Wie kann man leicht völlig sinnlos richtig viel Geld aus dem Fenster werfen? London: Ja, f*ck you :) Das hier ist ein Erfahrungs- und Leidensbericht, der aber vorläufig dank Brexit ein gutes Ende nimmt. Es geht um eine, bzw. um zwei Umweltzonen im Londoner Stadtgebiet. Die Tagespauschale beginnt bei 300 Pfund Sterling, ja, du hast richtig gelesen, bei rund 340 € – für EINEN TAG.
Diese Geschichte wird gefühlvoll, auch mit ein bisschen Mimimi versetzt – wenn du willst, lies dir den Kram durch, du erfährst, warum wir „UK’s most wanted“ sind ^^ Denn wenn wir vor Verjährung dieser Affäre wieder einen Fuß auf britischen Boden setzen, können wir ein- und abkassiert werden.
Okay, ich will hier gar nicht großspurig werden. Wir hatten einfach unglaublich Glück, dass das Vereinigte Königreich aus der EU ausgetreten ist, sonst hätten wir alles bezahlen müssen. Denn theoretisch sind sie im Recht und wir wären selbst schuld gewesen.
Spoiler – Hat Google dich hergeschickt, weil du selbst Post aus London hast und freundlich aufgefordert wurdest, 1200 €, 2400 € oder sogar 3600 € zu bezahlen? Dann atme erstmal tief durch. Seit dem 1.01.2021 kann Großbritannien keine Geldstrafen mehr bei EU-Bürgern einfordern. Das ist auch heute, zwei Jahre später noch so. Ich hatte dazu bei frag-einen-anwalt.de nachgefragt und die beruhigende Antwort erhalten: Aussitzen, bloß nicht bezahlen.
tl;dr
Einführung in die London Low Emission Zone-Thematik
Was ich hier schreibe, hätte dem Geldbeutel sehr weh tun können. Es ist ein Erfahrungsbericht und dient einerseits dazu, andere davon abzuhalten, denselben Fehler zu machen. Und andererseits, dir und andere, die den Fehler schon gemacht habe, Erfahrungen und Erkenntnisse dazu bereitzustellen.
Was war der Fehler?
- Mit einem KFZ zu dicht an London vorbei zu fahren.
- Nicht vorher zu schauen, ob es da Einschränkungen für Autos geben könnte.
- Zu geizig für die Autobahnmaut zu sein.
- Und dann, in der Situation: Zu sagen, okay, wird schon nicht so schlimm sein.
Aber erstmal die Fakten. Wir waren im September mit einem gemieteten Wohnmobil auf großem Roadtrip in Großbritannien unterwegs. Auf der Durchfahrt, bzw. Vorbeifahrt an London vorbei, fuhren wir ungewollt in eine Umweltzone, die Low Emission Zone. Die Details kommen weiter unten.
Jetzt im Januar erhielt die Vermieterin des Wohnmobils Post aus London und wurde aufgefordert, rund 2400 € bzw. 3600 € zu bezahlen. Aufgrund später Zustellung des Schreibens waren unverschuldet quasi alle Fristen zur Zahlung verstrichen.
Und wofür diese Geldstrafe? Für eine rund 20 km lange Strecke, bzw. eine ca. 45 Minuten lange Fahrt durch die Londoner Low Emission Zone. Niemand kam zu Schaden, nichts ist passiert. Wir hätten nur im Voraus die Tagespauschale von 300 Pfund für die Umweltzone zahlen müssen. Wussten wir nicht, haben wir nicht. Und da setzt die Story an.
Wie konnte das passieren? Es sind zwei Abfuck-Geschichten, ein große und eine riesige.
Das Theater um die Low Emission Zone und deren knallharten, nachträglichen Gebühren
London hat zwei Umweltzonen mit Beschränkungen für Fahrzeuge. Die Ultra Low Emission Zone (ULEZ) im Zentrum von London, und die Low Emission Zone (LEZ), die weite Bereiche um die ULEZ herum abdeckt.
Beides wussten wir nicht, als wir im September dort unterwegs waren. Ja, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, das ist mir klar. Wir hätten vorher schauen müssen, was zu beachten ist.
Es gibt zwei Umweltzonen, aber Google zeigt nur eine an
Das hat sich im Voraus aber nicht ergeben: Wir wollten gar nicht nach London, also haben wir auch nicht geschaut, was es in London zu beachten gibt. Wir wollten nur an London vorbei, von Ely im Nordosten nach Canterbury im Südenosten. Wir haben, wie im restlichen Urlaub auch, mit Google Maps navigiert. Am Handy führte uns der kürzeste Weg direkt in die Londoner Innenstadt. Google gibt sogar einen Warnhinweis, dass dieser Weg in die ULEZ führt. Okay, das wollten wir nicht.
Also schauten wir. Etwas weiter östlich hätte es noch die M25 gegeben, eine Autobahn, die Google als mautpflichtig kennzeichnete. Es war ein Fehler, nicht diese Autobahn zu nutzen – im Nachhinein ist man immer schlauer. Es hätte nur 2,50 Pfund gekostet. Aber als wir unterwegs waren, wussten wir das nicht – das hab ich jetzt erst nachgeschaut.
Wir dachten uns nur: Durchs Zentrum geht nicht, da ist Umweltzone. Die östliche Autobahn kostet Maut. Aber wir sind ja Brains, genau entlang der Umweltzone (ULEZ), da führt eine recht große Straße entlang. Der perfekte Kompromiss! Da schleichen wir einfach an London vorbei und weiter geht’s.
Das Problem: Google zeigt die ULEZ an. Aber nicht die LEZ. Wir wussten nicht und wären auch nie drauf gekommen, dass es ZWEI Umweltzonen gibt. Als wir uns London näherten, gab es auch Schilder mit dem Hinweis auf die Low Emission Zone. Wir dachten, das ist die in Google angezeigte Umweltzone, die ULEZ. Und wir dachten, jaja, wenn man da weiterfährt, kommt man in die Umweltzone, aber wir fahren ja nicht rein, wir fahren vorbei.
Absolute Verwirrung vor und während der Fahrt durch die Low Emission Zone
Dann kam zwei- dreimal das Schild: „To avoid Low Emission Zone return via…“ – okay, da kamen uns langsam Zweifel: Gilt das Schild jetzt doch für uns? Aber wir fahren doch gar nicht rein, die Strecke geht vorbei? Ich saß am Steuer und Pierre prüfte auf dem Handy, ob wir noch richtig waren. Waren wir – wir waren auf einer großen zwei-dreispurigen Autobahn unterwegs.
Da war nicht viel Zeit zu denken oder gar zu recherchieren, was nun los ist. Umdrehen würde heißen: Eine neue Route raussuchen, wieder ein ganzes Stück zurück und wohl doch über die Mautstrecke. Ja, das wäre besser gewesen, aber das wussten wir damals nicht.
