„Mach den Katzen bitte Futter“, rufe ich Pierre heute Abend zu. „Den Fisch fass ich aber nicht an“, antwortet er mir. Ich weiß genau, was er meint. Pierre kommt mit dem Katzenfressnapf an. Darin liegt ein kleiner schwer lädierter Spielzeugfisch aus Stoff. Wir einigen uns, dass wir ihn zusammen an den Fingerspitzen herausnehmen. Der Fisch riecht ziemlich … katzenfutterfischig.
Unter dem Schlagwort Schrödingers Katze halte ich Alltagssituationen mit Katzen fest. Meistens sind die (für Außenstehende) recht witzig. Für diejenige, die hinterher aufräumen muss, erst nicht so, später dann aber auch :D
Das kurze und traurige Leben des Fischs begann Anfang des Jahres als Teil einer Katzenangel. Das ist ein Spielzeug für Katzen: Irgendein Ding hängt am Ende eines Seils, das an einem Stab befestigt ist. Katzenangeln eignen sich hervorragend, um die kleinen Fellviecher durch die Wohnung jagen zu lassen. Im Optimalfall werden sie dadurch müde, gehen schlafen und ich kann Blogbeiträge schreiben.
Die Katzenangel war das erste Spielzeug für Bonnie und Balu. Seit Tag 1 lieben sie das Teil. Hier, an Tag 1, ist der Fisch noch in seiner ganzen, vollständigen Pracht zu sehen. Am Schwanz des Fisches sind Federn und kleine Glöckchen befestigt.

Bonnie und Balu spielen auch ohne Menschen mit dem Fisch. Zu reizvoll sind die Schwanzfedern. Und so wird der Fisch durch das Haus getragen, der Angelstab schleift hinterher.
An Tag 3 finde ich den Fisch im Wassernapf vor. Haben sie ihn absichtlich dort reingeworfen? Man weiß es nicht. Aber es ist ein Ausblick auf das weitere Leben des Fisches, das sich zu großen Teilen in Katzenmäulchen und Näpfen abspielen wird. Wohlweislich habe ich den Moment damals schon festgehalten.

Es gehen ein paar Wochen ins Land. Schon längst hat der Fisch nach und nach seine Schwanzfedern verloren. Balu hat daran gezerrt wie ein Wahnsinniger. Die Federn mussten ab, und wenn es das letzte war, was er tat. Und als sie ab waren, wurde die Angelschnur abgekaut. Der frühere Angelfisch verwandelte sich in fette Katzenbeute, mal hierhin getragen, mal dort im Bett abgelegt. Häufig begegne ich Bonnie mit Herrn Fisch im Mäulchen, die ihn wo auch immer mitnimmt, um ihn dort auf alle erdenklichen Weisen zu quälen.
Vor einer Woche fanden wir ihn dann wieder im Napf. Diesmal im Trockenfutternapf. Pierre mutmaßte, dass die Katzen entschieden hatten, dem Fisch eine Trockenfuttermarinade zu verpassen.

Aber auch das reichte nicht. Vielleicht gibt Trockenfutter kein gutes Aroma. Heute Morgen fand Pierre den Fisch im Nassfutter.

Ja nun. Das ist einigermaßen widerwärtig. Aber hey, sicher nimmt der Fisch die Flüssigkeit aus dem Katzenfutter toll auf.
Als ich drei Stunden später am Fressnapf vorbei kam, war das Futter weg. Der Fisch lag allein in der Futterschale. Haben sie ihn rausgenommen, gefressen und hinterher wieder reingelegt? Den Fisch-Predatoren ist alles zuzutrauen! Jedenfalls: Er stinkt jetzt nach Katzenfutter á la Seelachs und sieht auch entsprechend aus.

Bitte beachte auch, wie aus dem früheren, hübsch gewebten, weißen Fisch ein trauriger Überrest mit zernagtem, fleckig-grauem Stoffbezug geworden ist. Aber gut, altern wir nicht alle?
Natürlich werfen wir den Fisch nicht weg. Offensichtlich erfüllt er wichtige (rituelle?) Zwecke.
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