Heute mal was ganz anderes :D Neben den ganzen Beiträgen über Spiele, historische Straßen, Karten & QGIS, Bücher und was auch immer vernachlässige ich im Plejadium völlig einen – für mich – wichtigen Aspekt des Lebens: Was will ich eigentlich? Wo soll es im Leben hingehen? Bei diesen Fragen hilft mir … unsere Terrasse!
Die Terrasse – Ein Ort des Friedens
Die Terrasse ist ein ganz eigener Kosmos, ganz besonders jetzt im Frühling. Wenn ich die Terrassentür öffne, hinaustrete in die Sonne und mich hinsetze, dann umfängt mich Ruhe und innerer Frieden – egal, was sonst im Kopf los ist. Die frische Luft, das Zwitschern der Vögel, das leise Rauschen der Bäume am Hang gegenüber und das lautere Rauschen des Bachs einige Meter weiter unten im Tal, die Wärme der Sonnenstrahlen.. das alles übt einen wahnsinnig beruhigenden und friedvollen Effekt aus. Seit fünfeinhalb Jahren wohne ich nun in Schönau, und die Wohnung hat ihre Nachteile, aber auf der anderen Seite ist es auch der beste Ort, an dem ich jemals lebte.
Straßenlärm gibt es so gut wie nicht, was daran liegt, dass wir zumindest in unserem Seitental kaum Verkehr haben. Dafür diese Ruhe, das erwähnte Rauschen, ein krähender Hahn irgendwo im Ort, der Geruch nach Sonne auf Holz und nach Blüten… Immer wieder sitze ich auf der Terrasse und frage mich, wie es sein kann, dass Menschen lieber in der Stadt wohnen, ohne all das. Das geschäftige Treiben in Heidelberg, die kurzen Wege zur Arbeit, zum Kino oder sonstigen Angeboten kann für mich niemals die Vorteile aufwiegen, die nur 10 Minuten in der Sonne auf der Terrasse haben :D Das ist Quality Time par excellence!
Investition in das Schöne
Und weil die Terrasse von Frühling bis Herbst so eine tolle Energie-Ladestation ist, rüsten wir sie auch immer weiter auf. Als ich im Oktober 2012 einzog, gab es natürlich noch nichts auf der Terrasse. 2013 habe ich dann einen Liegestuhl ausgeliehen und aufgestellt und einen Sonnenschirm gekauft. 2014 kauften wir unseren ersten 20 €-Grill und schleppten dafür zwei Stühle aus dem Wohnzimmer sowie einen IKEA-„Lack“-Tisch nach draußen. 2015 verwarfen wir den Minigrill schon wieder und kauften für 30 oder 40 € einen Kugelgrill, und dazu einen Holz-Gartentisch mit zwei Stühlen sowie die ersten Pflanzen für draußen. Nach „nur“ zweieinhalb Jahren :D
Und jetzt, 2018, wird es richtig voll. Ich habe die Katzenhütte neu gestrichen, die wir Anfang 2016 gebaut haben, besorgte eine Pflanzenleiter, wir haben einen noch größeren Grill gekauft, eine Hängematte hilft mir dabei, freischwingend schnell viele Bücher zu lesen und ich habe angefangen, selbst Pflanzen zu ziehen. Der alte Kugelgrill dient nun selbst als Pflanzenkübel. Je gemütlicher die Terrasse wird, desto mehr bemerken wir aber, dass wir mehr Platz draußen brauchen. Es reicht uns schon nicht mehr, einfach nur Zuschauer und Nutznießer der Natur um uns herum zu sein – es muss mehr sein!
Mittlerweile geht unser Traum dahin, das Platzverhältnis von drinnen zu draußen umzukehren. Im Moment haben wir eine 2,5 Zimmerwohnung, und natürlich wollen wir uns auch irgendwann mal verbessern. Aber nicht in Richtung Einfamilienhaus oder mehr Zimmer, ein zweites Badezimmer oder sowas – wir haben festgestellt, dass die 2,5 Zimmer tatsächlich reichen. Mehr Platz würde wohl nur dazu führen, mehr Zeug aufzustellen, das man gar nicht braucht. Nein, wir möchten mehr Platz draußen haben.
Rückzug in die Natur
Vor etwa einem Jahr kam uns der Gedanke erstmals, uns irgendwann ein Grundstück zu besorgen – es sollte groß sein und etwas abgelegen, am besten mit Bäumen und einem Bach in der Nähe. Darauf bauen/kaufen wir uns ein Tiny House – also ein sehr kleines Haus ohne Keller, dafür naturverbunden und nachhaltig gebaut (mehr Infos hier). Der Garten soll kein Vorzeigegarten sein, sondern mehr eine Möglichkeit, der Natur noch näher zu kommen. Wir wollen
- im kleinen Stil säen und ernten
- aus Holz selbst Geräte und Unterstände bauen
- vielleicht auch ein paar Hühner halten
- eventuell sogar Bienen züchten („Die Bienen dürfen nicht sterben!“).
Oh wow, das klingt ja nach Hippie :D Ok, warum auch nicht. Ein Vorteil des Älterwerdens ist, dass man auf immer mehr Erfahrungen zurückschauen kann und so immer besser beurteilen kann, was man eigentlich will. Und meine Erfahrung zeigt (mir) eindeutig: Natur macht glücklich, Pflanzen beim Wachsen zuschauen fasziniert, und Menschen können super mit Tieren zusammenleben, ohne dass sich jemand ausgenutzt fühlt. Die Natur gibt dem Menschen viel, und umgekehrt möchte ich der Natur so wenig wie möglich zur Last fallen. Es muss nicht immer so viel Plastik sein und es ist ein gutes Gefühl, mehr Geld für Fleisch auszugeben, von dem man weiß, dass es nicht aus Massentierhaltung stammt. Unser Traum zu leben ist es, sich mehr mit einfacheren Dingen zufrieden zu geben. Mal sehen, wie gut das gelingen wird!
Aber bei aller Liebe zur Natur: Selbstverständlich wird es bei mir auch niemals ohne smarte Technik, Internet und Videospiele gehen :D Ich bin weder Vegetarier noch Veganer, noch militanter Konsumverweigerer oder Vorkämpfer für die Rechte der Tiere, des Urwaldes oder der hungernden Afrikaner – aber ich denke, man kann sich immerhin Gedanken darüber machen, wie sehr die eigene Lebensweise die Welt belastet, und das kann man vielleicht ein wenig reduzieren.