Wir dachten uns: Ach maaan, dann verlieren wir ne Menge Zeit. Und: Was ist denn überhaupt los, was ist denn das mit Ultra Low und nur Low, was passiert hier? Und: Ok, wir fahren ja definitiv nicht in die ULEZ rein, dann kann es ja nicht schlimm sein, oder? Und ja, auch: Wir fahren ganz fix durch, vielleicht werden wir nicht erwischt.
Auf den Schildern stand NICHT: Die Einfahrt in die LEZ kostet 300 Pfund am Tag. Was meint ihr, wie schnell wir umgedreht hätten, wenn die Schilder nur den kleinsten Hinweis darauf gegeben hätten, wie teuer das ist?
Und auch nochmal zum Verständnis: Man kommt nicht in die LEZ rein, wenn man die Autobahn verlässt. Man kommt automatisch in die LEZ rein, wenn man auf der Autobahn bleibt.
Dann waren wir also drin, in der LEZ. Während ich zügig weiterfuhr, versuchte Pierre herauszufinden, was nun los ist. Er fand heraus, dass es tatsächlich zwei Zonen gibt. Dann versuchte er herauszufinden, was wir tun können, um keinen Ärger zu bekommen. Er durchkämmte mehrere Seiten. Die für die LEZ zuständige Seite Transport for London half ihm nicht weiter. Dort gibt es keine Liste, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um kostenfrei durch die LEZ zu kommen.
Auf der TfL-Seite kann man aber anhand des Nummernschildes sein Fahrzeug prüfen und einordnen lassen. Ja, wenn man da ein deutsches Kennzeichen eingibt, erscheint da, dass es nicht erkannt wird und man möglicherweise bezahlen muss. Wtf? Wie unhilfreich kann eine Website sein?!
Wir erfuhren auch von den extrem hohen Tagespauschalen für die Fahrt in die LEZ. 300 Pfund für EINEN Tag?! WAS? Auch für uns, mit unserem ganz normalen 3,5 t Wohnmobil mit Abgasnorm IV? Neee, das kann nicht sein. Pierre las dann noch, dass es noch viel teurer werden kann, wenn man die Gebühr nicht innerhalb von drei Tagen bezahlt. Ja… aber wir wussten ja noch gar nicht, ob wir betroffen sind. 300 Pfund als Tagesticket für eine Straße..?!
Und: Man wird in der LEZ auf jeden Fall erwischt. Kameras überwachen 24/7 die Straßen. Sie überprüfen jedes Kennzeichen. Pierre registrierte dann das Wohnmobil, während wir durch die LEZ fuhren, als Zeichen des guten Willens.
Pierre googelte weiter. Auf der Seite vom ADAC fand er heraus, dass sich alle Fahrzeuge über 1205 kg, die nicht in UK zugelassen sind, vor der Einfahrt in die LEZ registrieren müssen. Das kann 10 Tage dauern.
Ja, gut. Der Zug war also abgefahren. We are fucked. Vor 10 Tagen hatten wir ja noch gar nicht gewusst, dass wir da langfahren werden. Das hatten wir erst wenige Stunden vorher entschieden.
Nach der Durchfahrt der LEZ: Schnell noch 300 Pfund bezahlen?
Das war dann unser Stand an diesem Tag: Für die Fahrzeugregistrierung war es zu spät. Unser Wohnmobil ist entweder betroffen oder nicht betroffen, das wussten wir nicht. Und wir hatten nun drei Tage Zeit, 300 Pfund zu überweisen.
Wohlgemerkt: Das mit den drei Tagen wussten wir nur, weil wir uns die Information mühsam von der Internetseite zusammengesucht haben. Auf der Straße selbst gab es dazu keinerlei Hinweise.
Wir haben es nicht getan. Wir konnten nicht recht glauben, dass es wirklich so teuer ist, diese Strecke zu fahren. Unsere Urlaubskasse war zu diesem Zeitpunkt am Ende der Reise schon mehr als überzogen. Und wir dachten auch, vielleicht können sie es durch den Brexit nicht durchsetzen.
Wir hatten zudem auch gelesen, dass man manchmal mit einem blauen Auge davon kommt, wenn man der TfL-Gesellschaft höflich schreibt und die Umstände darlegt. Das haben wir dann auch am gleichen Tag noch getan und hofften das Beste. Vergebens, da sind sie gnadenlos. Dumme Touristen.
Hätte man es wissen müssen?
Auf der offiziellen Website von London gibt es eine Kategorie mit Fragen an den Bürgermeister. Eine der Frage lautet:
To ensure the highest level of compliance with the LEZ and to avoid overseas visitors to London not mistakenly facing excessive fines and harming the reputation of London, will you review the level of information that is provided to overseas visitors, especially at ferry ports and on the Eurostar?
Übersetzung: „Damit ausländische London-Besucher nicht versehentlich hohe Strafen erhalten und somit das Image von London beschädigt wird – wird darüber nachgedacht, Touristen besonders an den Fährhäfen und am Eurostar-Tunnel mehr Informationen bereitzustellen?“
Die Antwort darauf lautet – in Kurzform: Nö, f*ck you. Und etwas länger: Die LEZ gibt es seit 2008 und eine Kampagne übermittelte auch Informationen darüber an verschiedene Presseorgane in wichtigen europäischen Ländern. Außerdem stünden auf der Website genügend Informationen bereit. Darüber hinaus gebe es (Warn-)Schilder vor den Zonen.
Ich hab mich echt aufgeregt darüber. JA – man kann sich im Voraus informieren. Wenn man aber spontan unterwegs ist, wie wir – das hat ja ein Wohnmobil-Urlaub an sich -, tut man das evtl. nicht. Und dann findet man sich auf einmal mitten in der Situation wieder und soll über diese völlig bescheuerte Website noch retten, was zu retten ist?
Ein Hinweis auf einem Schild, wie teuer die Einfahrt in die Zone ist, könnte sicher helfen, die Leute aufmerksam zu machen. Das Schild, wie oben zu sehen, sagt nun wirklich nicht aus, dass einen die Einfahrt richtig viel Geld kosten kann.
Kleiner Exkurs: Unverschuldet alle Fristen versäumt & modernes Raubrittertum
Das alles bisher könnte man wohl auch zurecht als „selbst schuld“ bezeichnen. Selbst schuld, dass ihr euch die Mautstrecke sparen wolltet, selbst schuld, wenn ihr euch nicht im Voraus informiert, selbst schuld, wenn ihr die 300 Pfund nicht rechtzeitig überweist. Aber was jetzt kommt, kann ich fast nur als Böswilligkeit bezeichnen.
Bis auf die Mail-Antwort von TfL haben wir lange nichts mehr aus London gehört. Bis zum 4. Januar 2023, also gut drei Monate später. Mir schrieb abends die Vermieterin des Wohnmobils, dass sie als Halterin Post aus London bekommen hatte. Und was da drin stand, war ungeheuerlich.
