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Erich Maria Remarque – Im Westen nichts Neues

Remarque - Im Westen nichts Neues
Details zum Buch

Erstauflage: 1929
Seitenanzahl: 199 + Nachwort
Review online seit: 12.11.2013
Erstmals gelesen: Nov. 2013

Dieses Buch erhielt von Lucyda 3 Sterne

Ein literarischer Klassiker. Dieses Anti-Kriegsbuch berichtet aus der Ich-Perspektive von einem jungen Soldaten im ersten Weltkrieg, der an der Westfront in Frankreich eingesetzt ist. In diesem schwer umkämpften Gebiet bewegt sich über zwei Jahre fast nichts und ganze Generationen von Soldaten werden verheizt. Das Buch berichtet von Angst und Abstumpfung durch schreckliche Erlebnisse an der Front.

Im Westen nichts Neues: Handlung

Paul Bäumer ist ein junger Soldat an der deutschen Westfront des 1. Weltkrieges. Er und seine gesamte Abiturklasse haben sich freiwillig zum Einsatz gemeldet, nachdem ihnen ihr Lehrer den patriotischen Einsatz vorgeschwärmt hatte.

Statt die Schulbank zu drücken, verkriecht man sich nun in den Gräben und Granatentrichtern des festgefahrenen Stellungkrieges gegen Frankreich. Die jungen Männer merken schnell, dass Krieg eigentlich nicht sonderlich heldenhaft ist. Es handelt sich bei „Im Westen nichts Neues“ im Grunde um die  Erlebnisschilderung eines jungen Mannes, die sich mehr oder weniger wie ein Tagebuch liest. Es gibt in dem Sinne keine wirkliche Handlung und Pointe. Remarque schildert einfach nur relativ sachlich-distanziert den Alltag an der Front:

  • auf einem Friedhof unter Beschuss kommen und sich unter Särgen verstecken, um Granatsplittern zu entgehen
  • voller Angst im Giftgas ausharren
  • der Tod ist allgegenwärtig und immer mehr Kameraden sterben auf grausame Weise
  • wie sehr man sich freut, mal wieder was Ordentliches zu Essen zu bekommen
  • ganze Kompanien von Frontfrischlingen werden ohne Ausbildung ins Feld geschickt und sind mangels Erfahrung oder auch nur Ahnung, was sie erwartet, völlig chancenlos
  • tagelanges Aussitzen von schwerem Beschuss, während sich die Landschaft außerhalb des Grabens in eine Mondlandschaft verwandelt

Im Westen nichts Neues: Rezension

„Im Westen nichts Neues“ beschreibt den Krieg in der hässlichsten Form. Remarque schreibt das Buch in der Ich-Form aus Sicht von Paul Bäumer.

Für uns Kinder des Friedens unvorstellbar

Ich musste beim Lesen an General Falkenhayn denken, einen Befehlshaber der Infanterie an der Westfront, der bei diesem Krieg von der „Blutpumpe von Verdun“ sprach. Solange das Kaiserreich immer frische Soldaten an die Front schicke, sei man den Franzosen überlegen, denn es gäbe mehr Deutsche als Franzosen. Ziemlich grauenvolle Strategie – und genau die sieht man hier im Buch beschrieben.

Das ganze Buch ist ziemlich verstörend und die Situation für den heutigen Leser eigentlich unvorstellbar.. Die Graphic Novelle Mutter Krieg liefert übrigens zu den Kriegsbeschreibungen aus „Im Westen nichts Neues“ passende Visualisierungen. Wie man an der Front nur noch Soldat ist, das frühere Leben kaum noch in der Erinnerung präsent ist und man auch auf Urlaub von der Front kaum loslassen kann, denn die schrecklichen Erlebnisse lassen alles andere irgendwie unwichtig werden.

Paul Bäumer ist noch Schüler, ein junger Mann von unter 20 Jahren. Während hier normalerweise das Leben erst anfangen sollte, ändert sich für ihn schlagartig alles. Es geht nicht mehr um Hausaufgaben, Berufswünsche oder Essen mit den Eltern, sondern um Granaten, verlorene Schulfreunde, das Töten anderer junger Leute.

Das Grauen bewältigen durch Angst und Albernheit

Remarque schildert wie selbstverständlich unterschiedliche Arten von Ängsten:

  • die allgegenwärtige Angst hilft beim Überleben: Rechtzeitiges Deckung suchen, wenn man das hohe Pfeifen der Granaten hört
  • die panische Todesangst lässt jedoch Soldaten durchdrehen und kopflos davonrennen

Die Erlebnisse der Front lassen sich für Paul und seine Kameraden nur ertragen, indem sie wann immer möglich über das vernünftige Maß hinaus herumalbern. Natürlich fehlen aber auch die Gedanken über die Sinnlosigkeit des Krieges nicht – warum genau müsse man sich in den Krieg werfen, obwohl die Feinde, gegen die man kämpft, einem gar nichts getan haben?

Die allgegenwärtige Sinnlosigkeit

Der Titel des Buchs, Im Westen nichts Neues, fasst diese ganze Sinnlosigkeit grotesk zusammen: Es handelt sich um eine einfache Meldung der Heeresleitung. Es gibt nichts Neues, keine Gebietsgewinne, keine taktischen Vorteile, keine kriegsentscheidenden Siege – nur jeden Tag aufs Neue tausende tote Soldaten. Junge Menschen, die „für ihr Vaterland“ grausam ihre Leben lassen, ohne, dass sich dadurch irgendwas ändert.

In diesem Beitrag kannst du das sehen, hier habe ich mir einen Zeitungsbericht aus dem Jahre 1916 angeschaut.

Am Ende ist einfach nur klar: Dieser Krieg hat rein gar nichts Heldenhaftes oder Ehrenhaftes. Jeder Soldat kann zu jedem Zeitpunkt sterben. Die Grenzen zwischen Mut und Dummheit verschwimmen, am Ende liegt man nur am Boden und hofft, dass die Granate, die einen irgendwann treffen wird, sofort tödlich ist.

Im Westen nichts Neues: Bewertung

3 Sterne
Hier ist eine Wertung nicht so passend, denn das Buch ist nicht „episch“ und hat auch wirklich keine tolle „Story“. Es zeigt aber auf, zu was Menschen in Extremsituationen werden können. Und wie klein unsere täglichen eigentlich sind – bzw. was für einen Irrsinn sich Menschen ausdenken können.

Das Buch sollte eigentlich jeder mal gelesen haben – einfach nur, um das Leben mehr zu schätzen!

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