Tapptapptapptapptapp…wumms … tapptapptapptapptapp… piepsiges Miau. So geht das jetzt seit Samstag Nachmittag in unserem Wohnzimmer. Bonnie und Balu sind eingezogen, unsere kleinen griechischen Katzen-Energiebündel. Dass die keinen Dauermuskelkater des Todes und haben und nicht von blauen Flecken und Beulen am Schädel übersät sind, wundert mich. Nichts ist mehr sicher. Zum Glück hatte ich von meiner Kitten-Erfahrung mit Luna und Lopi zumindest die Erde der großen Topfpflanzen mit Pappabdeckern gesichert.
Jetzt geht es an die Erziehung: Nein, nicht auf den Tisch. Ja, du kannst meine Finger ablecken. Nein, mein Daumen ist nicht zum Knabbern da. Nein, lass die Kakteen in Ruhe. Der Staubsaugroboter tut euch nichts. Bitte zieht nicht an den Stromsteckern. NEINNEINNEIN, runter von der gottverdammten Gardine, ich glaub, es hackt!
Aber keine Frage: Es ist so schön, wieder Leben im Haus zu haben. Und was für welches- Die beiden Kätzchen sind etwa drei Monate alt, laut EU-Heimtierpass wurden sie am 5. Februar 2025 geboren. So ganz genau weiß das aber niemand. Ist auch egal, sie haben jedenfalls Energie für zehn. Wenn sie sich nicht gerade gegenseitig jagen, dann einen Spielzeugfisch oder eine Papierkugel.

Nach einer Stunde Getrappel ist Schluss und die beiden hauen sich völlig erschöpft auf die Rückenlehne der Couch im Wohnzimmer. Ihnen fallen die Augen zu und die winzigen Köpfchen sinken nach vorn (oder hinten).
Während ich das schreibe, sitzt der kleine schwarze Balu auf meinem Schoß und schaut mich mit großen Augen an. Er ist vom Boden hoch an meinen Pulli gesprungen und hat sich mit den Krallen eingehängt, ich bin begeistert. Was für ein niedliches Kerlchen.

Warum wir uns vor rund fünf Wochen für den Katzenneuzugang entschieden haben, habe ich hier schon mal geschrieben. Zwei Tage waren die beiden von Thessaloniki hierher unterwegs. Aber jetzt sind sie da und ich kann endlich für die Nachwelt festhalten, wie es mit den beiden jetzt klappt.
Abholung auf einem Park-and-Ride-Parkplatz
Bonnie und Balu fanden wir über den Tierschutzverein Pangea e.V. aus Hamburg. Er vermittelt mithilfe einer Organisation in Griechenland Straßenhunde und -katzen an Adoptionswillige in ganz Deutschland. Sind die Tiere alt genug, geimpft, gechippt und durchgecheckt, werden sie in einen Transporter geladen und hierher gekarrt.
Am Samstag Nachmittag traf der Transporter endlich südlich von Hamburg auf dem angepeilten Park-and-Ride-Parkplatz an der Autobahn ein. Dank Live-Ansicht in Whatsapp konnten wir genau sehen, wann es soweit ist. Neben Pierre und mir stand noch eine ganze Traube an Menschen mit Transportboxen für ihre Tiere bereit – das war ein richtiger Menschenauflauf.
Zum Glück wurde Balu gleich als zweiter aufgerufen und weil Bonnie dazugehört, bekamen wir sie auch gleich mit. Die beiden wurden uns zusammen mit ihren Pässen ausgehändigt. Als ein piepsiges Miau aus einer der Kisten drang, wurde ich völlig überwältigt und heulte los. So sehr hatte ich mich auf die beiden gefreut.
Ich setzte mich mit den beiden auf den Rücksitz des Autos und dann hieß es erstmal warten. Der Transporter und die Menschenmenge versperrten den Weg zur Abfahrt und wir hatten die Gelegenheit, einen ersten Blick auf unsere neuen Mitbewohner zu werfen. Balu ist zutraulicher. Er kam sofort nach vorne an das Gitter der Box. Bonnie versteckte sich hingegen ganz hinten.