Verspätete Zustellung an die Wohnwagenvermieterin
Absender ist das Inkassounternehmen European Parking Collection PLC mit Sitz in London. Das Unternehmen sei von TfL bevollmächtigt, Verwarnungsgelder einzuziehen. Das Schreiben ist datiert auf den 10.11.2022. Das war fast zwei Monate her.
Und nun der Knaller: Das Schreiben listet nüchtern verschiedene Fristen auf, anhand derer die Höhe der Geldstrafe gestaffelt ist:
„Sie haben ab dem Datum der Zustellung dieser Zahlungsaufforderung 14 Tage Zeit, um das ermäßigte Verwarnungsgeld von 1196,25 € zu zahlen.
Wird das Verwarnungsgeld nicht bis zum 23.12.22 gezahlt, wird die volle Summe von 2392,51 € zur Zahlung fällig. Sollten Sie das Verwarnungsgeld nicht zahlen oder bis zum 5.01.2023 keine Darstellung abgeben, kann eine Zahlungsaufforderung mit dem höheren Verwarnungsgeld von 3588,76 € ausgestellt werden.“
Nochmal zum Verständnis, das Schreiben kam am 4.01.2023 an, einen Tag vor Ablauf der allerletzten Frist, oder in Zahlen, 1 Tag vor 3588,76 €. Der Brief ist kein Einschreiben. Er wurde in Salzburg, Österreich, frankiert und von der Österreichischen Post befördert. Der Umschlag hat keinen Poststempel mit Datum.
Gut, nun steht da, dass man ab Datum der Zustellung 14 Tage Zeit hat. Auf Seite 2 steht noch Folgendes:
Wenn nicht das Gegenteil nachgewiesen wird, gilt die Zustellung dieses Bescheides als am fünften Arbeitstag nach dem Tag der Ausstellung [10.11.20222] als erfolgt.
Die Zustellung hat fast ZWEI MONATE gedauert! Der Brief kam aus London irgendwie nach Salzburg und wurde dann dort erst frankiert. Wie haben sie das gemacht? Ich kann es nur vermuten, aber warum auch immer haben sie womöglich Briefe gesammelt und dann als größeres Paket warum auch immer nach Österreich geschickt. Dort erst wurde der Brief erst der Post übergeben. Vielleicht, weil die britische Royal Mail 2022 stark bestreikt wurde.
Wir haben hier also mehrere Angaben zu den Fristen: 14 Tage nach Zustellung gilt die „Ermäßigung“ – 1200 €. Aber das wird ad absurdum geführt durch den Zusatz, dass der Brief nach fünf Tagen als zugestellt gilt. Und daher werden schon feste Fristen angegeben, die bei Nichteinhaltung das Verwarnungsgeld verdoppeln und dann auf 3600 € erhöhen.
Kein Einschreiben, keine Sendungsnummer – Pech
Der Empfänger des Briefes muss beweisen, wann der Brief angekommen ist, um dieser Strafensteigerung zu entgehen. Es gibt aber keine Poststempel. Die Wohnwagenvermieterin hat in ihrer örtlichen Postfiliale nachgefragt, ob es irgendeinen Nachweis für diesen Brief gibt. Die Dame dort sagte, dass sie nicht mal sagen kann, welcher Zusteller dafür zuständig war. Danach rief die Vermieterin bei der Österreichischen Post und bei DHL an, um dort nachzufragen. Auch hier konnte niemand Angaben machen, da es keine Sendungsnummer gibt.
Ist das nicht ein Mega-Riesen-Abfuck?!
Der Brief kommt am Tag vor Ablauf der allerletzten Frist an. Es gibt keinerlei Nachweis oder Bestätigung, dass der Brief erst so spät ankam. Ich denke, dass man das auch juristisch anfechten könnte irgendwie.
Das hier kann ich nicht fett genug drucken, weil es so unfassbar dreist ist (stell dir vor, dass ich sehr laut spreche und ziemlich rot im Gesicht werde): Mit minimalstem Aufwand fordert diese Inkassogesellschaft Gelder, die locker 1-2 Monatsgehältern entsprechen und schicken den Brief nicht nur nicht per Einschreiben, so dass der Empfänger irgendeine Chance hat, sich zu wehren. Nein, sie schreiben drauf, dass das Schreiben nach fünf Tagen als zugestellt gilt, und schicken den Brief dann wissentlich auf Umwegen über ein drittes Land los.
So wie das hier läuft, würde ich sogar in den Raum stellen, dass dahinter eine Absicht steckt. Wer sagt denn, dass das Schreiben wirklich Mitte November verschickt wurde, und nicht erst Mitte oder Ende Dezember? Es gibt ja keinen Nachweis!
Davon abgesehen: Wir waren erstmal ziemlich fertig. Aktuell standen 2400 € als Strafe im Raum für die Vorbeifahrt an London. Verstört ging ich streamen und beschäftigte mich erst am nächsten Tag, also dem letzten Tag der Frist, wieder mit dem Thema.
Einspruch der Wohnwagen-Vermieterin
Wir baten die Vermieterin, erstmal Einspruch zu erheben. Immerhin hatte ja nicht sie die Ordnungswidrigkeit begangen, sondern wir. Aktuell waren wir eigentlich ja noch gar nicht gefragt, sondern sie als Halterin. Wir wollten aber nicht, dass sie womöglich die 2400 € oder sogar 3800 € bezahlt, um weitere Probleme zu vermeiden, und dann von uns das Geld einfordert.
Auf der Inkasso-Website gibt es ein Einspruch-Formular. Es listet vor allem auch erstmal auf, welche Gründe alle nicht zählen:
- Wusste nicht, dass es die LEZ gibt
- Wusste nicht, welches „Scheme“ auf mich zutrifft (also „Tarif“)
- Bin ein Tourist
Also all die Gründe, die wir hatten – Verwirrung, wussten nichts von der Zone, weil das Navi sie nicht anzeigte, von der Situation überfordert – werden von vornherein „wahrscheinlich abgelehnt“.
Wenn man weiterklickt, kann man aber angeben, dass es sich um ein Mietfahrzeug handelt. Das machte die Vermieterin und mit etwas „Glück“ bekommen wir nun ein neues/eigenes Schreiben mit neuen Fristen. Weiter unten siehst du, wie es weitergeht mit der Geschichte.
Wir überlegten dann ein paar Tage lang, ob wir auch ohne Schreiben einfach die 1200 € bezahlen. Damit könnten wir vorbeugen, dass wir auch ein so verspätetes Schreiben bekommen und am Ende 2400 oder noch mehr bezahlen müssen.
Und dann blieb eben die Möglichkeit, sich Rechtsberatung zu suchen. Das geht recht günstig auf frag-einen-anwalt.de – das hier ist keine Werbung ^^ Wir stellten unseren Fall dar und boten 75 € für die Beantwortung unserer Frage. Allzu viel erwartete ich mir nicht davon, aber zum Glück haben wir es gemacht.
