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Neuer Nebenjob – Offensichtliches Ausnutzen

Plejadium-Sternenhintergrund

Ich arbeite seit gestern in einem Schreibwarenladen in der Heidelberger Altstadt, dessen Namen ich eher nicht nenne. Ist alles nicht so das Wahre. Gut, dass es nicht viel Geld gibt, hatte ich eigentlich befürchtet und das ist jetzt auch so. Bin als kassierende Aushilfe angestellt. Der Job ansich ist okay, kassieren eben – denk mal, wenn ich da mehr drin bin, ist es nicht mehr so stressig. Leider ist die Firmenpolitik nicht auf „Mitarbeiter motivieren“ gerichtet (also mehr zahlen, kulanter sein, angenehmes Klima), sondern auf „Mitarbeiter möglichst viel ausnutzen und wenn sie nicht mehr mitmachen eben den nächsten billigen Dummen einstellen“.

Zufrieden im Nebenjob? Nicht vorgesehen!

Irgendwie find ichs logischer, dass Mitarbeiter motivierter und dadurch produktiver sind, wenn sie sich wohlfühlen, gerne bei diesem Unternehmen arbeiten und den Job möglichst nicht verlieren wollen. Leider ist es zu oft so, dass man als Mitarbeiter merkt, dass das Geld fließen soll, und zwar hin zum Firmensitz, und dass die Angestellten dabei unterwegs auf der Strecke gelassen werden. Das zieht dann runter, die Arbeit macht wenig Spaß, man identifiziert sich nicht mit dem Unternehmen und es geht einem sonstwo vorbei, ob viel verkauft wird oder wenig. So ist es hier auch.

Die Filialleiterin selbst redet schon dauernd davon, wie unzufrieden sie ist, wie wenig Geld sie bekommt und dass sie eigentlich sonntags noch kellnern müsste, weil der Vollzeitjob kaum ausreicht. Das Unternehmen ist sehr streng, ich musste als Aushilfe erstmal 3 Stunden einen dicken Katalog mit Arbeitsanweisungen durchlesen und jedes Blatt unterschreiben. Sinnlos. Niemand kann so viel auf einmal aufnehmen, schon gar nicht aus der Theorie raus, ohne die Praxis zu kennen. Aber ich habs unterschrieben, also bin ich der Depp, wenn ich was falsch mache.

Viel verlangen, wenig zahlen

Heute habe ich einen „Wissenstest“ mit nach Hause genommen zum Durchlesen. Da stehen gefühlte 3000 Fragen drin, über das Sortiment, über das Verhalten Kunden gegenüber, Handwerkern gegenüber, jeglichen anderen Besuchern gegenüber.

Beantworten muss ich das nicht, könnte ich auch nicht, aber wenn der monatlich obligatorische Testeinkäufer kommt, wird er mir genau solche Fragen stellen und ich weiß jetzt schon, dass ich da versagen werde. Ich bin Aushilfe mit 6 EUR Stundenlohn, und von mir wird erwartet, dass ich 30 Min früher da bin und ich nach Schichtende noch etwa 30 Min den Laden aufräume, Kassenabschluss mache und all die 100 Anweisungen befolge, um alles nach Vorschrift abzuheften.

Bei bis zu einer Stunde unbezahlter Überzeit pro Schicht (3-5h) werd ich mich sicher nicht zu Hause hinsetzen und diese Fragen auswendig lernen. Und ich weiß jetzt schon, dass wenn so ein Testkäufer mich allzu sehr annervt, ich ihm genau das vor allen anderen Kunden an die Nase schleudern werde. Wenn das Unternehmen selbst so wenig von den eigenen Mitarbeitern überzeugt ist, dann sollte es mal schauen, dass die Mitarbeiter motiviert arbeiten und der Firma treu bleiben, so dass sie das Sortiment besser kennen.

Ständig neue Aushilfen hinstellen, die dann keine Peilung haben, schaden dem Erfolg und dem Ansehen des Unternehmens. Aber anscheinend bezahlt man lieber Testkäufer zur Kontrolle, als dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter auch wirklich gut eingewiesen sind und möglichst lange bei der Firma bleiben.

Selbst die Filialleiterin hat einen befristeten Vertrag

Die Mitarbeiterfluktuation ist ziemlich hoch, so erzählte es mir die Filialleiterin. Sie selbst hat nur einen befristeten Vertrag – was ist denn das für eine Art bei einer Filialleiterin? Daneben gibt es nur 3 Aushilfen, eine ist seit September da und ich und noch eine haben jetzt angefangen. Davor haben einige gekündigt, und ich hab beim Unterschreiben der Arbeitsanweisungen gesehen, wie viele Leute in letzter Zeit schon das gleiche unterschrieben haben .. Wahnsinn.

