeit hatte und endlich wieder ne Runde spielen wollte, musste ich voller Entsetzen feststellen, dass mir der Zugriff auf meinen geliebten Magier und Heiler verwehrt wurde, und ich hatte/habe kein Geld für neue Spielzeit.
Ein neues Spiel musste her. Kollege Ray kam mit der Idee zu Neverwinter an, es soll für ein F2P-Spiel (Free to play, mit Itemshop) ganz gut sein. Es ist komplett kostenlos spielbar.
Also tagelang runtergeladen, gestartet und seit knapp einer Woche ausprobiert – hier eine kurze Vorstellung des Spiels. Bin allerdings selbst noch mitten in der Levelphase, keine Ahnung wie der Endcontent aussieht.
Neverwinter ist ein farbenfrohes „Action-MMO„, also nicht unbedingt ein klassisches MMORPG wie World of Warcraft, Star Wars: The old Republic oder FF14, sondern actionreicher, mehr wie Guild Wars 2. Mehr dazu unten. Es basiert auf dem Dungeon & Dragons-System. Die Welt ist ziemlich hübsch gemacht und bietet definitiv eine schönere Grafik als Aion, das ich gleichzeitig auch mal angetestet hab.
Action und Kampfsystem
Es wird mehr Wert auf Kämpfe gelegt und die Levelquests sind dadurch sehr viel interessanter: Es gibt keine oder nur sehr wenige klassische „Besorge x Stück von Gegenstand Y“ oder „Renne zu NPC X, dann zu Y, dann zu Z, dann zurück zu Y“ (hat mich in FF14 in den Wahnsinn getrieben beim Leveln).
Dafür gibt es beim Leveln „Solo-Instanzen“ (man kann auch mit anderen rein, habe das mit Ray schon gemacht, aber es geht eben auch allein), in die man durch Quests geschickt wird. Dort gibt es teilweise schon recht harte Mobs umzuhauen. Ist alles machbar, aber solche Bossmobs zu killen gab es in WoW nur einmal alle 10 Level oder so :D Und hier gehört es fest dazu.
Die Kämpfe sind ziemlich schnell: Es gibt kein Mana zu berücksichtigen und keinen Global Cooldown. Also zackzack, alles raushauen was geht. Teilweise kann man (also meine Klasse „Glaubenskleriker“) auch im Laufen kanalisieren, man muss also nicht auf der Stelle stehen und sich verprügeln lassen. Außerdem kann man wie in GW2 schön Schlägen ausweichen ^^
Da es kein Mana gibt, muss man andere Kampfmechaniken beachten. Die Mausskills haben keinen Cooldown, man kann sie gut als Füller nutzen. Andere Skills haben einen Cooldown, für wieder andere müssen durch Schaden austeilen/heilen erstmal genug Punkte angesammelt werden, bis sie aufgeladen und nutzbar geworden sind. Wenn zB. Göttlichkeit voll aufgeladen ist, kann man es aktivieren und anschließend ordentlich Schaden bzw. Heilung kanalsieren oder die anderen normalen Skills dadurch verstärken – so lange, bis die Göttlichkeitspunkte wieder aufgebraucht sind. Toll!
Was noch zur „Action“ beiträgt, ist, dass der Char sich eher wie in einem Ego-Shooter bewegt. Sprich: er schaut dahin, wohin man die Maus bewegt. Auf diese Weise visiert man auch Gegner oder Freunde an. In Neverwinter sind außerdem bereits Fertigkeiten an die linke und rechte Maustaste gebunden, so dass man Gegner/Freunde nicht per Klick anvisieren kann, zum Anvisieren reicht das pure „Draufhalten“ per Mouseover, mit den Maustasten und den anderen Tastenkombinationen setzt man dann die Fertigkeiten ein.
Das ist anfangs ziemlich verwirrend und eine etwas nervige Umstellung, aber man gewöhnt sich daran.
Als Heiler allerdings ist es durchaus recht heftig. Ich hab gestern eine erste richtige Instanz als Heiler gemacht und joah, beim Endboss kamen extrem viele kleine Mobs und dazwischen tummelten sich die anderen Partymember (und deren NPC-Begleiter). Da ist das Anvisieren nicht ganz einfach. Man sieht im Gruppenfenster dass einer ordentlich Schaden kriegt, aber man kann ihn nicht wie sonst überall über das Gruppenfenster anvisieren, nein, man muss ihn im Getümmel ausfindig machen und es dann schaffen, die Maus über ihm zu halten. Teilweise muss man wegen besserer Sicht die Position verändern – gerade beim Tank, der üblicherweise ziemlich von Mobs umkreist wird. Mit Pech läuft das Ziel dann weg, während meine Heilung auslöst, oder ein Mob rennt dazwischen.
Die Ini hab ich heute nochmal gemacht und es ging nun besser, weil ich wusste was mich erwartet.
Gameplay
Erstmals spiel ich hier von Anfang an einen Heiler („Glaubenskleriker„). Erfahrungsgemäß sind Heiler ziemlich nervig zu leveln, aber hier geht es ziemlich gut. Er trägt zudem Kette und nicht Stoff :D Als Kleriker kann man ganz gut Schaden austeilen UND ganz gut heilen dabei. Macht jedenfalls bisher ziemlich viel Spaß.