Der Anwalt sagte – wie oben erwähnt -, dass das Vereinigte Königreich durch seinen Austritt aus der EU keine Geldstrafen bei uns vollstrecken kann. Wir sind offenbar aus dem Schneider. Weitere Schreiben werden wir einfach nicht beantworten. Der Anwalt fügte aber hinzu, dass wir davon absehen sollten, nach Großbritannien einzureisen – weil dort ist die Strafe ja vollstreckbar.
Und damit bin ich jetzt Lucyda, wanted dead or alive :D
Uns soll das eine Lehre sein. Die Lust aufs Reisen ist uns sowieso vergangen. Aber wir haben riesig Glück gehabt, dass der Brexit so chaotisch verlaufen ist und wir die Strafe nun nicht zahlen müssen.
Kleines Schmankerl hinterher: Nachdem ich dem Anwalt eine gute Bewertung für die Beantwortung für seine Antwort gab, hat er sich nochmal kurz geäußert:
Der Mann will die Welt brennen sehen :D Aber ich hoffe, dass außer Briefen aus London nichts mehr kommt…
Zusammengefasst: Die London Low Emission Zone als Falle für Ausländer
Also, Umweltzonen haben sicher ihre Berechtigung, und selbstverständlich können Städte die Zonen so ansetzen, wie es ihnen passt. Das zweifle ich gar nicht an.
Das Problem ist meiner Meinung nach die mangelnde Kennzeichnung der Low Emission Zone. Wer die Regelung nicht kennt und sich wie wir sozusagen versehentlich im Umfeld der Stadt aufhält, der sieht sich mit wirklich unverhältnismäßig hohen Kosten konfrontiert.
Die Registrierung der Durchfahrt zehn bis 14 Tage vorher ist für manche Urlaubsreisende nicht wirklich sinnvoll. Das funktioniert auch nur, wenn man dann schon weiß, dass es eine Low Emission Zone gibt. Klar, wir hatten ungefähr eine Route im Kopf, aber gerade bei Wohnmobil-Reisen können die sich auch ändern. Schon Wochen im Voraus zu recherchieren, was einen wo an lokalen Besonderheiten erwarten könnte, finde ich ziemlich unrealistisch.
Wenn man dann unregistriert durch die LEZ gefahren ist, schauen manche (andere vielleicht nicht) vielleicht nach, was einen dann erwartet. Die Infos dazu muss man sich mühselig auf der Internetseite zusammenkratzen. Es gibt keine klare Info für Fahrer von nicht im UK zugelassene Fahrzeuge.
Dann erfährt man über Umwege auf irgendwelchen FAQ-Seiten, dass man drei Tage lang die Tagespauschale von ca. 340 € bezahlen kann. Das ist schon wirklich deftig.
Und wer nicht nach Infos sucht, weil er denkt, ach, wird schon nicht so schlimm sein – der verpasst die drei-Tages-Frist, vielleicht sogar die 14-Tages-Frist. Die Strafen staffeln sich schon hoch, bevor man überhaupt erfährt, dass man einen Verstoß begangen hat. Und dann ist man bereits bei 1200 €.
Die Tagespauschale gilt übrigens von Mitternacht bis Mitternacht an einem Tag. Wer in die LEZ fährt, dort übernachtet, und am nächsten Morgen wieder raus – der zahlt dafür schon ganz regulär 680 €.
Ich finde es zudem sehr bedenklich, dass auf den Straßenschildern kein Hinweis zu diesen hohen Pauschalen steht. Nichts dazu. Sehr viele Leute würden sicher lieber erstmal umdrehen und das klären, bevor sie weiterfahren, wenn auf den Schildern was von 300 Pfund stünde.
Das nächste ist, dass das Schreiben zu einer derart hohen Strafe nicht per Einschreiben kommt – zur beiderseitigen Versicherung, dass und wann es ankommt. Ohne Sendungsnummer nimmt man doch dem Empfänger jegliche Möglichkeit, sich gegen die weitere Erhöhung der Strafe zu wehren.
Am Ende bleibt bei mir eine große Unsicherheit. Ich dachte, dass wir in Europa ungefähr nach ähnlichen Regeln spielen. Halte dich an die Verkehrsregeln und alles ist gut. Dass man derart in die Bredouille kommen kann, weil man in eine Umweltzone einfährt, hätte ich nie gedacht.
Updates zu unserem Fall: Wie ging es weiter?
Diesen Beitrag habe ich geschrieben, als es noch gar kein an uns gerichtetes Schreiben gab. Der Bescheid ging erstmal nur an die Vermieterin des Wohnwagens. Sie hatte dann Einspruch eingereicht: Das Fahrzeug war vermietet an uns. Dem wurde stattgegeben.
Und jetzt geht es dann für uns weiter. Ich werde hin und wieder Updates posten.
Hilft dir mein Beitrag?
Mit einem Kaffee würdest du mich sehr glücklich machen! :D
Erste Zahlungsaufforderung: 28.01.2023
Unser „eigenes“ Schreiben, ein „Verwarnungsgeldbescheid“ mit Zahlungsaufforderung, kam am 28.01.2023, Ausstellungsdatum 8.01.2023. Es kam laut Frankierung aus Paris.
Das Schreiben war das gleiche wie das an die Vermieterin, nur diesmal an mich gerichtet. Absender war „London Low Emission“, die das Inkassounternehmen „Euro Parking Collection plc“ zur Eintreibung beauftragt.
Auch die Fristen waren enthalten:
- 14 Tage ab Zustellung: „ermäßigtes Verwarnungsgeld“ von 1186,77 €
- bis 20.02.2023: „volle Summe“ in Höhe von 2373,55 €
- danach: „höheres Verwarnungsgeld“ von 3560,32 €
(Nochmal: Es ging um das Durchfahren der Umweltzone, nicht um einen Bombenanschlag auf den King…)
Wir haben nochmal gegoogelt, die Infos des Anwalts durchgelesen etc – und das Schreiben dann ignoriert. Noch immer gibt es kein Abkommen mit UK zur Vollstreckung von Bußgeldern.
Außerdem gibt keine Möglichkeit, mit LEZ selbst zur Klärung in Verbindung zu treten, und auf der EPC-Website kann man sich nicht zum Sachverhalt äußern, sondern nur Haken setzen. Dass unsere Einspruchgründe (Touristen, Versehen, großes Sorry) nicht gelten, steht auch gleich dabei.
Zweite Zahlungsaufforderung: 1.04.2023
Die zweite Zahlungsaufforderung kam am 1.04.2023. Ausgestellt war es am 18.03., ebenfalls von London Low Emission Zone. Er erreichte uns aus Malmö per Nachsendeauftrag der Post, weil wir zwischenzeitlich umgezogen sind (…. nicht deswegen :D). Es ging also recht schnell.