Und die arme Leiterin muss dauernd Neue einweisen und kommt dadurch mit ihrer eigentlichen Arbeit nicht nach, sie ist selbst schon für über 40h pro Woche an der Kasse eingeteilt und muss dann noch den ganzen Kram machen, den man als Leiter eben machen muss. Sie meinte, dass sie viel viel mehr macht, als sie laut Vertrag machen müsste, aber von allein macht sich die Arbeit eben nicht …

Eigentlich sollte man Unternehmen mit so einer Firmenpolitik boykottieren, dort nicht mehr kaufen (eh zu teuer) und sich auch nicht dort bewerben, denn solange es Bewerber gibt, machen sie ja so weiter. …

Wieviel Stunden pro Woche sind ok?

Jedenfalls bin ich nächste Woche für 19,5h eingeteilt. Das heißt, im Grunde mach ich einen halben Vollzeitjob, und genau das wollte ich nicht. Dazu kommt noch ein monatliches Teammeeting außerhalb der Ladenöffnungszeiten, natürlich unbezahlt. Eigentlich wollte ich allerhöchstens 15h pro Woche arbeiten, eher weniger, weil das schon je nach Unizeit viel zu viel sein kann, wenn ich viel recherchieren oder lernen muss. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Gibt zwar am Ende mehr Geld, wenn ich mehr arbeite, aber … wenn dadurch das Studium leidet, ist das nicht Sinn der Sache. Zumal das nur die Soll-Zeit ist, mit Vor- und Nacharbeiten wie oben geschrieben komme ich dann eher auf 23-24h pro Woche. Ich setz mich ja gerne ein und mach auch mal länger, wenn alles stimmt, aber nicht wenn man derart offensichtlich ausgenutzt wird.

So krass war ja nichtmal meine frühere Firma. Da war das Betriebsklima (wegen dem Chef) einfach mies und die Bezahlung auch unterdurchschnittlich, aber immerhin gab es keine Anweisung zu täglichen Überstunden, es gab keine Tausende Arbeitsanweisungen und Vorschriften zu unterschreiben und keine unerwarteten Kontrollen. … Dass ich das mal sagen würde .. :D

Aber: Der heutige Tag hatte auch einen Lichtblick :D

Weil ich die Kasse noch nicht so gut kenne, habe ich einen Fehler gemacht. Der Kunde hat für 2,39 oder so irgendwas gekauft und mir einen 20er gegeben. Ich hab das falsch eingegeben, so dass laut der Kasse kein Rückgeld zu geben war. Also hab ich fix (versucht) um Kopf auszurechnen, wieviel er rausbekommt und habe mich um einen Euro verrechnet. Den hab ich ihm zuviel gegeben und das gemerkt, als er grade ging.

Es war mir eh so peinlich, dass da was schiefgelaufen ist (der Kunde hat ja gesehen, dass die Kasse ihm kein Rückgeld geben wollte), deswegen hab ich nichts gesagt. Ich hab dann noch gesehen, wie er das Geld nachgerechnet hat und sich wunderte wegen dem falschen Beleg, er ist dann aber gegangen. Eine halbe Stunde später kam er wieder und gab mir den Euro zurück. Und das ohne, dass ich ihn iiiirgendwie angeklagt hätte oder so …

Ohne dass er irgendwelche Folgen gehabt hätte und es war nur ein Euro .. So ein ehrlicher Mensch! Ich hab auch erstmal doof geguckt und wusste nicht, was ich sagen sollte .. Schade, hätte ihm mehr zeigen sollen, wie krass ich das finde.

Kommentare

2 Antworten zu „Neuer Nebenjob – Offensichtliches Ausnutzen“

  1. Masamune

    Willkommen im Arbeitsleben.
    Kenne deine Erfahrungen nur zu gut.
    Arbeitgeber werden immer egoistischer… allerdings tun auch die Arbeitnehmer nix… solange alles läuft denkt sich natürlich auch der Arbeitgeber es funktioniert.^^
    Trotzdem viel Spaß und vorallem viel Glück weiterhin.

    1. Ravana

      Paaah, eigentlich hatte ich genau dieser Arbeitswelt den Rücken zugekehrt und gehofft, von nun an in der Welt der Wissenschaft beheimatet zu sein ^^
      Meine Filialleiterin meinte nun, dass sie zur Zeit im Monat 200 Stunden arbeiten muss (bei festem Gehalt), und sie hätte mal ihren Stundenlohn ausgerechnet: 5,50 netto OHNE die Überstunden – dh. weniger als ich oO Nenene, verabscheuungswürdig, solche Firmen. Morgen Vorstellungsgespräch bei McDonalds .. ^^

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