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Monitore, wir lieben euch trotz Virtual Reality!

VR und Monitore haben ihre Daseinsberechtigung

Auch nach über einem halben Jahr versetzt die Oculus Rift mich ins Staunen. Aber dieser Beitrag ist keine weitere Liebeserklärung an die Virtual Reality, sondern ein erstes Fazit dazu. Denn auch ich habe gemerkt: VR bringt den Nutzer zum Staunen und zum Schwärmen – aber sie hat ihre Grenzen. Und auch die „Monitor“-Spiele haben weiterhin ihre Berechtigung.

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Früher – schon um 2000 mit der Buchreihe Otherland – war ich der Überzeugung, dass VR die nächste Stufe auf der Evolution des virtuellen Erlebens ist und einfach alles mit VR besser wird. Mittlerweile würde ich das so nicht mehr unterschreiben. Nein, ich bin nicht weniger begeistert von meiner Oculus Rift – die Brille aufzusetzen ist wie das Durchschreiten eines Portals in eine Welt, in der alles möglich ist. Aber ich grenze nun deutlicher ab, habe einige Erfahrungen mit Virtual Reality gesammelt und denke, dass die Technik nicht einfach eine Weiterentwicklung oder Verbesserung ist, sondern eine Variation – neben anderen Möglichkeiten (Monitore in allen Ausführungen).

VR und Monitore haben ihre Daseinsberechtigung
Links und rechts konventionelle Open World-Spiele (Ghost Recon und Assassin’s Creed), in der Mitte VR (Nefertaris Grab)

Lass uns einen Blick in die Evolution des Menschen werfen – ich finde, sie eignet sich super als Beispiel, um das zu erklären!

Ein Blick in die Evolution: Nebeneinander ist möglich!

Über Jahrhunderttausende war der Neandertaler in Europa die vorherrschende Homo-Art. Er war super angepasst und widerstandsfähig. Einige Jahrtausende nach dem Neandertaler wanderte eine neue Menschenart aus Afrika ein, der Homo Sapiens. Er war keine „Weiterentwicklung“ oder „Verbesserung“ des Neandertalers, sondern stammte von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Sozusagen ein Cousin. Der Homo Sapiens war weniger bullig, insgesamt aber gar nicht viel anders. Jahrtausendelang lebten beide Menschenarten relativ friedlich nebeneinander her. Vor rund 40.000 Jahren starb der Neandertaler aber aus – über die Gründe wird noch immer gerätselt, aber ein Grund wäre, dass der Sapiens einfach häufiger Kinder bekam und deswegen den Neandertaler verdrängte.

Was ich damit sagen möchte: Sehr lange existierten beide Arten nebeneinander, und jede hat für sich ihre Daseinsberechtigung. Ich nehme an, dass die „Variation VR“ irgendwann, wenn die Technik soweit ist, Monitore ablösen wird. Vielleicht nicht durch die relativ klobigen Brillen, sondern durch implantierte Chips, die uns die VR direkt in den Kopf speisen – oder wer weiß was. Aber zumindest im Moment haben sowohl herkömmliche „Monitorspiele“ genauso ihre Daseinsberechtigung wie faszinierende VR-Anwendungen.

Evolutionslinien
Nicht immer muss eine Art eine andere (sofort) ablösen

Schauen wir doch mal, wo der VR derzeit Grenzen gesetzt sind! Auch Neandertaler waren beispielsweise durch ihren Körperbau robuster als ihre fragileren Verwandten.

Open World in VR? Nee danke, noch nicht!

Anfangs dachte ich, es wäre das Größte, wenn wir ein Grafikprachtspiel wie Assassins Creed Origins, The Witcher 3, Ghost Recon Wildlands oder auch noch Skyrim in der VR spielen könnten. Wie toll wäre das, sich mitten in dieser Umgebung zu befinden, anstatt nur vor dem Monitor?

Mittlerweile denke ich, das muss nicht sein. Und ich habe Skyrim VR ausprobiert. VR-Brillen sollten nicht versuchen, in der Open World-Liga der konventionellen Spiele mitzuhalten. Ja, es beeindruckt, in Skyrim durch die Landschaft zu schweben, ein Haus zu betreten oder durch eine Höhle zu schleichen. Aber obwohl es so sehr beeindruckt, sollten wir diese großen Spiele besser nur am normalen Monitor spielen. VR kommt immer dann an ihre Grenzen, wenn der Aktionsbereich ingame zu groß ist.

VR-Brillen sind einfach (noch) nicht für die weiten Laufstrecken in Open World-Spielen geeignet. Und auf einem Pferd reiten – davon rede ich lieber gar nicht erst. Da meldet sich ganz schnell der Magen zu Wort und der Spaß hat ein Ende. Und auch die Teleport-Funktion würde den Spielspaß wirklich sehr trüben. Da haben wir eine riesige Welt um uns herum, die wir frei erkunden können – tun das aber in 10m-Schritten und drehen uns dann auf der Stelle? Es gibt schon „Tretmühlen“ für VR-Brillen, mit denen der Spieler auf der Stelle laufen kann und das Gefühl hat, er läuft wirklich im Spiel. Aber das ist noch zu teuer und zu sperrig – und hilft beim Ritt auf edlen Rössern auch nicht weiter.