Das Schreiben informiert uns, dass wir die Gebühr von 2373,55 € nicht bezahlt haben und sich das Bußgeld somit auf 3560,33 € erhöht. Zahlbar innerhalb von 14 Tagen.
Auch dieses Schreiben haben wir ignoriert.
Drittes Schreiben: 6.06.2023
Diesmal direkt von EPCplc, gesendet über Malmö, Schweden. Betreff: Schreiben vor Schuldeneintreibung. Fälliger Betrag: 3560,33 €.
„Ignorieren Sie dieses Schreiben nicht. Wenn Sie den ausstehenden Betrag nicht zahlen, kann Ihr Fall an einen Schuldeneintreiber weitergeleitet werden.“ Wir haben nun 28 Tage Zeit für die Zahlung.
Klar, der Arsch geht einem auf Grundeis. Aber dennoch … Ich habe wieder gegoogelt und keine neuen Infos gefunden. Im Schreiben steht klar und deutlich: „Land des Verstoßes: Great Britain„. Bußgelder aus Nicht-EU-Ländern können nicht vollstreckt werden.
Wichtig: Nur Behörden dürfen polizeiliche Geldbußen und -strafen eintreiben, zuständig in Deutschland ist hierfür ausschließlich das Bundesamt für Justiz. Ausländische Kommunen und Behörden müssen hierfür das Bundesamt um Vollstreckungshilfe bitten.
ADAC-Website, abgerufen am 7.06.2023
In diesem Beitrag finden sich ein paar Angaben zur EPC, die wohl als „Raubritter“ gelten. Übrigens: Für Österreich gibt es wohl irgendein Abkommen, über das EPC wohl vollstrecken darf? – Nur als Hinweis für Leser aus Österreich, ich hab mich damit nicht weiter beschäftigt!
Auch hier gibt es eine Info, dass EPC auf die Nase fällt, wenn sie unrechtmäßig Gelder vollstrecken wollen.
Und zum Thema Schuldeneintreiber: Schuldeneintreiber können zwar Mahnungsschreiben verschicken. Aber einen Vollstreckungstitel, also die legale Möglichkeit, das Geld einzutreiben, gibt es nur mit gerichtlichem Vollstreckungstitel. Und den gibt es eben nicht.
Also: Wir ignorieren auch dieses Schreiben, und ich bin gespannt, ob wir noch etwas von einem Schuldeneintreiber hören werden.
Vierte Zahlungserinnerung
Ende November erhielt ich ein neues Schreiben, diesmal von der Firma eCollect mit Sitz in der Schweiz und Filiale in Berlin. Im Schreiben werde ich zur Zahlung von 3829,08 EUR aufgefordert, da sonst die Vollstreckung „auf Grundlage des EU-Rahmenbeschlusses 2005/214/JI“ erfolge. Das ist der Beschluss, nach dem Forderungen aufgrund von Verkehrsdelikten aus dem EU-Ausland auch innerhalb Deutschlands eingetrieben werden können.
Wie immer wurde ich nervös und googelte erneut. Dabei traf ich auf diese noch sehr frische Anfrage auf frag-einen-anwalt.de. Der Anwalt gibt ganz unten an, dass ein Einfordern vor Gericht am Ende möglich wäre, wenn man dem Mahnbescheid nicht widerspricht. Was genau das ist, und ob die „Bescheide“ aus England schon dazu zählen, ist mir nicht klar. Ich habe nun jedenfalls auf diese Zahlungserinnerung (kein Mahnbescheid) reagiert und sowohl per Mail als auch mit einem Einschreiben Widerspruch eingereicht. Der Inhalt: Der Rahmenbeschluss ist nur für EU-Staaten gültig.
Hallo liebe Leidensgenossen,
auf unseren Weg nach Ipswich, hat uns das Navi wegen Stau durch die „KOSTENZONE“ gelotst. Ärgerlich war, dass wir extra die Maut gezahlt haben und trotz alternative Route dennoch im Stau standen. Plötzlich standen wir auch schon vor dem „ULEZ-Schild“ und wussten ertsmal gar nicht was das ist (im Nachhinein ist man immer schlauer).
Nachdem wir endlich am Ziel angekommen sind, habe ich mich über alles informiert und mir ist das Gesicht entglitten wie ich die Beträge gesehen habe, die teilweise gefordert werden. Nun warten wir erstmal ab was da kommt :D…
Ich wollte fragen wie ich bei Transport for London mit der Penalty Charge Number sehen kann ob wir schon gelistet sind? Da ich noch keinen Brief erhalten und daher noch keine Nummer zugewiesen bekommen habe, wird das schätze ich kaum möglich sein.
Es ist einfach ärgerlich wenn man eure Beiträge so liest und sieht was für eine moderne Abzocke das alles ist. Wenn man bedenkt das man für manche „schwere“ Straftaten weniger bezahlt, erscheint das umso skurriler…
Ich werde berichten sobald wir einen Brief erhalten haben.
Hi Zusammen
Diesen tollen Brief habe ich auch bekommen. Ich dachte ich dreh durch und hatte voll die Panik! Der Urlaub war ja doch schon super teuer :)
Jetzt frage ich mich, ob das so in der Schweiz auch giltet? Wir sind ja auch nicht in der EU. Muss ich wohl mal einen Anwalt/Anwältin fragen. Oder wisst ihr da auch Bescheid?
Liebe Grüsse
Kathrin
Unser erster Brief kam auch am 04.01.22 und war ausgestellt vom Oktober.
Daraufhin haben wir dann bei der Behörde in London angerufen die für den ganzen Müll (sorry aber ist leider so) zuständig ist. Die haben uns 5 mal hin und her geleitetet bis wir dann bei jemand rausgekommen sind der auch nicht wirklich Ahnung hatte aber mehr als der Rest. Die meinten es ist alles in Ordnung. Wir haben denen dann noch unsere Belege zugeschickt. Wir haben am Tag der Einreise noch mit jemand von der Tfl telefoniert und die meinte wir können eine Tagespauschale von ca 12€ bezahlen dann geht das klar. Für Hinfahrt und Rückfahrt. Haben wir getan und jetzt stehen wir bei 7000€ ,da wir drei Tage in London waren und einmal rein und einmal rausgefahren sind.
Wir waren mit unserem VW T5 unterwegs.
Unsere Freunde sind mit uns unterwegs gewesen. Sie haben alles genau so gemacht wie wir, nur haben die einen Opel Kombo. Da kam nie ein Brief.
Bin gespannt was alles noch passiert. Man hat ja trotzdem irgendwie nen flauen Magen.
Liebe Grüße
Anika
Hi Anika,
komisch das eure Freunde nichts bekommen haben. Habt ihr da einen Anwalt kontaktiert oder wie wollt ihr da verfahren? LG
Hallo zusammen, zunächst meinen Dank für diese informative Seite.
