Letzte Beiträge

  • Norwegen im Krieg: Drei Filmempfehlungen

    Norwegen im Krieg: Drei Filmempfehlungen


  • „Das ist eine Lüge!“ Die neueste Anekdote aus der Welt der Paketzusteller

    „Das ist eine Lüge!“ Die neueste Anekdote aus der Welt der Paketzusteller


  • Jasper Fforde – Grau

    Jasper Fforde – Grau


  • In Andenken an Toddi: Auch online-Abschiede tun weh

    In Andenken an Toddi: Auch online-Abschiede tun weh


  • Vegan seit mehr als einem Jahr: So läufts

    Vegan seit mehr als einem Jahr: So läufts


Schätze aus historischen Zeitungen

Historische Zeitungen

Was die Menschheit heutzutage bewegt, erfahren wir in Sekundenschnelle, wenn wir Twitter, Facebook, Instagram & Co. öffnen. Die Hashtag-Trends auf Twitter haben mich schon oft schneller darüber informiert, dass irgendwo was im Busch ist, als jedes Nachrichtenmagazin. Und das, obwohl die schon längst nicht mehr auf Morgen-, Abend-, Tages- oder gar Wochenausgaben beschränkt sind.

Ist ja noch gar nicht so lange her, als die Zeitung, das Radio und die allabendliche Tagesschau (Pflichtprogramm im Elternhause) die schnellsten Möglichkeiten waren, sich über die Dinge auf der Welt zu informieren.

Die hier erscheinende bisherige Morgen-Zeitung „Die Zeit“ wird vom 1. Juli d. J. [1857] ab, ohne Preiserhöhung in einer Morgen- und Abendausgabe erscheinen. Die mit den Schnellzügen desselben Tages von hier abgehende Abendausgabe wird demnach die neuesten politischen Nachrichten des Orts und aus dem Westen 12 bis 24 Stunden früher als bisher unseren Lesern zuführen.

Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, 28. Juni 1857, S. 16, Quelle

Und eiiigentlich ist es noch gar nicht so lange her, dass unsere Vorfahren ohne Radio und Fernseher auskommen mussten. Zeitungen dagegen gibt es schon viel länger. Spätestens mit dem Zeitalter der Industrialisierung und den Telegrafenmasten sprossen Zeitungen aus dem Boden, die ihren immer zahlreicher werdenden Lesern über die Vorgänge auf der Welt berichteten.

Eine kurze Lobeshymne…

Im ersten Semester meines Geschichte-Studiums hatte ich mit Dr. Schultes an der Uni Heidelberg einen Dozenten, dem ich meine restliche Studienzeit über wahnsinnig dankbar war. Seine Erstsemesterweisheiten retteten mir gefühlt das akademische Leben :D Nehmt Latein unbedingt ernst, das ist nichts für nebenbei! Benutzt ein Literaturverwaltungsprogramm wie Citavi! Haltet eure Abgabetermine ein! Achtet auf ordentliches Zitieren! Nutzt digitale Datenbanken!

So ein Glück wie ich hatten nicht alle Kommilitonen, wie ich im Verlauf meines Studiums erfuhr, als ich merkte, wie so viele Leute an genau diesen Dingen scheiterten. (Später hab ich dann selbst einen kleinen Ratgeber für das Schreiben von Hausarbeiten verfasst, in den vieles davon eingeflossen ist).

Last but not least verdanke ich seinem Spezial-Kurs Historical GIS-Club auch meine Einstiegskenntnisse in QGIS. Aber genug der Schwärmerei. Herr Schultes hatte auch großes Interesse an historischen Zeitschriften. Im erwähnten HGIS-Club wollten wir untersuchen, wie sich Nachrichten von großen Ereignissen am Ende des 19. Jahrhunderts in den Zeitungen niederschlagen, bzw. ob zu erkennen ist, wie diese Ereignisse anhand der Zeitungen um die Welt gehen. Wir nahmen uns dazu den Ausbruch des Krakatau-Vulkans 1883 vor und durchsuchten historische Zeitungsarchive nach dem Ereignis.

Letztlich gab es hier keine interessanten Erkenntnisse, aber mein Interesse an der historischen Berichterstattung war geweckt. Als ich kürzlich innerlich jammerte, dass ich nach dem Studium kaum noch was mit Geschichte zu tun habe, kamen mir die digitalen Zeitungsarchive (z.B. ZEFYS) wieder in den Sinn. Das Gute daran ist, dass man nicht in ein Archiv gehen muss. So viele Zeitschriften liegen frei und digitalisiert im Internet vor, man braucht nur draufklicken und die altdeutsche Schrift entziffern.

V e r m i s c h t e s. Von dem in Wien wegen Betrugs verhafteten Advokaten Dr. Kreith erzählt man sich in Wien die folgende Geschichte, die den Verhafteten als einen etwas exzentrischen Menschen erscheinen lässt. Dr. Kreith wurde, wie bekannt, von seiner Advokaturpraxis zweimal auf kurze Zeit suspendiert. Während der ihm das erstemal hierdurch wider seinen Willen gewährten Muße verliebte er sich sterblich in eine im Salzkammergute wohnende Gräfin, und da er kein vernünftigeres Mittel wusste, sich ihr zu nähern, verdang er sich, sonderbar genug, als Lakai bei ihr. Nun fand er die heißersehnte Gelegenheit, ihr auch seine Liebe zu gestehen. Die Gräfin erschrak nicht wenig ob dieser Bedientenfrechheit und wies ihm die Tür. Dem seltsamen Liebhaber gelang es allerdings bald, die Dame zu überzeugen, dass er nicht ein Lakai gewöhnlicher Sorge, sondern der Wiener Hof- und Gerichtsadvokat Dr. v. Kreith sei. Allein auch diese Legitimation führte nicht zu dem gewünschten Ziele und der exzentrische Mann streifte die Lakaien-Livrée ab, um sie bald darauf, da mittlerweile seine Wiedereinsetzung erfolgt war, mit dem Advokaten-Talar zu vertauschen.