Schnell tauten die beiden auf und auch Bonnie traute sich an meinen Finger… um daran zu lecken und zu beißen. Sie ist noch in ihrer oralen Phase und kaut auf allem herum, was sie kriegen kann. Zum Glück ist ihr Biss noch nicht richtig schmerzhaft – aber angenehm ist es nicht :D
Die beiden sind so klein, dass sie sich locker in der Transport lang machen konnten, in der Kater Lopi kaum seine Beine ausstrecken konnten. Die Fahrt nach Hause verlief dann ereignislos. Verzückt starrte ich die beiden Kleinen an – die ein wenig nach Kacke stanken, weil sie fast zwei Tage kein Katzenklo nutzen konnten.
Das Wohnzimmer wird zum Kittenzimmer
Zuhause angekommen ließen wir die beiden erstmal nur im Wohnzimmer laufen. Sofort stürzten sie sich auf das bereitgestellte Nassfutter, danach ging es ans Erkunden. Pierre und ich setzten uns auf den Boden und schauten dem Treiben zu – buchstäblich mehrere Stunden lang.
Schnell hatten die beiden alle Gerüche erschnuppert und sich einen Eindruck ihres neuen Zuhauses gemacht. Es erfolgte der erste spektakuläre Absturz, als Bonnie meinte, auf eine Lautsprecherbox klettern zu müssen, abrutschte, sich erfolglos an der Gardine dahinter festzuhalten versuchte und dann anderthalb Meter tiefer am Boden landete. Aufgerappelt, Köpfchen geschüttelt und weiter gings. Auf unsere samstägliche Movie Night auf dem heimischen Sofa verzichteten wir, die beiden Kitten waren unterhaltsam genug.

Uns ignorierten die beiden aber weitgehend. Besonders Bonnie traute sich nicht an uns heran. Verirrte sie sich in ihrer Rennerei zu nahe an uns heran, starrte sie uns mit großen Augen an und machte panisch den Abflug.
Und wie abends weiter? Wir wollten weder die beiden frei im Haus rumtapsen lassen, besonders nicht auf der offenen Treppe. Sie aber nachts allein lassen wollten wir aber auch nicht. Bei uns gehören die Katzen tatsächlich ins Bett (Katzen sind kuschelig!) und sie jetzt dem Wohnzimmer entreißen und in einen ganz neuen Raum werfen stand auch nicht zur Debatte.
Blieb nur noch eins: Camping im eigenen Wohnzimmer. Wir holten Luftmatratzen, Polster, Schlafsäcke und Bettzeug und richteten uns unser Nachtlager auf dem Wohnzimmerboden. Möglichst weit weg vom temporär dort abgestellten Katzenklo, von dem aus die beiden bereits fächerförmig zwei Meter weit Streu auf dem Boden verteilt hatten. Übrigens gern zu zweit, weil zu zweit auf dem Klo ja viel mehr Spaß macht, wenn man dabei dem Bruder oder der Schwester mit der Pfote eins über die Ohren ziehen kann.
Erstes nächtliches Kuscheln
Während wir Matratzen aufbliesen beobachteten uns zwei Augenpaare unter der Couch. Bonnie und Balu war die ganze Aktion eher suspekt. Und weil wir wegen des Streus am Boden dann doch noch den Staubsauger bemühten, versteckten sie sich irgendwo zwischen zwei Polstern und machten Anstalten, dort einzuschlafen.
Die Nacht war angenehmer als erwartet, obwohl ich aus offensichtlichen Gründen mehrmals aufwachte. Die beiden Kätzchen wachten nachts irgendwann natürlich auf und turnten um und über uns herum. Rums, die Switch-Konsole kippt um und nimmt noch ein paar Spielehüllen mit zu Boden. Rums, ein aufgebautes Puzzle, das auf dem Hifi-Receiver aufgebaut war, folgt der Switch. Am Morgen musste Pierre Bonnie davon abhalten, sich mit dem Maul einzelne Puzzleteile wegzufischen und sie zu entwenden. Aber zurück zur Nacht.
Irgendwann wachte ich davon aus, dass die beiden es sich auf der Bettdecke zwischen uns gemütlich gemacht haben. Ganz ohne Angst und ganz nah – auch Bonnie. Das Eis war wohl gebrochen. Die beiden schnurren übrigens wie die Schnurr-Weltmeister.