Heute, 03.07. kam auch bei mir der dritte Brief. bei 3543,78€ rutscht schon mal kurz das Herz für ein paar Schläge tiefer. Nochmals verschiedene Seiten durgelesen z.B.
https://www.auto-medienportal.net/artikel/detail/60111
Oder Stichworte wie: EPC ignorieren bzw EPC ausgeschrieben uä, bringen keine anderen Erkentnisse als hier beschrieben. Ich bleibe dabei „Danke für den Brief aus Malmö, ich werde ihn mir einrahmen und später die Bilder aus dem Urlaub und den Brief meinen Enkeln zeigen – mehr nicht“
Jetzt mal ehrlich, wegen überfahren eines Verkehrsschildes, welches, wie bei vielen hier, nicht gesehen wurde (werden konnte) bzgl. einer Klima-, Umweltzone, welche nur keine Rolle spielt wenn ich vorher Geld bezahle und welche in den restlichen Teilen des Landes (außer London) keine Rolle spielt solch ein Theater aufzuführen, da muss ich im zweiten Augenblick einfach nur herzlich lachen!
Bin gespannt wie es hier weiter geht, nur Mut!!! :-)
Hey, danke für deinen Kommentar mit deinen Erfahrungen :D
Puh, also lachen kann ich noch nicht, ich bin noch in der „Die spinnen doch wohl“-Phase und bin froh, wenn es am Ende gut ausgeht. Lachen dann vielleicht später ^^ Aber ja, das Theater, das die aufführen, sucht schon seinesgleichen. Ich bin gespannt, ob sie wirklich Inkasso durchführen wollen – das kostet doch auch alles und sie wissen doch, dass sie eigentlich keine Rechtsgrundlage haben? Hätten sie die Kosten nicht so eskaliert auf mehrere 1000 Euro, würden viele sicher zahlen, um den Ärger los zu sein.
Liebe Grüße :D
Hallo Lucyda,
Uns geht es genau gleich. Heute kam der dritte Brief mit den 3600€.
Gibts bei euch schon was neues??
Liebe Grüße
Anika
Hey Anika,
nein, nach dem Brief kam bisher nichts mehr. Aber noch freu ich mich nicht… Hattet ihr irgendwie auf irgendwas reagiert bisher?
Hi Lucyda, vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht und die umfangreiche Aufklärung. Natürlich hat es uns auch getroffen .
Wir haben bereits den ersten Brief mit 1207€ Forderung bekommen (Fristen waren aber alle in Ordnung). Richtig doof nur, wir haben die LEZ insgesamt drei mal durchfahren.
Das erste mal war lediglich weil wir eine Abfahrt verpasst haben. Ich will nicht jammern, aber Linksverkehr, proppevolle Autobahnen, Sicherheitsabstand auf der Autobahn von etwa 5 Metern … und dann soll man sich noch auf sowas konzentrieren.
Nun ja und etwa eine Woche später hatten wir ein Hotel weit am Rand von London. Da man bei Google die LEZ-Grenze nicht gesehen hat, wussten wir nicht, ob das Hotel sich innerhalb oder außerhalb befindet, nun ja Überraschung: es lag ca. 3 Minuten innerhalb der LEZ. Hier eine Übernachtung und am nächsten Tag muss man natürlich wieder raus… dementsprechend erwarten wir die kommenden Tage dafür auch noch zwei weitere Schreiben.
Auf jeden Fall sind wir mal richtig bedient, 3600€ bezahlen oder den Streit eskalieren zu lassen und sich dann mit einem Inkassounternehmen über einen Streitwert von über 10.000€ unterhalten – in der Hoffnung, dass die Berichte, die man im Internet gefunden hat, stimmen. Ach so und bei jedem Langstreckenflug beten, dass er nicht aus unerfindlichen Gründen in London Zwischenstop machen muss.
Halte uns bitte sehr gern auf dem Laufenden, wie es bei euch weiter geht. Ich gehe davon aus, dass dieser Beitrag der Anlaufpunkt für seeehr viele Betroffene sein wird.
Wir werden am Montag erstmal eine Rechtsschutzversicherung abschließen und mit den Folgebriefen dort auch noch einmal nachfragen, wie die die Lage beurteilen.
Hey Marcel,
danke für deinen Kommentar, und dass du deine Erfahrungen teilst! Nur mit dreifachem Pech.
Ja, es geht um sehr viel Geld, da ist mir auch unwohl, sich auf Informationen zu verlassen, die man irgendwo im Internet findet („UK kann keine Vollstreckung in der EU durchführen“).
Falls du neue Erkenntnisse bekommst, würde ich mich freuen, wenn du hier kurz dazu Bescheid gibst, das würde auch anderen sicher helfen.
Wegen der Rechtschutzversicherung: Die greift doch normalerweise erst für Fälle in der Zukunft, oder nicht? Viele haben ja sogar noch eine Wartefrist von ein paar Monaten seit Abschluss.
Viele Grüße
Debbie
Mich hatte es ähnlich erwischt, ich war mit meinem VW Caddy in London, hatte nur gelesen Motorräder und PKW dürften kostenfrei in London fahren. Mein Schreiben kam Damals aus Malmö Schweden. war Im November in London, das Schreiben kam am 4.1. mit der frist 690 Euro bis zum 2.1. bezahlen zu müssen danach 1234 Euro und bei weitem nichtzahlen 1800+ Euro. zudem Hatten sie meinen VW Caddy PKW als LKW eingestuft. Ein Sprinter z.B. müsste 500 Pfund Strafe Zahlen , ein LKW 1000 Pfund. alle schreiben über den Anwalt haben nicht geholfen. Sie haben sogar versucht über ein deutsches Inkasso Büro „Media Inkasso aus Verl“ einzutreiben. Doch nach einem Schreiben von meinem Anwalt ist da auch nie wieder was gekommen. Die reguläre Strafe (innerhalb von 14 Tagen) in höhe von 290 Euro für einen Kleintransporter habe ich damals über meinen Anwalt auch angeboten und hätte bezahlt, doch keine Chance.
Das einzige was ich bislang nicht in erfahrung bringen konnte ist : Wann könnte ich wieder nach England fahren OHNE das ich zu kasse gebeten werden kann ????
Und wenn ich nun nach Schottland fahren möchte, bekomme ich dort auch Probleme ? Kann ich ohne Probleme einen Flug z.B. in die USA buchen wenn ich in London Heathrow umsteigen muss ?????
Ich denke auch das ist eine gnadenlose Abzocke bei Touristen, da ich erst wirklich Informationen gefunden habe, NACHDEM ich das Schreiben bekom und wusste wonach ich googeln muss.
Andre
Hey Andre,
danke für deinen Erfahrungsbericht! Dann stell ich mich mal drauf ein, dass bei uns auch noch ein Inkasso aufkreuzt.. Ich hoffe, es hat sich für dich erledigt. Das ist wirklich Wegelagerei und hat mir nachhaltig die Lust verdorben, jemals nochmal nach England zu gehen. Solche gnadenlosen Strafen bei Reisenden sind schon wirklich, wirklich happig.
