Letzte Woche Samstag und Sonntag war ich auf unserer Ausgrabung, wo ein Römerfest stattfand. Ich hatte mich zum ehrenamtlichen Helfen angekündigt und hatte so die Gelegenheit, sowas mal mehr als Beteiligter statt als Besucher zu erleben.
Ich habe Scherben gewaschen. Klingt erstmal doof und ich hab mir auch von den Besuchern entsprechend viele doofe Sprüche anhören müssen – bis sie kapiert haben, dass diese Scherben sehr sehr alt sind und zuletzt von den Römern in den Händen gehalten worden sind. War richtig amüsant, das zu beobachten: eine Mutter kommt auf meinen Tisch neben der Rampe in den Grabungstisch zu und sagt zu ihrem Sohn „guck mal, die müssen jeden einzelnen Stein waschen!“ – ich klärte sie auf und sagte, dass das keine Steine wären, sondern Scherben – auch richtig feine, Knochen (als Anschauungsmaterial legte ich mir einen Hundeunterkiefer zurecht), Fensterscheibenglas und Nägel. Dann zu ihrem Sohn „ooooooh, fass bloss nichts an!“
Ne, war wirklich toll. Habe leider keine Bilder von meinem Scherbentisch gemacht, aber ich war selbst erstaunt, wie bunt das nachher aussah. Die Scherben usw. kommen ja relativ verdreckt aus dem Boden, wir haben sie nur immer in eine Kiste geworfen, aber nicht sauber gemacht. Also auch schöne Erkenntnisse für mich :D
Das Wetter ging Samstags grad so – sah immer wieder nach Regen aus, aber der Himmel war gnädig.
Abends, nein, eher nachts, saßen wir bis halb 5 am Lagerfeuer, und wenn ich nicht so .. sagen wir „dispositioniert aufgrund von übermäßigem Getränkegenuss“ gewesen wäre, hätte ich wirklich schöne Kontakte knüpfen können zu richtig guten, angesehenen Handwerkern. Ein sehr bekannter Hersteller von römischem Glas sass dort und ich habe ihn sicher eine Dreiviertelstunde durch nicht nachvollziehbare Argumente davon abgehalten sich zurückzuziehen, sowie ein Kirschschnapsbrenner, dessen Produkt ich gerne mal probiert hätte. Naja, am Tag danach war mir nicht mehr soooo nach Probieren von Schnaps oä.
Zu später, oder eher früher Stunde sind eine Kommilitonin und ich zusammen über das Gelände getorkelt und dabei noch einem Legionär in voller Montur begegnet, der lobenswerterweise in Ausübung seiner Pflicht offensichtlich völlig unbeeinflusst von vergärten Getränken von seiner Tätigkeit im römischen Heer plauderte und uns schließlich mit dem Gruß „Rom ist das Licht!“ in die Dunkelheit entließ. Jedenfalls war der Abend und die Nacht super und am Ende haben wir Feldbetten im Grabungscontainer aufgestellt und bis um 9 morgens wie tot gepennt.
Der Sonntag war vom Wetter her einfach nur oberste Klasse (ich habe jetzt noch Sonnenbrand), aber mein persönliches Befinden war nicht so schön und ich war froh, dass ich den Tag irgendwie überlebt habe. Kann es niemandem empfehlen, mit Kater vom Vorabend den ganzen Tag in der prallen Sonne zu sitzen und sich von Besuchern Löcher über die Ausgrabung und die Römer allgemein in den Bauch fragen zu lassen :D