Bonnie bleibt wohl zurückhaltender als Balu. Der scheint ein wirklich kuscheliger Kerl zu sein. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass er noch so jung ist. Er scheint eher noch seine Mutter zu vermissen und miaut manchmal kläglich. Dabei schaut er mich mit so großen Augen von unten aus an, dass ich mich zu ihm runter hocke und er an meinem Pulli hochkrabbelt.
Er kommt auch gern mal her und setzt sich mir auf den Schoß, während Bonnie nur nachts ihre Scheu zu verlieren scheint. Sie läuft mittlerweile nicht mehr vor mir weg und lässt sich auch streicheln, aber sie kommt nicht freiwillig her, wie der kleine Balu. Vielleicht taut sie noch etwas auf. In der zweiten Nacht – diesmal im Schlafzimmer, wie es sich gehört – lag sie morgens jedenfalls an Pierre gekuschelt zwischen uns … unter der Decke.
Erster Freigang im Haus
Wir dachten, sobald wir am Sonntagvormittag das Wohnzimmer aufmachen, hüpfen die beiden los und erkunden das restliche Haus. Das hätten wir gerne eher früher als später – damit wir einen halbwegs normalen Alltag führen können, wenn es mit der Arbeit wieder losgeht. Das Wohnzimmer mit hübschen Teppichen und teurem Hifi-Kram ist eher mäßig als Katzenspielzimmer geeignet.
Jedenfalls: Nein, wir hatten uns getäuscht. Sooo viel Interesse haben die Kleinen noch nicht daran, ihr Revier signifikant zu vergrößern. Das angrenzende Zimmer, das bei uns als Kaminzimmer, zweites Wohnzimmer, und Durchgang zur Terrassentür und zur Treppe nach oben dient, erkundeten die beiden vorsichtig, aber das Lieblingszimmer ist und bleibt vorerst das Wohnzimmer. Great.
Trotzdem wurden bereits einige Straftaten und Ordnungswidrigkeiten begangen. Bonnie warf beim Klettern im Bücherregal zwei Bücher runter und direkt im Anschluss daran folgte der Behälter mit Tomaten- und Kräuter-Pflänzchen, die eigentlich demnächst in den Garten umziehen sollten. Okay, das war meine eigene Schuld. Es war vollkommen klar, dass das Ding auf dem Fensterbrett keine Zukunft hat.

Keine Zukunft hat übrigens auch der Stofffisch an der Katzenangel, den wir ursprünglich erst vor wenigen Wochen für Lopi gekauft hatten. Lopi schaute das Ding an, dann uns und dachte sich wohl “Für so einen Scheiß steh ich doch nicht auf”. Jedenfalls, Bonnie und Balu stehen nicht nur dafür auf, sie geben auch Vollgas, um den verdammten Fisch zu fangen. Balu kann hoch springen, sich in der Luft drehen UND den Fisch fangen. Wow.
Allerdings hat der Fisch schon ziemlich gelitten. Balu scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, das arme Ding möglichst schnell zu zerlegen. Eben hat der Fisch ein daran befestigtes Glöckchen verloren. Heute Morgen fand ich ihn im Wassernapf. (Okay, Fisch im Wasser, das war schon richtig mitgedacht, aber …).