Klatsch und Tratsch im 19. Jahrhundert: Man erzählt sich in Wien.. – und das ist in Berlin eine Nachricht wert :D Norddeutsche Allgemeine Zeitung, 27.Juni 1880, S. 3, Quelle

Darum sind historische Zeitungen so spannend

Auf uns warten dann wunderbare Zeugnisse aus der Welt und dem Leben der Menschen. Ganz egal, ob es nur lokale Meldungen über kleine Arbeits- oder Reitunfälle sind, oder doch Berichte über neue Erfindungen, Erkenntnisse oder technische Fortschritte, weltbewegende Ereignisse, oder aber Inserate … Ich habe innerhalb kurzer Zeit so viele Juwelen gefunden :D

Dampferkatastrophe vor Neufundland.

Eine Schreckenskunde wird durch den Draht vermittelt. Gestern abend ist der neue Riesendampfer der White Star Line „Titanic“ bei Cape Race in Neufundland mit einem Eisberg zusammengestoßen und gesunken. […] Die „Titanic“ führte 280 Passagiere erster und 256 zweiter Klasse mit sich. Die Zahl der Zwischendecker, die im Augenblicke nicht genau festzustellen ist, beläuft sich vermutlich aber auf weit mehr als tausend, da sie neben 800 Mann Besatzung insgesamt noch eine Zahl von 5000 Passagieren mit sich führen konnte. Die hiesige Vertretung der White Star Line war bis heute mittag noch ohne jede Nachricht über die Katastrophe. […]

Vossische Zeitung, 15. April 1912, S. 1, Quelle

Manchmal ist es der Gegenstand der Meldung, der Aufschluss über das Leben der Menschen gibt, manchmal aber ist es auch die Art und Weise, wie darüber geschrieben wird, oder das, was zwischen den Zeilen steht. Natürlich ist es besonders interessant, durch die Brille der Zeit auf die Nachrichten zu schauen. Wir wissen inzwischen, wie sich bestimmte Ereignisse ausgewirkt haben, vieles wurde über alle Instanzen durchgekaut und durch neue Entwicklungen umgeprägt. Deswegen ordnen wir Ereignisse völlig anders ein als die Zeitgenossen damals. Gerade deswegen ist es interessant, einen Blick darauf zu erhaschen, wie man es damals sah … als alles frisch war.

Manche Themen und Berichte wirken so fremd, als stammten sie von einem anderen Planeten, andere wiederum könnten glatt heute wieder ganz ähnlich erscheinen. Der Vergleich von Themen, die die Menschen vor 100 und mehr Jahren beschäftigt haben, mit heute ist einfach spannend.

Schwere lebensgefährliche Verletzungen zog sich gestern Nachmittag der auf dem [Berliner] Ostbahnhof beschäftigte Schlosser Rindfuß, Rüderstorferstr. 52 wohnhaft, zu. Beim Ausbessern einer [?] fiel die an derselben befestigte schwere eiserne Klappe demselben auf den Kopf und verletzte ihn an der Stirn und Brust so erheblich, dass er in bewusstlosem Zustand in einer Tragebahre in seine Wohnung geschafft werden musste.

Na – immerhin durfte er seine lebensgefährlichen Verletzungen offenbar zu Hause auskurieren :D Norddeutsche Allgemeine Zeitung, 27. Juni 1880, S. 2, Rubrik: „Aus Berlin“

Ich habe mich ertappt, wie ich abends im Bett noch im Dunkeln weiter durch die Zeitungen scrollte und kaum das Handy ausmachen konnte.

Historische Zeitungen
Der schicke Gentleman oben rechts stammt übrigens von Pierre :D

Was gibt es Neues?

Aber gut, lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab kurzerhand nach einigen Jahren mal wieder eine neue Kategorie im Plejadium eröffnet: Historische Nachrichten. Sie soll etwas anders funktionieren als die anderen Kategorien. Hier will ich möglichst oft unabhängig von meinen anderen Beiträgen kleine Schätze aus den historischen Zeitungen posten. Es gibt ein Bild des Zeitungsausschnitts und meine Transkription in „lesbaren“ Buchstaben :D

Als Rhythmus wäre ja täglich optimal: Jeden Tag irgendetwas aus einer Ausgabe vom gleichen Datum, nur vor über 100 Jahren. Aber das ist auf Dauer nicht zu schaffen, fürchte ich. Also mal sehen.

Jedenfalls findet ihr meine Zeitungsschätze nicht in der normalen Beitragsübersicht, sonst wäre die ziemlich schnell nur davon geflutet :D Auf der Startseite findet ihr nun unter den letzten Beiträgen auch die letzten paar historischen Zeitungsschnipsel.

Die ersten beiden habe ich heute und gestern schon gepostet.

Ich hoffe, euch gefallen sie genauso gut wie mir, und ich wünsche euch viel Freude bei der Lektüre :D

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kaffee spendieren