Grafikwunder sind zu anspruchsvoll für VR

Der räumliche Effekt in der VR entsteht dadurch, dass das linke Auge und das rechte Auge zwei leicht unterschiedliche Bilder sehen. Das bedeutet, dass der Rechner das Bild doppelt darstellen muss – und dafür benötigt er natürlich auch wesentlich mehr Leistung. In Skyrim geht das noch, das Spiel ist mittlerweile an die sieben Jahre alt und technisch schon längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Aber das merkt man auch: Die Texturen sind teilweise ziemlich matschig, die Charaktere ebenfalls. So toll das Spiel damals aussah, so altbacken wirkt es eben jetzt.

Und selbst die besten Gaming-Rechner könnten ein Spiel wie Assassins Creed Origins derzeit wohl nur unter Schwierigkeiten als VR-Version ausspielen. Nene, überlassen wir die offenen Welten und ihre Grafikpracht lieber den PCs und Konsolen. Dort können wir auch reiten und Autorennen fahren wie wir wollen ohne uns zu übergeben. Wunderschön anzusehen bleiben diese Spiele auch dann, wenn wir sie vor uns sehen anstatt um und herum.

Besinnung auf die Stärken von Virtual Reality

VR hat völlig andere Stärken, gegen die ein monitorgebundenes Spiel niemals ankommen kann: Das Gefühl, als wäre man da. Da macht es nichts aus, dass die Grafik nicht ganz so gut, die Sicht nicht ganz so weit, die Welt nicht ganz so offen sein kann.

Wenn dir in der VR das erste Mal ein Tyrannosaurus Rex gegenübertritt, sich zu dir runterbeugt und dich dann anbrüllt, dann ist er für dich vorhanden. Egal, ob drumherum dichter, grüner Dschungel mit glitzernden Bächen und durch die Baumkronen spielende Sonnenstrahlen wie in Wildlands, oder nur eine weiße Simulationsumgebung gezeigt wird – wie das in VR Experiences oft der Fall ist. Und wenn der T-Rex dann weiterstampft, duckst du dich unwillkürlich (und hoffst, dass er nicht auf dich drauftritt).

Virtual Reality - Alles ist möglich!

So echt, als wär man da! Das ist VR

Nach unterschiedlichen Spielen und Erfahrungen mit VR stelle ich mir nun öfter die Frage: Was ist überhaupt der Unterschied zwischen Virtual und Real Reality? ^^ Ein Beispiel: Im Spiel Eleven – Table Tennis VR beförderst du den Tischtennisball mit den gleichen Bewegungen über den Tisch wie in Wirklichkeit.

  • Das sieht gleich aus,
  • es klingt gleich,
  • durch haptisches Feedback in den Controllern fühlt es sich gleich an.

Wo ist also der Unterschied zwischen einer echten Tischtennisplatte und einer simulierten? Ob jetzt ein echter Plastikball durch den Raum fliegt oder nicht – das tut gar nichts zur Sache. Nehmen wir an, ich habe einen menschlichen Mitspieler – für uns beide ist das Spiel dann real: wir unterhalten uns dabei (oder brüllen uns an), pfeffern uns die Bälle um die Ohren und hinterher sind wir verschwitzt. Das Spiel war also Realität – ist doch egal, dass keiner von uns beiden überhaupt eine Tischtennisplatte besitzt :D

Die große Stärke von VR ist also die Simulation, dass etwas wirklich passiert und sich echt anfühlt. Mit VR kannst du Orte völlig realistisch erkunden, ohne jemals dort gewesen zu sein.

Das macht VR so faszinierend – und für solche Erlebnisse braucht man kein 80GB-Spiel und keine noch größere Welt. Wenn sie gut gemacht ist, reicht schon die dunkle Grabkammer der Pharaonengattin Nefertari mit bunt bemalten Wänden und eine Taschenlampe in der Hand. Wenn die Eindrücke der Augen und Ohren schon so überzeugend ist, fällt es nicht schwer, auch die kalt-feuchte Luft und den leichten Modergeruch zu spüren und zu riechen.

VR, bleib bei deinen Leisten – die kannst du unglaublich gut!

Solange es keine Lösung für das Bewegungsproblem über lange Strecken und die Grafikleistung in der VR gibt, freue ich mich auf neue Spiele mit riesigen Welten, gleißendem Wasser, sich sanft wiegender Vegetation und rasanten Ritten/Fahrten/Flügen durch die Welt. Das ist derzeit einfach nicht für die VR umzusetzen, und das ist auch ok so. Ich will meinem Magen gar nicht zumuten, in der VR wie in Ghost Recon Wildlands aus dem fahrenden Jeep hechte und mich dabei (zusammen mit dem Jeep) ein paar mal zu überschlagen. Auch Strategiespiele, die auf Kartenansichten basieren, sind als VR-Version eher nicht so gut vorstellbar.

Aber wenn es um das Erleben geht – dann bitte, bitte bringt mehr solche Experiences raus wie Nefertari: Journey to Eternity! Oder Spiele wie Beat Saber, in denen du dich auf der Stelle bewegst und trotzdem mittendrin fühlst.

[label type=“secondary“]Was sagst du denn dazu, lieber Leser?[/label] Hast du selbst schon Erfahrungen mit VR gemacht? Denkst du, VR ist überhyped? Zu teuer, zu wenig durchsetzungsfähig? Oder ist das die Zukunft? Die Industrie ist darüber offenbar selbst zweigeteilt – die einen sagen, der Hype ist vorbei, andere sagen, nö, geht weiter.

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