Zu deinen Fragen weiß ich auch nicht Bescheid. Aber ich glaube, ich würde auch einen Zwischenstopp am Flughafen sicherheitshalber vermeiden. Und auch Schottland – wenn man einreist, prüfen sie ja den Pass, und ich denke, dass der Name UK-weit gespeichert ist. Aber ich weiß es leider auch nicht genauer.
Ich wünsch dir viel Glück!
Hallo. Habt ihr mittlerweile nochmal etwas gehört? Ihr habt ja nicht bezahlt richtig?
Richtig, wir haben nicht bezahlt. Es kam ein weiterer Brief mit Zahlungsfrist und 3500 € Forderung, die wir im März haben verstreichen lassen. Ob wir schon „fertig“ sind, weiß ich nicht. Wir vertrauen darauf, dass Forderungen aus UK in der EU nicht eingezogen werden können, aber wer weiß, ob wir uns das erstreiten müssen oder nicht.
So ätzend! Wir haben im Juli mit dem PKW die LEZ gestreift > und im Januar den Strafzettel über 2x 98 € erhalten (zu Recht). Er war Anfang November ausgestellt und hatte ebenfalls 2 Monate zu und gebraucht. Sämtliche Fristen waren natürlich verstrichen. Wir bezahlten, bekamen aber gestern die Mahnung. Ausgestellt am 27.12.22 , wieder über einen Monat Zustellungszeit.
Auf unsere Mail hat nie jemand geantwortet. Die lange Zustellung scheint also Methode zu sein . Es ist total zum Kotzen, weil ich eigentlich sehr gerne nochmal nach GB eingereist wäre. Nur nicht , wenn mittlerweile ca 600€ Strafe auf uns lauern.
-> Stefan. Gähn, selten so gelacht.
Tja es gibt halt Leute, die immer schon alles gewusst und seit ihrer Geburt auch immer alles richtig gemacht haben. Bravo!
Mit Euro IV darfst Du mit Deinem Wohnmobil in der LEZ einfahren – und die Einhaltung der Emissionswerte war schließlich der originäre Grund für die Einrichtung der LEZ (wenn Du hier als Tourist mit dem Pkw unterwegs bist, bekommst Du übrigens k e i n e Post, bzw. wenn Du Pech hast, läuft Dein Fahrzeug in Festlandeuropa unter Pkw, in GB aber unter Lieferwagen ….. alles ziemlich unlogisch und letzteres steht auch nirgends).
Und ja, im Gegensatz zu den Briten musst Du Dich vorher sehr umständlich anmelden (… zum Test einfach mal versuchen, sich auf der Website der TfL erfolgreich für die LEZ anzumelden, was übrigens auch mal bis zu 40 Tagen dauern kann). Briten werden übrigens automatisch über ihre Zulassungsbehörde bei der TfL registriert.
Aber selbst die Briten schimpfen über das unverhältnismäßige Vorgehen der EPC, weil Du kaum Möglichkeiten hast Vorwürfe richtig zu stellen, wenn Du mal in deren Verwarngeldmühle bist (z.B. Benutzung von Tunneln, Brücken, Autobahnen, die Du nachweislich b e z a h l t hast; einfach mal in den britischen Medien schauen, u.a. Guardian). Auch ein schönes Beispiel von Betroffenen: Wenn Du außerhalb der LEZ fährst und offiziell auf der Autobahn umgeleitet wirst: Pech, denn Du stehst in der Beweispflicht, und die EPC hat weder eine offizielle Telefon- noch eine Faxnummer oder eine E-Mail-Adresse. Ahndungswürdig ist übrigens auch der Aufenthalt an einer Autobahnraststätte, der länger als zwei Stunden gedauert hat (… aber Stefan weiß sowas ja alles).
Unterm Strich bleibt: Auch andere Länder und Städte Europas erheben Maut oder haben Umweltzonen, für die bezahlt werden soll oder für die man sich vorher anmelden muss. Sie setzen es nur anders um. Statt Bußgelder im 4stelligen Bereich, 150 Euro bzw. 75 € beim ersten Mal; alles per zeitnahem Einschreiben übrigens. Und eine verspätete Anmeldung (auch nach Erhalt des Bußgeldbescheids) ist ebenfalls möglich.
Wenn ich einen Städtetrip plane, stolpere ich als Tourist früher oder später über Hinweise einer kosten- bzw. anmeldungspflichtigen LEZ der jeweiligen Stadt (wenn sie denn eine hat).
Wenn ich einen Urlaub irgendwo am Meer oder auf dem Land machen möchte und auf der Strecke einen Autobahnring benutze der auch noch gebührenfrei ist (sonst würde ich in dem Zusammenhang vielleicht bei der Recherche zu Procedere und Kosten ggf. auf LEZ-Infos stoßen) sollte ich wohl eher n i c h t damit rechnen, auf der Durchreise über Autobahnen eine anmeldungspflichtige LEZ zu durchfahren.
Neben dem schlechten Wetter, dem noch schlechteren Essen sowie den Zusatzkosten und dem hassle für Fähre oder Tunnel kann GB jetzt auch noch mit dem Russisch-Roulette der Verwarngeldbescheide im vierstelligen Bereich richtig trumpfen. Wer weiß, vielleicht kommt als nächstes die Knolle für die Pinkelpause auf offenem Feld? Bei der Dichte der CCTV-Kameras im Land sicherlich im Bereich des Möglichen.
Da kann man sich als Auto-Tourist für die nächste Urlaubsplanung – der kargen Auswahl langweiliger Destinationen auf dem Kontinent überdrüssig – ja kaum noch beherrschen.
Hey Alex,
danke, dass du noch etwas mehr Licht in die Angelegenheit bringst, du scheinst dich da deutlich besser auszukennen :) Uns ist die Lust auf Großbritannien auch ziemlich vergangen. Besonders, wenn man Ärger bekommen könnte, selbst wenn man alles richtig gemacht und bezahlt hat. Alles in allem bleibt ein sehr fader Beigeschmack. Aber ich hab mich gefreut, von dir zu lesen, das hellt die Stimmung etwas auf :D
Viele Grüße :)
Nachtrag: Ich hatte einen Tag nach Eintreffen der EPC-Hiobsbotschaft (direkt nach Neujahr – via Österreich, ohne Stempel) einen Einspruch bei EPC eingelegt (war ’ne ziemliche Sucherei im www). Begründung: Waren von Canterbury aus in Rochester zum Tagesausflug und haben uns dann auf der A2 East Rochester Way verfranst. Und wer würde denn auch schon allen Ernstes mit einem großen Wohnmobil, dazu linksgesteuert, nach London reinfahren wollen. Ich hatte mich übrigens mit dem Fahrzeug auch noch flugs nachgemeldet.