By the way siehst du hier fast nur schlafende, ruhige Katzen. Der Großteil meiner Fotos von Katzen in Aktion zeigen nur völlig verwischte Fellflecken oder ein Stück Restschwanz im Bild, weil die ECHT VERFLUCHT FLINK sind. Da kommt mein Smartphone nicht mit.
Zurück zum Kaminzimmer. Es bestand weder Interesse daran, angrenzende Räume zu erkunden, noch die Treppe hochzuklettern. Balu machte das dann zwar eher ängstlich, aber oben kam er auch auf keinen grünen Ast, sein Explorationsinteresse scheint sich (noch in Grenzen zu halten). Ärgerlich, weil oben unsere Büros sind, wo wir uns meistens tagsüber aufhalten.
Dass Balu noch ein Mamakind ist, merkte ich dort oben jedenfalls deutlich: Wir waren eine ganze Treppe von seinem gewohnten Revier im Wohnzimmer entfernt und er wirkte deutlich eingeschüchtert. Kam ständig zu mir hin, kletterte auf meine Beine und piepste mich an. Ich wollte ihn nicht wieder runtertragen und nach einiger Zeit klappte es, dass er zögerlich die Stufen wieder runterkam. Seitdem ist die Treppe erstmal gestorben.
Geboren in einem Erdloch
Übrigens hatte mich noch am Samstag jemand aus Griechenland über Whatsapp kontaktiert. Es stellte sich heraus: Das ist der Finder der Katzenkinder. Er berichtete mir, wie er Anfang März die Mutter an einem Erdloch nahe einer Baustelle gefunden und sie mit Wasser und Futter versorgte. Auch ein Katzenbaby bemerkte er in der Höhle. Nach zwei Wochen kam er, um die beiden abzuholen … und fand drei weitere Babys.
Echt eine schöne Geschichte. Ich freue mich, dass er die kleine Familie nicht ihrem Schicksal überlassen hatte. Und er freute sich im Gegenzug über Bilder von unseren beiden Kätzchen, die er nun einige Wochen auf seinem Balkon gepflegt hat. Die beiden Geschwister und die Mutter wurden übrigens ebenfalls nach Deutschland gebracht und adoptiert – aber alle einzeln.
Stand jetzt: Viel Action, wenig Interesse an der erweiterten Umgebung
Aus Balu, dem auf-meinem-Schoß-Lieger von oben, ist zwischenzeitlich ein letzter-Nerv-Räuber geworden. Zweimal musste ich ihn von den Kakteen wegpflücken, er tut sein Möglichstes, um den armen Fisch zu töten und kommt einfach nicht zur Ruhe. Ständig kommen von irgendwo Geräusche, von denen ich fürchte, dass sie mit der Zerstörung von Einrichtung assoziiert sind. Bonnie ist daran natürlich genauso beteiligt. Ja, ich wollte es so haben. Alles gut. Und dennoch: Kätzchen sind richtig, richtig anstrengend :D Ich bin gespannt, wie sich ihre Charaktere entwickeln.

Und falls ich es nicht genügend erwähnt habe: Die beiden sind unendlich niedlich. Ihr leicht staksiger Gang, ihre winzigen Gesichtchen, ihre kleinen Körperchen, die so voller Energie stecken. Es macht sogar Spaß, ihnen beim Schlafen zuzuschauen, weil sie so goldig sind. Kaum zu glauben, dass sie in ein paar Monaten Lopis Größe haben.
Aktuell halten sie sich noch immer hauptsächlich im Wohnzimmer auf, obwohl die Türen alle sperrangelweit auf stehen. Die Küche ist offen, aber die beiden interessieren sich überhaupt nicht dafür, weiter als vier, fünf Meter aus dem Wohnzimmer zu gehen. Das wird noch kommen, und auch auf die Terrasse werden sie demnächst dürfen, aber aktuell sind sie wohl noch nicht so weit. Morgen muss ich wieder arbeiten – heute hatte ich Urlaub – und dann werden wir sehen, ob die beiden sich mal hoch wagen, wenn wir beide oben sind.
Weitere Ordnungswidrigkeiten und Storys von Bonnie und Balu findest du zukünftig unter dem Schlagwort Schrödingers Katze. Damit sind auch Lunas und Lopis Untaten vertaggt – nur, dass ich über die beiden nicht geschrieben habe, als sie so klein und rasant waren. 2009, als sie bei mir einzogen, pflegte ich hin und wieder meine alte, statische Website (hier noch zu sehen). Die beiden habe ich dort überhaupt nicht erwähnt, warum auch immer. Daher fehlt von ihnen viel aus ihrer wilden Zeit. Bilder von allen Katzen gibt es auf jeden Fall in der Fotogalerie Cat in a box.
So, und während ich jetzt Fotos in den Beitrag einbaue, hat sich auch Bonnie zu Balu auf meinen Schoß gesellt. Sie hat erst Balu sauber geputzt und ist dann fast instant weggepennt. Währrenddessen verrenke ich mich, damit niemand runterrutscht oder an der Tischkante zerquetscht wird. Ein Hoch auf Katzen! Mir tut alles weh.


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