Film-Unikat: Eins, zwei, drei

Heute ist der Tag! Heute wird der erste Teil einer hochkarätigen Filmempfehlungstrilogie veröffentlicht. Es gibt ja unzählige richtig gute Filme. Diese drei, die ich in der nächsten Zeit vorstelle, sind aber nicht sooo bekannt und bringen beißenden Humor direkt aus den 60er und 70er Jahren zu uns.

Also festhalten und aufpassen! Wir starten chronologisch mit einem ganz ganz feinen Schwarzweiß-Film aus dem Jahr 1961!

Eins, zwei, drei

Eins, zwei, dreiIch habe den Film „Eins, zwei, drei“ zum ersten Mal 2000 als absoluten Insidertipp zusammen mit 10 anderen Leuten gesehen, die ihn (bis auf den Tippgeber) auch alle nicht kannten. Seither bin ich kaum jemandem begegnet, der den Film mal gesehen hat. Eine Schande!

Grobe Handlung

Eins, zwei, drei spielt vor dem Mauerbau im Nachkriegsberlin. Es geht grob um McNamara, den amerikanischen Chef der Coca-Cola-Deutschlandniederlassung, und seine Verstrickungen mit den deutschen Tugenden, Untugenden und der „Nazis? Wer war denn das? Ich habe nichts mitbekommen“-Mentalität.

McNamara träumt von einer Beförderung nach London und versucht daher, den Coca-Cola-Markt nach Russland auszuweiten. Dass sich die Verhandlungen mit den Russen nicht nur durch kulturelle, sondern auch politische Unstimmigkeiten schwierig gestalten, ist klar. Dazu kommt noch McNamaras Gattin, die samt Nachwuchs am Liebsten wieder zurück in die USA wollte und nicht unbedingt gut auf ihren Mann zu sprechen ist – seine Anweisungen quittiert sie mit „Jawohl, mein Führer“.

So wars halt!
So wars halt!

Das alles wäre schon genug, aber richtig kompliziert wird es, als der Konzernchef in Amerika seine Tochter Scarlett auf Europaurlaub schickt. McNamara wird zum unfreiwilligen Gastgeber befördert und soll auf das junge, naive Mädchen aufpassen. Darauf hat Scarlett aber keine Lust, sie stürzt sich lieber direkt in Schwierigkeiten und überschreitet nachts gern die Zonengrenzen. Dabei lernt sie den glühenden jungen Kommunisten Otto Ludwig Piffl kernen und fasst schließlich den Plan, mit ihm nach Moskau durchzubrennen.

McNamara sieht seine Beförderung den Bach runtergehen und muss versuchen, bis zum Besuch des Chefs zu retten, was zu retten ist.

Empfehlung! Rundumschlag gegen alle und jeden

In diesem Film kriegt jede Seite ihr Fett weg – und zwar im „eins, zwei, drei“-Tempo: direkt nacheinander.

Amerikanischer Kapitalismus, westdeutsche „Frolleins„, denen mit ein paar Englisch- und Stenokenntnissen die Welt offensteht, Altnazis, die als Chauffeur arbeiten, die deutschen Umlaute, der russische Kommunismus und die ostdeutschen, glühenden Jungkommunisten.

Dazu ist Eins, zwei, drei auch ein tolles Zeitzeugnis. Gedreht wurde unter anderem an den Originalschauplätzen in Berlin – im Hintergrund sieht man Ruinen zerbombter Gebäude stehen und die Protagonisten passieren mehrmals die Grenze am Brandenburger Tor.

Während der Dreharbeiten zum Film – so liest man auf Wikipedia – begann der Mauerbau, so dass man das Brandenburger Tor schließlich als Kulisse neu aufbauen musste, um die letzten Szenen dort fertigzustellen.

Fräulein Ingeborg hat überzeugende Argumente
Fräulein Ingeborg hat überzeugende Argumente für die kapitalistische Ost-Erweiterung

Eins, zwei, drei findet mitten im Ost-West-Konflikt statt und spielt damit wie auf einer Violine. Er bekam deshalb vor 50 Jahren eher schlechte Kritiken (während der Kubakrise hatten sie wohl keinen Humor :D), aber heute ist dieser Film ein Feuerwerk an Anspielungen, flotten Handlungen, Sprüchen und Problemlösungen, die man einfach gesehen haben muss.

Viele Sprüche sind wirklich exzellent, fallen aber ganz und gar nebensächlich, so dass man kaum Zeit hat, darüber zu lachen. Daher lohnt es sich, den Film noch ein paar mal anzuschauen :D

Ein paar kurze Auszüge:

  • „Wir werden um 16 Uhr pünktlich mit dem 14-Uhr-Zug nach Moskau fahren!“
  • „Der Flieger landet um 17 Uhr in Berlin, wenn die verdammten Kommunisten ihn nicht abschießen!“
  • Graf von Droste-Schattenburg: „Hier ist noch ein Foto des Familienschlosses, leider zerstört.“
    McNamara: „Amerikanische Luftwaffe?“
    Graf: „Nein, türkische Kavallerie, 1683.“

Unbedingt anschauen!

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