Ausgesperrt: Aus der Not eine Tugend machen

Schnell ist’s passiert: In Gedanken aus dem Haus, vielleicht noch mit dem Gefühl, irgendwas Wichtiges vergessen zu haben – Tür zugezogen, und … „Ah! Schlüssel drin liegen lassen..! VERDAMMT!“. Schnell, aber zum Glück nicht oft. Normalerweise hat man seine grauen Zellen ja ordentlich sortiert und prüft, ob sich die Heilige Dreifaltigkeit aus Handy, Portemonnaie und Schlüsseln in der Tasche befindet.

Allerdings nicht vorgestern: Die Sonne beschien den rot-goldenen Wald, ein wenig blauer Himmel war zu sehen – die perfekte Zeit, um kurz zum Edeka zu laufen und Pilze fürs Mittagessen zu holen. Um 12 verließ ich das Haus, um 12 stellte ich fest, dass ich so einfach nicht mehr reinkomme.

Also Möglichkeiten-Check: Per Handy erstmal bei Pierre nachfragen, wann er nach Hause kommt – so gegen vier. Also vier Stunden Zwangspause. Tür wirklich zu? Ja, ganz fest zu. Blöd. Vier Stunden auf der Terrasse rumlungern? Eher nicht.. Beim Vermieter klingeln und fragen, ob er seinen Ersatzschlüssel suchen könnte? Nein, zu peinlich >_< Vielleicht in die Stadt fahren? Portemonnaie hatte ich ja dabei.. Möglich, aber nicht sinnvoll, zudem nicht geschminkt und ohne Semesterticket ist die Busfahrt auch nicht ganz billig. Kein Zugriff aufs Auto, also auch da nichts machbar. Es bleibt der Wald :D Warum nicht ein wenig wandern.

hirschhorn
Hirschhorn (Quelle: Wikipedia)

Wollte außerdem schon immer mal weiter in den Wald laufen. Relativ schnell entstand ein Plan: Von Schönau nach Osten über den Berg nach Hirschhorn, der „Perle des Neckartals“. Luftlinie sind das 5,5 km. Vielleicht gibts unterwegs ja auch ein paar feine Hohlwege. Jedenfalls gibt es in Hirschhorn eine S-Bahn-Haltestelle, damit könnte ich dann wieder zurück zum Nachbarort Neckarsteinach fahren und dort den Bus nach Hause nehmen. Klingt doch wie ein guter Plan!

Ausgesperrt: Da freut man sich dann über die kleinen Dinge: Halbwegs passende Kleidung, ein ausreichend geladenes Handy, nur Wolken und kein Regen :D

3.11.2016
Auf in den Wald!

Im Wald war es sehr schön, so schön wie im Herbst präsentiert er sich ja sowieso selten, und wenn ich nun wüsste, was für Pilze essbar sind, hätte ich mir die fürs Mittagessen benötigten Pilze auch kostenlos aus der freien Natur zusammensammeln können…

Unterwegs bin ich auch immer wieder über die hessisch/baden-württembergische Grenze gelaufen, die noch mit älteren Grenzsteinen aus dem 19. und 18. Jahrhundert gekennzeichnet wird. Einen der Steine sieht man oben in der Galerie <3

Die letzten drei Kilometer nach Hirschhorn folgte ich dann auch dem bekannten Fernwanderweg „Neckarsteig“, der zwischen Heilbronn und Heidelberg verläuft. Und er führt den lustigen Wandersmann, wie ich festgestellt habe, etwa 100 m weit durch einen alten mittelalterlichen Hohlweg: Vom Berg hinunter nach Hirschhorn rein über eine alte Steige <3 <3

November 2016
Nur noch 3 km bis nach Hirschhorn

Humpelnd, hungrig und frierend kam ich um 15 Uhr nach 10 Kilometern am Bahnhof in Hirschhorn an. S-Bahn war kein Problem, aber in Neckarsteinach fuhr kein Bus weiter (wegen Herbstferien fahren weniger Busse, und der, den ich hätte nehmen können, ist aus irgendeinem Grund nicht gekommen!), und so lief ich dann halt auch noch die vier Kilometer von Neckarsteinach zum Ortseingang Schönau, wo ich den Bus dann erwischte und für die Fahrt durch Schönau zwei unverschämte Euro bezahlen musste!

Insgesamt wars eine schöne, wenn auch komplett ungeplante Wanderung durch einen sehr beschaulichen Herbstwald :D Keine Menschenseele außer mir unterwegs, goldenes Laub, Sonnenstrahlen.. Und nichtmal Handynetz :D

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