Weiterhin bekommt man auf glaube Level 16 eine Quest, durch die man sich einen Gefährten freischalten kann, dh. nen NPC, der einen begleitet und je nachdem was für einen man ausgewählt hat macht er Damage, tankt oder heilt. Das hilft gut dabei, eventuelle Klassennachteile im Solospiel auszugleichen. Mit meinem Kleriker komm ich aber auch ohne meinen Magier-Gefährten ganz gut aus, wenn der mal wieder auf Solomission ist :D Ab Lvl 20 gibt es auch Mounts – erstmal nur normale Pferde, gegen Echtgeld oder mit viel Glück auch andere Viecher. Aber auch ein Pferd ist schon ein spürbarer Geschwindigkeitszuwachs :D
Sehr gelungen ist das Questsystem. Es gibt keine so riesige Fülle an Quests, die alle mehr oder weniger nerven, sondern man wird mit den recht wenigen Quests ganz gut durch die Story geführt und man levelt auch ziemlich schnell dabei. Und es sind Action-Quests, wie oben erwähnt :D
UND das Sahnehäubchen stellen die Questpfade dar. Wenn man das einschaltet, wird einem am Boden durch eine funkelnde Linie immer der Weg zum nächsten Questziel angezeigt. Egal, ob in der Stadt zum NPC oder in der Landschaft – teilweise direkt zu den Questpunkten hin, wo man was holen soll, teilweise in ein gekennzeichnetes Questgebiet, wo man dann selbst nach den Mobs/Sachen schauen muss. Da spart man sich viel Zeit an Herumirren und evtl. sogar googeln.
Das Handwerkssystem hab ich mir nun auch schon angeschaut. Normalerweise ist das immer mit ziemlich nervigem Gefarme verbunden (sogar bei GW2, wo es ja immer heisst, dass da alles Spaß machen soll ^^). Bis jetzt sieht es so aus, dass man nicht farmen muss. Das Ganze basiert eher darauf, dass man einen Crafting-NPC bekommt. Den schickt man auf bestimmte Aufgaben weg, die (bis jetzt) bis zu 6 Stunden dauern können. Wenn er fertig ist kommt er wieder, bringt Mats mit oder das was er eben angefertigt hat und man bekommt EP für den Beruf. Ok, so kann man nicht „fix nen Beruf hochskillen“, aber man muss auch nicht stundenlang farmen gehen.
Attribute, Talente, Kräfte und Skills
Wie in GW2 ist die Skillleiste ziemlich fest. Es gibt für unterschiedliche Arten von Skills / Items festgelegte Slots. Innerhalb dieses festen Rahmens kann man die Skills aber beliebig austauschen mit Skills der gleichen Art.
Jedes Level kann man durch einen Kräftepunkt entweder neue Skills lernen oder einen schon vorhandenen Skill verstärken.
Ab und zu darf man auch noch Attributpunkte verteilen (allerdings ist die Wahl da nicht so groß, für Heiler bringt eben immer Willenskraft am meisten :D). Auch einen Talentpunkt kann man jedes Level vergeben und damit bestimmte Fähigkeiten weiter verstärken.
Auf Level 30, das ich eben erreicht hab, kann man dazu noch zwischen zwei „Vorbildpfaden“ wählen, also zwei unterschiedliche Klassenspezialisierungen, die jeweils andere Schwerpunkte setzt und Zugriff auf andere Skills gewährt.
Zum F2P
Man sieht an allen Ecken und Enden, dass das Spiel F2P ist. Okay, es gibt keine knallharten Einschränkungen wie bei SWTOR, als es F2P wurde. Man kann auch als F2P-Spieler alles machen. Ordentliche Mounts oder auch nur Inventartaschen lassen sie sich aber in harter Währung bezahlen. Gestern hab ich aus Neugier mal geschaut, wie viel man für eine 24-Slot-Tasche zahlen müsste: 10 EUR. Schnelle Mounts kosten schon mal 35 EUR. Dazu kauft man auf der Webseite für echtes Geld die Spielwährung „Zen“.
Für Spielgold, was durch Gegner gedroppt wird oder das man durch Verkaufen von Gegenständen an den NPC bekommt, gibt es nicht viel. Das erste Mount auf Level 20, ansonsten fast nur noch Tränke und Heilmeds. Nicht mal für das interne Auktionshaus kann man Gold gebrauchen.
Neben Zen und Gold gibt es noch eine dritte Währung: Astraldiamanten. Diese kann man auch von/nach Zen umwandeln, ist aber unglaublich teuer. Im Auktionshaus wird alles mit Astraldiamanten abgewickelt: Man bezahlt damit und man bekommt für verkaufte Items Astraldiamanten.
Wer nicht wirklich dick echte Euro ausgeben will, für den sind im Spiel Astraldiamanten die wichtigste Währung. Man bekommt sie (neben der Umwandlung aus Zen) durch tägliche Quests, durch zufällig gedroppte Kisten und durch andere kleinere Events. Auch einer der Handwerksberufe kann Astraldiamanten produzieren.
Also: man merkt, dass es ein F2P-Spiel ist (hach, da lobt man sich doch FF14, da kann jeder alles durch ehrliches Spielen verdienen :D – Dafür hat man wenn der Geldhahn zu ist auch keinen Zugriff mehr auf all seine aufgewändete Spielzeit in Form seines Chars). Aber dennoch kommt man glaube ich auch ganz gut klar, wenn man nicht bezahlen will.
Außerdem hab ich vorher als Questbelohnung auf Lvl 28 oder so doch noch ne Inventartasche gratis bekommen!
Fazit nach knapp einer Woche bis Level 30 als Glaubenskleriker :D
Das Spiel ist kostenlos. Es macht Spaß, man levelt recht schnell und man stirbt ziemlich wenig (bisher nur 2x in der Ini gestern, solo noch nie :D). Wenn man sich an die etwas atypische Steuerung für MMORPGs gewöhnt, kann man mit Neverwinter auf jeden Fall Wartezeiten zu größeren Spielen überbrücken. Ob es auch auf Maxlvl noch Spaß macht, oder wie die anderen Klassen so sind, weiss ich allerdings nicht.