Mit Datum vom 12.5. dann die Notice of Acceptance von EPC. Einspruch angenommen. Die hatten da wohl einen guten Tag gehabt. Viel BlaBla über die Historie der LEZ, und warum, und beim nächsten Mal bisse aber dran!
Aber! Hab‘ zum „Spaß“ mal bei Transport for London mit der Penalty Charge Number ins System geschaut. Wir sind dort nach fast 3 Monaten immer noch mit 2000 Pfund gelistet. Mal seh’n wie TfL auf meine Bitte um Stellungnahme reagiert. Also Vorsicht. Es könnte passieren, dass EPC Entwarnung gibt und man bei der nächsten Einreise doch noch abkassiert wird.
Fall ich mit dem Einspruch nicht durchgekommen wäre, hätte ich einen von den Vorstandsbossen angeschrieben mit Verweis auf die Verlautbarungen des Pressesprechers der TfL zu zwei ähnlichen Fällen (nur viel teurer, einmal 11000 und einmal 25000 Pfund), die vom Guardian und von Independent ziemlich breitgetreten wurden. Die Strafen wurden beide zurückgenommen.
https://www.theguardian.com/world/2023/apr/15/eu-driver-slapped-with-london-emissions-fines-totalling-25k
Aber dank des Brexits kann man die Strafbescheide ja auch aussitzen und nach 5 Jahren noch mal danger seeker spielen. Allerdings wird’s dann noch kniffliger mit der ULEZ. Außerdem ziehen andere Städte wie Manchester und Sheffield etc. nach.
Und die Regierung in London schraubt auch schon an Erkennungssystemen von Gesichtern (vorerst noch im Hinterzimmer und zunächst auch „nur“ als Mittel gegen shoplifter).
https://www.theguardian.com/technology/2023/jul/29/home-office-secretly-backs-facial-recognition-technology-to-curb-shoplifting
Hey Alex,
vielen Dank für deinen Nachtrag und die Warnung. Bei aller Liebe für die Insel, aber da vergeht’s mir ein bisschen gerade. Der ganze Ärger mit der LEZ und dieser unmöglichen Hocheskalation der Strafen ist schon eine Sache, dass deine Strafe aber weiter gelistet bleibt, und dazu sowas wie Gesichtserkennung. Da wird es mir schon mulmig.
Ein bisschen neidisch bin ich mit deinem Einspruch – ich hatte dazu nichts gefunden, was passt. Auf der EPC-Website stand sogar dabei, dass „Tourist“ oder „verfahren“ nicht zählt, das hab ich also gar nicht erst versucht.
Nochmal herzlichen Dank für das Update!
Hallo wie lange gilt denn dort die Verjährungsfrist dürft ihr je wieder einreisen vielleicht per Flug ♀️lg
Hallo Anja,
ich glaube 3 Jahre. Aber weiß es nicht sicher. Würde ich genau überprüfen und sicherheitshalber noch ein Jahr länger warten
Nochmal ’n Nachtrag: Trotz unseres „Freispruchs“ von der EPC waren wir bei TfL ja immer noch im System mit 2000 Pfund gelistet. Die schriftlichen Nachfragen bei beiden Stellen, warum das „Vergehen“ denn immer noch nicht gelöscht wurde, blieben unbeantwortet.
Wundern tut mich die Vorgehensweise keineswegs (…und bis wir nicht aus dem TfL-System gelöscht sind, werden wir auch tunlichst keinen Fuß mehr auf britischen Boden setzen).
Z.B. hat ein Londoner Handwerker gegen die ULEZ Zone geklagt (da nicht eindeutige Hinweisschilder) und hat Recht bekommen. TfL wurde zu einer Zahlung und zur weiteren Klärung verdonnert. Passiert ist aber von Seiten der TfL nichts, die spielt toter Käfer.
Allerdings scheint jetzt Bewegung in die ganze Sache zu kommen. Dazu unten zwei Links des heutigen Guardian. Zuerst hatten einige Privatpersonen geklagt, Franzosen, Niederländer und Belgier, dass die Adressen der „geblitzten“ ausländischen LEZ’ler unrechtmäßig beschafft worden seien (seit dem Brexit keinen offiziellen Zugriff mehr auf die entsprechenden Datenbanken). Bekommen hat die EPC die Daten über einen Brüsseler Beamten und nach dessen Entlassung von einem italienischen Mittelsmann, der Zugriff auf die Daten hatte (der ist jetzt übrigens auch aus dem Verkehr gezogen).
Jetzt hat sich ein Abgeordneter des belgischen Parlaments der Sache angenommen und offenbar befasst sich das belgische Verkehrsministerium damit. Ziel ist, während der belgischen EU-Ratspräsidentschaft die Sache auf höchster Ebene zu regeln. Irgendwo habe ich auch mal was von einer Klage auf Rückzahlung der geschädigten Bußgeldzahler gelesen. Ob und vor allem wann ….. da wird noch viel Wasser die Themse runter fließen.
Solange will ich natürlich nicht warten mit der Löschung meines Bußgeldes in der TfL-Datenbank. Als nächstes stehen Schreiben an den Ombudsmann der TfL und an einen der Vorstände auf dem Plan. Offenbar braucht man bei den Teeschlürfern einen langen Atem.
https://www.theguardian.com/uk-news/2024/jan/26/eu-citizens-ulez-fines-data-breach-tfl
https://www.theguardian.com/environment/2024/jan/26/how-belgian-mp-michael-freilich-turned-sleuth-to-solve-london-ulez-fine-mystery
Hallo Alex,
vielen Dank für deinen Nachtrag, den ich sehr interessant finde. Ich beschäftige mich nicht so sehr mit dem Thema, obwohl ich mich auch täglich frage, ob noch was kommt. Die ganze Zeit war das Thema, wie die TfL an unsere Adressen kommt, Grund für Verunsicherung für mich: Ich dachte, wenn sie von den Behörden diese Auskunft bekommen, gibt es ja wohl doch noch eine behördliche Zusammenarbeit. Dass das unrechtmäßig passiert, hätte ich nicht gedacht. Vielen Dank also für die Aufklärung und die Links!
Ich wünsche dir viel Glück. Abwarten und Teetrinken ist wohl das Motto da drüben :D
Also, ich bin letztens mit meinem alten Amphicar zum ersten Mal rübergemacht und sideways auf die Insel angelandet. Ich wusste nicht, dass die dort ALLE auf der falschen Seite fahren und hab mich erst richtig aufgeregt, über die vielen Spinner! Entsprechende Schilder standen da jedenfalls nicht an der Straße. Ich also konsequent ein paar Tage lang rechts gefahren. Hat aber kein Spaß gemacht, es hat ständig geregnet, das Essen war grottenschlecht und Deutsch kann auch keiner! Da bin ich bald wieder umgedreht und zurück nach Hause. Gesehen hat mich wohl niemand, jedenfalls kein Polizist. Bis heute hab ich keine Post gekriegt, aber ich mach wegen der Stromlinie sowieso kein Nummernschild ans Amphicar.